Am Montag sollen die Gläubiger von René Benkos insolventen Immobiliensparten entscheiden, mit welcher Strategie sie am meisten von dem Geld wiedersehen, das sie dem Signa-Konglomerat geliehen haben. Das Fünf-Sterne-Traditionshotel Bauer Palazzo am Canale Grande in Venedig dürfte dabei ihre geringste Sorge sein.

Der Bauer Palazzo gehört der Edelsparte Signa Prime Selection, zu der auch das Berliner KaDeWe und das Park Hyatt in Wien zählen, und soll von der Luxuskette Rosewood Hotels betrieben werden. Die Renovierung wurde im vergangenen Jahr eingestellt, als Signa Prime das Geld ausging.

Der Insolvenzverwalter der Signa Prime berichtet in der Vorlage für die Sitzung am Montag aber von einer «sehr hohen Nachfrage» potenzieller Käufer und von indikativen Preisvorstellungen, die sich «im Wesentlichen mit den Annahmen des Managements» decken.

Das Hotel - nur wenige Schritte vom Markusplatz entfernt - gehört zu den Vorzeige-Immobilien, auf die es bei der Verwertung der Signa Prime ankommen wird. Aber auch wenn Benko sich stets damit brüstete, nur der Papst und die Britische Krone hätten ein besseres Portfolio als er, finden sich bei der Signa Prime auch Objekte wie die Elbtower-Baustelle in Hamburg, die schwer zu vermarkten sein werden.

Gläubigerversammlungen am Montag

Das verschachtelte, überschuldete Konglomerat, das Benko über zwei Jahrzehnte aufgebaut hat, kollabierte im vergangenen Jahr unter dem Druck höherer Zinsen, steigender Kosten und sinkender Bewertungen. Management und Insolvenzverwalter wollen Signa Prime und die Bauträger-Schwester Signa Development Selection über ein Sanierungsverfahren abwickeln, bei dem die unbesicherten Gläubiger durch einen geordneten Verkauf der Liegenschaften binnen zwei Jahren mindestens 30 Prozent ihrer Forderungen erhalten sollen.

Allerdings muss mindestens die Hälfte der Gläubiger - sowohl der Zahl als auch dem Forderungsvolumen nach - zustimmen. Die Abstimmung für beide Sparten ist für die Gläubigerversammlungen am Montag angesetzt.

Und es könnte knapp werden. Die Insolvenzverwalter der Signa Prime kommen mit externen Experten auf eine mögliche Quote von 23 Prozent bis 32 Prozent. Das setzt aber voraus, dass die Werte sich von den aktuellen Tiefstlagen um rund 20 Prozent erholen.

Mit den besicherten Gläubigern des Bauer Palazzo haben die Verwalter ein Schuldenmoratorium vereinbart. Um die Zeit des Erwerbs des Bauer Palazzo im Jahr 2020 erhielt Signa Prime auch einen Kredit in Höhe von 135 Millionen Euro von der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien, der im Jahr 2025 fällig wird, wie aus den Insolvenzunterlagen hervorgeht. Die Bank lehnte eine Stellungnahme ab.

Erfolgreicher Verkaufsprozess oder Konkurs

Wenn die Gläubiger dem Sanierungsverfahren nicht zustimmen, dann gehen die Signa-Sparten in den Konkurs. Die Insolvenzverwalter raten von diesem Vorgehen ab, da es ihren Schätzungen zufolge nur eine Quote von 9 Prozent bringen würde. Ob diese Rechnung zutrifft, ist allerdings umstritten.

Unter den Hammer kommen werden recht bald auch Schweizer Globus-Kaufhäuser, die Signa Prime zusammen mit dem thailändischen Kaufhauskonzern Central Group gehören, heisst es in den Unterlagen. Auch der Anteil am Londoner Luxuskaufhaus Selfridges - der Stammsitz an der Oxford Street ebenso wie eine Dependance in Manchester soll verkauft werden. Die Central Group ist auch hier Miteigentümer, ebenso wie - indirekt mit durchgerechnet 10 Prozent - der saudische Public Investment Fund, heisst es.

Jeder Verkauf wird auch deshalb mit Argusaugen beobachtet werden, weil die Investoren sich Hinweise zum generellen Preisniveau erhoffen. Die verschwindend geringe Anzahl an Transaktionen hat in letzter Zeit die Preisfindung erschwert und zu grosser Unsicherheit bei den Bewertungen geführt.

Für Signa Prime kommt erschwerend hinzu, dass viele Projektgesellschaften - etwa jene des Elbtower - bereits selbst Insolvenz beantragt haben. Um diese Projekte zu stabilisieren, werden kurzfristig «erhebliche Mittel» erforderlich sein, so der Bericht des Insolvenzverwalters.

(Bloomberg)