Der Nährboden für Erfolgsfirmen ist an der ETH Zürich offenbar gegeben. Eine neue Studie der Hochschule und der Universität St. Gallen belegt, dass die an der ETH gegründeten Startups eine überdurchschnittlich hohe Erfolgsquote haben und doppelt so viele Arbeitsplätze schaffen wie andere Schweizer Startups (30 statt 15 pro Unternehmen, 4476 insgesamt in 145  Jungfirmen). Was sind die Faktoren, die Spin-Offs der ETH so erfolgreich machen?

Nun, die ETH nennt zum einen ihre Netzwerke wie das ETH Transfer, mit dem neue Gründer mit Wissen ihrer Peers unterstützt werden. Als zentrales Event, um gute Kontakte zu knüpfen, nennen viele Befragte das jährliche «Spin Off Dinner». Auch das Stipendienprogramm «Pioneer Fellowship» wird erwähnt, mit dem die Entwicklung von Forschungsprojekten zum kommerziell verwendbaren Produkt unterstützt wird.

Teamwork statt Einzelkämpfertum

Ein zentraler Punkt: Die meisten der ETH-Spin offs starten als Team. Nur sieben Firmen von 145 wurden von einzelnen Gründern angeschoben. Damit heben sich die ETH-Gründungen von der Landschaft der Startups in der Schweiz ab, die einen erheblichen Anteil an Einzelgründungen kennt. Gleichzeitig entsprechen sie vielen globalen Erfolgsstorys – auch wenn Gründer wie Jeff Bezos, Elon Musk oder Steve Jobs als herausragende Visionäre gelten, ihre Erfolgsunternehmen haben sie dennoch im Team gegründet.

Um ein Startup zum Erfolg zu führen, zählt auch, ob es in der Lage ist, Investorengelder anzuziehen. Im Durchschnitt konnten die erfolgreichen Spin-Offs 4,1 Millionen Franken an Kapital anziehen. Auch hier unterscheiden sich die Einzel-Player von den Team-Gründungen: Erstere verfügten im Durchschnitt über 600'000 Franken als Startkapital, die Team-Firmen über 4,2 Millionen Franken.

Am meisten Kapital erhielten Spin-Offs, wenn mindestens einer der Gründer bereits zuvor ein Unternehmen gestartet hatte. Diese Firmen konnten im Durchschnitt 5,3 Millionen Franken von Investoren einwerben.

Erstgründer in der Überzahl

Gleichzeitig liegt hier eine Besonderheit in den Gründungen im universitäten Umfeld der ETH: Die Zahl der Seriengründer liegt niedrig. Bei 35 Prozent der Unternehmen hat mindestens einer der Gründer eine Vorgeschichte mit einer weiteren Firmengründung, dass ist 15 Prozent niedriger als der Schweizer Durchschnitt. Erstaunlich auch deshalb, weil eine Firma, die von einem Mehrfach-Gründer gestartet wird, eine leicht überdurchschnittliche Erfolgschance hat.

Die Performance der ETH-Spinoffs – die komplette Studie


Als weiteren Erfolgsfaktor zählt die ETH Zürich, dass die Mehrheit der Gründungen im Kanton Zürich angesiedelt ist in unmittelbarer Nähe zur Universität. Mit weitem Abstand von etwa jeweils 10 bis 15 Firmen folgen Zug, Basel-Stadt und das Aargau. Ins Ausland hat kaum ein Spin-off seinen Sitz verlegt, 97 Prozent aller betrachteten Startups siedeln nach wie vor in der Schweiz.

Ein Kontrapunkt in der Erfolgsgeschichte allerdings: Nur 8 der Gründer sind weiblich. Im europäischen Durchschnitt sind es 15 Prozent der Firmen, die von Frauen angeschoben werden. Auch bleibt die Zahl der Gründerinnen deutlich hinter dem Anteil der Absolventinnen an der ETH zurück, der bei gut 30 Prozent liegt.

Die ETH benennt diesen Faktor selbst und zeigt auf, wie sich der Anteil der Frauen in den vergangenen Jahrzehnten positiv entwickelt hat und verweist auf ihren Sender Action Plan von 2014. Gleichzeitig gilt: Wenn nur 8 von 100 Gründern weiblich sind, bleiben wahrscheinlich viele gute Ideen für Spin-Offs auf der Strecke, bevor es zum Startup kommt.

Der Artikel erschien zuerst auf handelszeitung.ch unter dem Titel:  «Das sind die Erfolgsfaktoren der ETH-Spin-Offs»