«Die Börse ist zu einem Tollhaus geworden und der Alleinunterhalter Donald Trump bestimmt, wo es langgeht», sagt Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. «Anleger sind weiterhin gut beraten, Ruhe zu bewahren und die Nerven zu behalten.»

In einem überraschenden Schritt hatte US-Präsident Trump am vergangenen Mittwoch die erst kürzlich verhängten Zölle auf Einfuhren grösstenteils ausgesetzt. Daher verzichtet die Europäische Union (EU) vorerst auf die geplanten Gegenzölle. «Die 90-tägige Pause gibt allen Zeit für Verhandlungen oder schlimmstenfalls zur Umorganisation der Geschäfte, um die drohenden Folgen der erhöhten Abgaben abzumildern», erläutert Analystin Ipek Ozkardeskaya von der Swissquote Bank.

Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst des Online-Brokers CMC Markets, warnt allerdings vor überzogenen Erwartungen an mögliche Verhandlungen zur Beilegung des Zollstreits. «Es ist kaum vorstellbar, dass die Staaten zu willfährigen Erfüllungsgehilfen der Wünsche des amerikanischen Präsidenten werden.» Zudem seien dessen Ziele bislang unklar.

Sorgen bereitet Börsianern zudem, dass sich die USA und China mit immer neuen Zöllen und Gegenzöllen belegen. Dieser Handelskrieg habe das Potenzial, die Weltwirtschaft in eine Rezession zu stürzen, warnt ein Händler. Insgesamt hat der Swiss Market Index in der abgelaufenen Handelswoche damit 3,5 Prozent verloren. Dies, nachdem er in der Woche davor bereits 9,3 Prozent eingebüsst hatte.

Für den Dow Jones Industrial resultierte ein Wochengewinn von rund fünf Prozent. Der S&P 500 baute am Freitag seinen Wochenanstieg auf rund 5,7 Prozent aus. Dies war für den marktbreiten Index die gewinnträchtigste Woche seit November 2023. Für den von den grossen Technologieaktien ging es fast siebeneinhalb Prozent nach oben. Unter dem Strich büsste der deutsche Leitindex Dax in der alten Woche etwa 1,5 Prozent ein.

Sika und ABB mit Umsatzzahlen

Der Pessimismus der Anleger spiegelt sich unter anderem in den Erwartungen für die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Gründonnerstag wider: Wegen der drohenden Abkühlung der heimischen Konjunktur gilt eine Zinssenkung um einen Viertelprozentpunkt als sicher. Einige Experten gehen davon aus, dass die Währungshüter im Herbst noch einmal nachlegen werden.

Auf der Unternehmensseite richtet sich die Aufmerksamkeit der Anleger zum Start der Bilanzsaison auf die Ausblicke und mögliche Prognose-Senkungen der Unternehmen. In der Schweizer veröffentlichen Sika und Sulzer Umsatzzahlen für das erste Quartal, ABB tut dasselbe am Donnerstag. Im Ausland öffnen unter anderem die Banken Goldman Sachs und Citigroup, der Telekom-Ausrüster Ericsson, die Brauerei Heineken und der Streaming-Anbieter Netflix ihre Bücher. 

Das Highlight bei den Konjunkturdaten sind am Mittwoch die US-Einzelhandelsumsätze für März. Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz erwartet wegen vorgezogener Käufe in Erwartung der US-Zölle ein Plus von 1,2 Prozent. Diesseits des Atlantik gibt der ZEW-Index am Dienstag einen Hinweis auf die Stimmung der Börsenprofis.

Analysten sagen für April einen leichten Anstieg des Barometers auf minus 86 Punkte von minus 87,6 Zählern voraus.

(Reuters/cash)