Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im April nur noch um 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch zu seiner ersten Schätzung mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit Oktober 2024. Im März waren die Verbraucherpreise noch um 2,2 Prozent gestiegen. Von März auf April zogen sie Preise um 0,4 Prozent an.
Analysten sagten zu den Daten in ersten Reaktionen:
Michel Heise, Chefökonom HQ Trust
«Für Freude bei den Verbrauchern werden die Zahlen nicht sorgen: Dienstleistungen und Nahrungsmittel sind deutlich teurer geworden. Enttäuschend ist zudem, dass die Kerninflation, die Energie- und Nahrungsmittelpreise ausklammert, sogar wieder deutlich auf 2,9 Prozent gestiegen ist. Die hohe Kerninflation zeigt, dass die schwache Entwicklung der deutschen Konjunktur, die sich auch im ersten Quartal fortgesetzt hat, den Preisanstieg bislang nur wenig dämpft. Die neue Regierung könnte einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Preise leisten, indem sie auf eine Entlastung der Wirtschaft bei Abgaben und anderen Kostenfaktoren hinwirkt.»
Friedrich Heinemann, ZEW-Institut:
«Momentan verhindert die Inflation bei den Lebensmitteln und Dienstleistungen noch ein rascheres Absinken der Inflationsrate. US-Präsident Donald Trumps wirre Handelspolitik könnte in den kommenden Monaten in Deutschland für mehr Preisstabilität sorgen: Der Vertrauensverlust für den Dollar stärkt den Euro und macht Importe billiger. Ausserdem wird zollbedingt das Angebot an günstigen asiatischen Waren in Europa zunehmen. Zudem dämpft die erratische US-Politik die globale Wirtschaft, das trifft die deutsche Konjunktur und wirkt daher ebenfalls preisdämpfend.»
Thomas Gitzel, Chefökonom VP Bank:
«Die deutsche Inflationsrate liegt im Zielbereich der EZB. Problematisch ist allerdings, dass die Kerninflationsrate im April den vorläufigen Zahlen zufolge bei 2.9% liegt. Im März waren es noch 2,6 Prozent. Einmal mehr ist dies einem kräftigem Anstieg der Dienstleistungspreise zuzuschreiben. Letztere klettern im April um 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Lohnsteigerungen werden im Dienstleistungsbereich an die Kunden weitergegeben. Die Teuerung wird in den kommenden Monaten weiter zurückgehen. Dies wird auch für die Kerninflationsrate gelten. Die EZB kann damit auch den Leitzins weiter senken. Zusätzliche Unterstützung für diesen Kurs bekommen die Währungshüter von wirtschaftlicher Seite. Die konjunkturelle Entwicklung bleibt holprig. Offen bleibt derweil, wie weit die europäischen Währungshüter den Leitzins zurücknehmen werden. Eine weitere Zinssenkung im Juni um 25 Basispunkte dürfte gesetzt sein. Dann wird es auf die aktualisierten Projektionen der EZB-Volkswirte ankommen. Sollten diese eine länger anhaltende wirtschaftliche Schwäche vorsehen bei gleichzeitig auf EZB-Zielniveau liegenden Inflationsraten wird der Zinssenkungszyklus im zweiten Halbjahr seine Fortsetzung finden.»
(Reuters/cash)