Ein Kunde der portugiesischen Onlinebank Banco Best konnte vor einigen Tagen in Luxemburg einen Anteil eines Aktienfonds der Credit Suisse (CS) kaufen. Ein ganz alltäglicher Vorgang. Wäre da nicht eine Besonderheit: Alle Schritte des Prozesses fanden auf der dezentralen Datenspeicherkette Blockchain statt. Und das nicht hintereinander, sondern gleichzeitig.

Marktreif ist die Lösung nicht. Es handelte sich um einen Versuch. Allerdings: Die Fondabwicklung war ein echtes Geschäft und keine Simulation – das heisst, die Fondsanteile befinden sich nun im Portfolio des Banco-Best-Kunden.

Der Handel hat gezeigt, dass sich eine solche Fondsabwicklung, die mehrere Tage in Anspruch nehmen kann, idealerweise innerhalb von Sekunden durchführen lässt. Ein Wermutstropfen für die Projektverantwortlichen war, dass die Bezahlung per Auslandüberweisung erst am nächsten Morgen vollzogen werden konnte.

Die CS griff auf die Distributed-Ledger-Technologie des Luxemburger Spezialisten FundsDLT zurück. Das Geschäft fand auf der Ethereum-Blockchain «Quorum» statt. Die Blockchain, ursprünglich die Technologie zur Unterstützung der Kryptowährung Bitcoin, ist als Datenspeicher für schnelle und transparente Transaktionen eigentlich ideal.

Aber obwohl in der Bankenwelt mit der Technologie viel geforscht und ausprobiert wird, findet sie im Finanzalltag noch wenig Verwendung (cash berichtete). Die Fondsindustrie ist nach wie vor stark von einem traditionellen System von Transaktionen und Abwicklungen geprägt, das oft komplex und zeitintensiv ist. Eine wichtige Rolle beim Vertrieb und bei der Abwicklung von Fonds spielen Transfer Agents (TA) beziehungsweise Transfer- und Registerstellen.

Deren Funktion kann die Blockchain übernehmen, wodurch für den Kunden nicht nur Zeit, sondern auch Kosten gespart werden können: "Auch für den Retailkunden wird es spürbar günstiger, weil so die Wertschöpfungskette verkürzt und verschlankt wird", sagt Nils Reimelt von der Beratungsfirma Capco, der das Projekt der CS in Luxemburg mitbetreut hat, auf Anfrage von cash.ch. "Auch Verwahrung und Depots kosten. Wenn aber diese Custody-Funktionen auf der Blockchain laufen, kostet es theoretisch fast nichts", so Reimelt.

Transparenz bei Kundenüberprüfung

Ein weiterer Aspekt der Fondstransaktion sind Regulationsthemen. So lässt sich mit der Blockchain das KYC – "Know your Customer" - vereinfachen. Diese Legitimations- und Identitätsprüfungen von Kunden dienen zur Bekämpfung illegaler Handlungen wie Geldwäscherei. "KYC muss auf der Blockchain im Prinzip nur einmal erfasst und abgelegt werden. Danach liegen die Daten auf der Blockchain und lassen sich von allen angebundenen Banken abfragen", sagt Reimelt.

Inwiefern die CS beziehungsweise ihr Asset-Management-Arm mit 400 Milliarden Franken Fondsvermögen die Technologie nach diesem geglückten Geschäft weiterverfolgt, hat die Bank laut der Nachrichtenagentur Reuters nicht bekannt gegeben.

Schon vor etwa einen Jahr handelte die CS mit der niederländischen Bankengruppe ING Staatsanleihen über die Blockchain, unter "realen Bedingungen", wie es damals hiess. Die nun vor einigen Tagen erfolgte Fondsabwicklung war nach Angaben der Projektverantwortlichen die erste dieser Art, in der ein realer Kunden im Sinne einer Business-to-Customer-Transaktion effektiv ein Anlageprodukt kaufte.

Das Potenzial für Banktransaktionen über die Blockchain ist grundsätzlich sehr gross. Dies sieht man auch bei der CS so. Es könnten aber gerade auch die neueren, internetbasierten Banken wie beispielsweise Revolut oder N26 sein, die dieses Echtzeit-Trading und die Blockchain als Distributionskanal in ihren künftigen Entwicklungsschritten als erste nutzen wollen. 

FundsDLT erklärt die Prozesse in einem Video wie folgt: