Es ist Ferienzeit. Die gute News für die Schweizer Touristen: Der Schweizer Franken hat trotz den fortwährenden Devisenmarktinterventionen der Schweizer Nationalbank (SNB) in der Corona-Krise im ersten Halbjahr 2020 an Stärke gewonnen. Die schlechte News: Die Wechselkursgewinne nützen nicht viel, wenn die Reisefreiheit durch Quarantänebestimmungen stark gemindert wird.

Unter den weltweit wichtigsten Währungen kommt insbesondere der brasilianische Real unter die Räder: Wie in der untenstehenden Darstellung ersichtlich verliert der Real gegenüber dem Franken seit Jahresbeginn 27 Prozent an Wert. Der Ölpreis-Crash, der Abzug von Kapital durch ausländische Investoren, die Corona-Epidemie und die hohen Dollar-Schulden haben der südamerikanischen Währung stark zugesetzt. Und es ist kein Stopp der Talfahrt in Sicht.

Performance der weltweit wichtigsten Währungen zum Franken (Quelle: Bloomberg).

Die zwei anderen aufgeführten Schwellenländer-Währungen, der südafrikanische Rand und der mexikanische Peso, tauchen mit minus 19 Prozent ebenfalls ab. Auch hier: Fallende Rohstoffpreise, Abzug von ausländischem Kapital, eine Zunahme der Zahl von Corona-Infizierten und die hohen Dollar-Schulden setzen den Währungen zu. Zudem bleiben in der momentanen Lage die ausländischen Touristen in allen drei Schwellenländern weitgehend fern.

Die Schwäche dieser Schwellenländer-Währungen wäre eigentlich eine gute Nachricht für alle Schweizer Weltenbummler, die gerne in der Sommerzeit Ferien im mexikanischen Playa del Carmen, eine Safari im südafrikanischen Krüger Nationalpark oder Badeferien an der brasilianischen Copacabana machen würden. Doch in der jetzigen Situation mit Corona ist vieles schlichtweg komplizierter.

Nach einem Besuch in Brasilien oder Südafrika folgt in der Schweiz eine zehntägige Quarantäne. Es kommt nicht aus dem Nichts, dass das auf Fernreisen spezialisierte Reiseunternehmen Globetrotter für 2020 mit einem Umsatzeinbruch von 70 Prozent rechnet.

Das Pfund verkommt zur Schwellenlandwährung

Besonders affällig ist, dass die britische Leitwährung seit Jahresbeginn 8 Prozent an Wert gegenüber dem Schweizer Franken verloren hat. Das Pfund hat in den vergangenen Jahren unter der Unsicherheit des Brexits gelitten. Und diese Unsicherheit geht auch 2020 weiter: Was nach dem Ende der Übergangsphase am 31. Dezember passieren wird, ist bisher unklar. Es ist keine politische Lösung in Sicht. 

Experten sehen zunehmend schwarz für die britische Währung. Das Pfund könnte im Nachgang des vollzogenen Brexits sogar seinen Status als Leitwährung verlieren. Die anhaltende Volatilität in der Kursentwicklung spricht dafür, dass das Pfund mehr und mehr zu einer Schwellenlandwährung verkommt. Zumindest Schweizer Touristen könnten aktuell von der Pfundschwäche profitieren, figuriert doch Grossbritannien nicht auf der Quarantäneliste.

Der Dollar ist angezählt

Nachdem der Dollar Anfang April gegenüber dem Schweizer Franken stark an Wert gewonnen hatte und kurz bei 0,9901 Franken lage, verliert die Weltwährung seitdem stetig an Wert und steht seit Jahresbeginn knapp 3 Prozent im Minus. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Die Staatsschulden sind explodiert, die Ausbreitung der Corona-Epidemie unterminiert die Rolle des Greenbacks als sicherer Hafen in Krisenzeiten und die Zinsdifferenz zwischen Europa und den USA hat abgenommen, was die Attraktivität des Dollars zusätzlich schmälert.

Die geplanten US-Ferien können nicht nur wegen den momentanen Quarantänebestimmungen getrost um ein Jahr verschoben werden. Mit einer guten Wahrscheinlichkeit spart man im Sommer 2021 dank Wechselkursgewinnen auch noch einen Batzen.

Europa wird im Moment teuerer

Europa bietet für viele Schweizer eine der wenigen Möglichkeiten, trotz Corona Ferien im Ausland zu machen. Zum Leidwesen der Schweizer Touristen und zur Freude der Schweizer Exportindustrie hat der Euro seit Mitte Mai gegenüber dem Franken wieder an Wert gewonnen. Der Euro konnte seinen Halbjahresverlust gegenüber dem Franken auf 1 Prozent reduzieren und steht knapp unter 1,08 Franken. 

Doch diese Entwicklung ist vermutlich von kurzer Dauer. Eine mögliche Corona-Welle im Herbst könnte die Krisenwährung Franken auch gegenüber dem Euro wieder erstarken lassen. Kommt hinzu: Es besteht die Möglichkeit, dass die Schweizer einen Platz auf der US-"Watchlist" für Währungsmanipulatoren erhalten könnte. Dies würde den Spielraum der SNB zur Frankenabschwächung sicherlich einschränken. Die vielzitierte "Parität" ist mit diesem Szenario nicht vom Tisch.

Die Einzige Währung, die gegenüber dem Schweizer Franken zulegen konnte, ist die schwedische Krone. Gut 1 Prozent legt die nordische Währung zu. Gründe für die Kronenstärke: Die schwedische Reichsbank entschied sich Ende Dezember 2019 für die Abkehr von der Negativzinspolitik. Die Corona-Politik Schwedens erscheint zunehmend als "nachhaltig und wirksam", zudem waren und sind keine Lockdowns notwendig. Schweden-Ferien bleiben teuer - Quarantänepflicht bei der Rückkehr inklusive.

ManuelBoeck
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