Die Verwerfungen an den Finanzmärkten und die Angst vor Ausfällen auf risikobehafteten Krediten setzten der Aktie der Credit Suisse in den vergangenen Wochen sichtlich zu. Zuletzt kostete sie keine sieben Franken mehr. Das sind fast drei Franken weniger als im August 2012, als der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken ein zusätzlicher Eigenkapitalbedarf in zweistelliger Milliardenhöhe nachgesagt wurde.
Im Vorfeld einer Rede an einer Branchenkonferenz der amerikanischen Rivalin Morgan Stanley richtet sich die Credit Suisse am frühen Donnerstagmorgen in einer Medienmitteilung an die Öffentlichkeit. Wie der Mitteilung entnommen werden kann, liegt der Vorsteuergewinn nach zwei Monaten über dem Vorjahr. Damals hatte die Grossbank gut eine Milliarde Franken erzielt. Zudem sei das Volumen der risikobehafteten Ausleihungen nunmehr geringer als in früheren Jahren, so lässt man durchblicken.
Während die Credit Suisse sichtlich bemüht ist, die Gemüter zu beruhigen, bezeichnen Beobachter die gemachten Aussagen als eher halbherzig. Sie verweisen darauf, dass es an den Finanzmärkten erst im März zu Verwerfungen gekommen sei. Ausserdem warte die Grossbank - anders als die UBS tags zuvor - nicht mit konkreten Zahlen zu den Ausleihungen in die Öl- und Gasindustrie auf. Denn der Ölpreiseinbruch bedroht die Existenz vieler Firmen aus diesem Wirtschaftszweig.
Nach einem frühen Vorstoss auf 7,24 Franken gewinnt die CS-Aktie denn auch nur noch 1,3 Prozent auf 6,70 Franken.
Die Dividendenängste halten sich hartnäckig
Die Bank Vontobel begrüsst zwar, dass sich die Credit Suisse eigenen Angaben zufolge bisweilen tapfer geschlagen hat. Allerdings seien die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf das zukünftige Tagesgeschäft für die Grossbank vorerst nur schwer abschätzbar. Vontobel erhofft sich deshalb weitere wichtige Informationen von der Rede von Firmenchef Thomas Gottstein und Finanzchef David Mathers anlässlich der anstehenden Branchenkonferenz. Die Aktie wird wie bis anhin mit "Hold" eingestuft, wobei das Kursziel erst vor wenigen Tagen auf 8 (zuvor 13) Franken gesenkt wurde.
Die Aktien von @juliusbaer profitieren stärker von den Aussagen der @CreditSuisse zur Ertragsentwicklung im Wealth Management als jene der Grossbank selbst. $CSGN $CS
— cashInsider (@cashInsider) March 19, 2020
Wie die Zürcher Kantonalbank festhält, scheint die Credit Suisse nicht so stark unter den Marktturbulenzen zu leiden. Das Investment Banking habe über die Jahre an Bedeutung verloren, die Leveraged Finance Aktivititäten und das Engagement im Ölsektor seien zurückgefahren worden und die tiefgreifenden Kostensenkungen würden ihre Wirkung entfalten. Insgesamt erscheine es deshalb, dass die negativsten Szenarien die Grossbank nicht treffen werden. Sie bekräftigt deshalb das Anlageurteil "Marktgewichten".
Wie aus den Handelsräumen hiesiger Banken ergänzend zu hören ist, bleiben Fragen rund um die zukünftige Dividendenpolitik in der Medienmitteilung vorerst unbeantwortet. Seit die norwegische Finanzaufsicht FSA die dortigen Banken vor wenigen Tagen aufforderte, die geplanten Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe zu überdenken, geht auch bei den Aktionären der beiden Schweizer Grossbanken die Angst vor möglichen Dividendenkürzungen um. Denn wie die FSA richtigerweise festhält, haben sich die Rahmenbedingungen wegen der Coronavirus-Krise zuletzt spürbar eingetrübt. Vermutlich sieht das auch die Finma so.