Kony ist eine digitale Anbieterin von Dienstleistungen aus der Welt von Software-as-a-Service (Saas). Dabei wird die Software aus der Cloud betrieben und vom Kunden als Dienstleistung genutzt. Der Grossteil des Umsatzes, den Kony macht, stammen aus diesem Geschäft. Dadurch seien 60 Prozent der Umstätze wiederkehrend, hiess es am Donnerstag in einer Mitteilung. Kony dürfte demnach bis 2020 Umsätze von 115 Millionen Dollar erreichen und das Wachstum von Temenos ab 2020 befeuern.

"Die Übernahme passt perfekt zur Strategie von Temenos", schreibt dazu die Bank Vontobel. Auch an der Börse spiegelt sich diese Ansicht: Der Kurs der Temenos-Aktie steht im frühen Handel um rund 3 Prozent höher. 

"Der Kauf erlaubt es uns, unsere wichtigsten Wachstumsfelder voranzutreiben: Digital Banking und der Ausbau des US-Marktes", sagte Temenos-Chef Max Chuard an einer Telefonkonferenz am Mittwochabend. Die Kony-Plattformen DBX (digital banking experience) und MXDP (multi-experience development platforms) liessen sich mit den besten Komponenten von Temenos Infinity und Avoka kombinieren, so der CEO weiter.

Syniergien erwartet

Infinity ist die erfolgreiche Multikanal-Front-Office-Plattform von Temenos. Das Unternehmen verspricht sich viel, indem das Know-How von Kony dazukommt: "Damit schaffen wir das marktführende Produkt im Digital Banking und können das Wachstum beschleunigen", wird CEO Chuard zitiert. 

Mit einem globalen Team von 1'500 Mitarbeitenden verfüge man zusammen über eine grosse Expertise. 2019 werde man in den USA pro forma einen Umsatz von rund 200 Millionen Dollar erreichen. Gemeinsam wird die Kundenbasis in den USA auf rund 1'300 Banken und Credit Unions steigen und das Unternehmen an sieben Standorten vertreten sein.

Zudem verfügt Kony über ein Entwicklungszentrum im indischen Hyderabad mit 1100 Mitarbeitenden. Dieses soll zusammen mit den dortigen Temenos-Standorten zum Hub für die Entwicklungsarbeit werden.

Aus Sicht der Bank Vontobel beschleunigt die Akquisition Temenos' Marktdurchdringung in den USA. "Sie nutzt die Kundenbasis von Kony und Temenos dank des grösseren Verkaufspersonals und eines erfahrenen lokalen Managements, unter anderem Konys CEO als neuer Präsident von Temenos North America", schreibt Analyst Michael Foeth.  Auch das Angebot von Temenos Infinity werde weiter gestärkt. Vontobel rät bei Temenos zum Kauf. 

Hohe Bewertung der Temenos-Aktie

Kony bietet zusätzlich eine Low-Code-Entwicklungsplattform an. Dies bedeutet eine Entwicklungsumgebung für Software unter Verwendung visueller Applikationsdesigner und anderer grafischer Modellierungsmethoden - im Gegensatz zu klassischen manuellen Programmiertechniken. Das Kony-DBX-Produkt, für «Digital Banking Experience», umfasst mobil Bankanwendungen, die über verschiedene Kanäle laufen können: Dazu gehört die Unterstützung von Konversationsschnittstellen, künstlicher Intelligenz, Augmented Reality und mobilen Technologien. 

Kony bringe Temenos über 100 neue Kunden, vor allem in den USA, schreibt die Zürcher Kantonalbank (ZKB) in einem Kommentar. Die ZKB erwartet, dass Kony schon nächstes Jahr keinen negativen Einfluss auf den Gewinn pro Aktie haben werde und 2021 gewinnverdichtend wirke. Die Marge sollte binnen drei Jahren auf Höhe jener der Gruppe sein. 

Allerdings bringt die ZKB auch in Erinnerung, dass die Temenos-Aktie hoch bewertet ist. Die Analysten der Bank errechnen für das laufende Jahr ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von hohen 45. Bei der ZKB erhält die Aktie nur das Prädikat "Marktgewichten", vergleichbar mit einem Neutral-Rating bei anderen Banken. 

Auch Morgan Stanley moniert die hohe Bewertung und erwartet keinen grossen Schub für die Temenos-Aktie durch den Kony-Zukauf. Es bestünden zudem die bekannten Integrationsrisiken. Die US-Bank stuft Temenos mit "Underweight" ein. 

Kauf in bar und mit Krediten

Temenos will, wie weiter bekannt gegeben wurde, den Kauf in Bar und mit Krediten bezahlen. "Zur Finanzierung wird eine Kombination aus den bestehenden Kreditfazilitäten und einer Brückenfinanzierung genutzt", sagte der Finanzchef weiter. Der Verschuldungsgrad, gemessen an der Nettoverschuldung im Verhältnis zum EBITDA, soll per Ende Jahr unter 2,5x liegen und per Ende 2020 unter 1,5x.

Mit Material der Nachrichtenagentur AWP.