Zur Überbrückung der Produktionsengpässe fasst das Unternehmen eine Kapitalerhöhung im Umfang von 250 Millionen Franken ins Auge, um neu erhaltene Aufträge erfüllen zu können.

Die Ergebnisse des ersten Halbjahres waren vom Auf- und Ausbau der Produktionsanlagen geprägt, wie das Berner Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Konkret stieg der Umsatz in den ersten sechs Monaten des Jahres auf 56,7 Millionen Franken, ein Vielfaches des Semesterumsatzes aus dem "Transformationsjahr" 2021. Vor Jahresfrist hatte Meyer Burger gerade mal 18 Millionen Franken umgesetzt.

Der Betriebsverlust vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) betrug allerdings immer noch 24,4 Millionen Franken nach einem Defizit von 30,9 Millionen vor einem Jahr. Unter dem Strich steht für das Halbjahr 2022 ein Verlust von 41,0 Millionen Franken. Deutlich mehr als im Vorjahressemester, als der Fehlbetrag "nur" 37,2 Millionen betragen hatte.

Damit hat der Berner Solarmodulhersteller die Erwartungen der Analysten beim Umsatz verfehlt. Die Gewinnzahlen fielen indes etwas besser aus als erwartet.

Nach anfänglichen Verlusten im frühen Handel dreht der Kurs ins Plus. Nach 10 Uhr steigt der Kurs um 1,6 Prozent auf 0,558 Franken. 

Schneller Ausbau

Zeitgleich vermeldet Meyer Burger die Unterzeichnung einer Vereinbarung mit dem auf Projekte für erneuerbare Energien spezialisierten US-Unternehmen D. E. Shaw Renewable Investments (DESRI). Der Vertrag beinhalte die langfristige Lieferung von 3,75-5 Gigawatt Solarmodulen.

Dazu sei ein beschleunigter Ausbau der Produktionskapazitäten geplant: "Das Unternehmen plant, seine Produktionskapazitäten in unmittelbarer Zukunft so weiter auszubauen, dass bis Mitte 2024 eine Nennkapazität von rund 3 Gigawatt erreicht werden kann.", teilte Meyer Burger weiter mit.

Um dies zu gewährleisten, fasst das Unternehmen Kapitalmassnahmen ins Auge. Das Management von Meyer Burger spricht von einer " möglichen Kapitalerhöhung in der Grössenordnung von rund 250 Millionen Franken." Die Beschaffung des frischen Kapitals soll "in den nächsten Monaten" lanciert werden. Weitere Details dazu sollen die Aktionäre im Rahmen einer Einladung zu einer ausserordentlichen Generalversammlung erhalten.

Seit der Neuausrichtung im Sommer 2020 stellt der bisherige Solarzulieferer seine eigenen Solarzellen und PV-Module her. Im "Transformationsjahr" 2021 setzte Meyer Burger mit knapp 40 Millionen Franken weniger als die Hälfte des Vorjahres um. Unter dem Strich resultierte ein Verlust von 100,5 Millionen Franken.

Analysten bleiben optimistisch

Die Analysten von Mirabaud reagieren positiv auf die Unternehmenszahlen von Meyer Burger und bestätigen das Kursziel von 0,85 Franken und das "Buy"-Rating.

Der Markt für Solarmodule sei sehr stark. Die gute Preissetzungsmacht für Solarmodule verbessere die Verhandlungsposition von Meyer Burger, meinen die Mirabaud-Analysten. Zudem sei der Appetit der Finanzinvestoren auf erneuerbare Energien so gross, dass die Kapitalerhöhung von 250 Millionen Franken gut absorbiert werde. Das Unternehmen dürfte nach der Meinung von Mirabaud noch viele Jahre lang ein überdurchschnittliches Umsatzwachstum verzeichnen.

Die Analysten der ZKB sehen wegen der möglichen Kapitalerhöhung  kurzfristig eine Belastung für den Aktienkurs, belassen die Einstufung aber weiterhin auf "Übergewichten". 

Für die ZKB lag das erste Halbjahr von Meyer Burger im Rahmen der Erwartungen. Überlagert werde das finanzielle Resultat durch die Ankündigung des beschleunigten Kapazitätsausbaus, um die Liefervereinbarungen mit DESRI in den USA erfüllen zu können. Dieser Vertrag zeige die aktuell positive Nachfragedynamik auch im amerikanischen Markt für Meyer Burger. Daher begrüsse die ZKB den schnelleren Produktionskapazitätsausbau.

(AWP/cash)