Der von Erbin Bettina Burr vertretene Familienzweig willigte ein, zwei Stiftungen zu verkaufen, die in Niederösterreich 7000 Hektar Wald besitzen, erklärten drei Personen mit Kenntnis der Transaktion, die nicht namentlich genannt werden wollten. Käufer ist die Wiener Verpackungsfirma Prinzhorn Holding GmbH, die vor einem Jahr bereits einen angrenzenden Wald einem anderen Familienstamm abgekauft hatte, erklärten die informierten Personen und baten um Anonymität, da das Geschäft noch nicht in das Grundbuch eingetragen wurde.

Der Wald - etwa 20 Mal so gross wie der New Yorker Central Park - gehört zu einem Landgut, das Baron Albert de Rothschild im Jahr 1875 gekauft hatte. Die Nationalsozialisten beschlagnahmten das Land nach der Besetzung Österreichs 1938. Es wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs teilweise an die Familie zurückgegeben. Die Rothschild-Erbin Bettina Looram zog dorthin zurück und lebte auf dem Landgut bis zu ihrem Tod im Jahr 2012. Zwei Familienzweige teilten dann das Gut auf - und beide haben jetzt wohl an Prinzhorn verkauft.

Der Verkauf des Waldes markiert das letzte Kapitel der Präsenz der Rothschilds in Österreich. Salomon Rothschild begann um 1815 in Wien Geschäfte zu machen und wurde schnell zum grössten Finanzier des Habsburgerreiches. Die Familie investierte in Eisenbahnen und Eisenhütten und wurde innerhalb weniger Jahrzehnte zum grössten Landbesitzer des Landes. Sein Enkel Albert wurde 1910 als reichster Mann Europas angesehen.

Damit sei eine ambivalente 200-jährige Beziehung zu Ende, sagte der Historiker Roman Sandgruber, der letztes Jahr das Buch "Rothschild - Glanz und Untergang des Wiener Welthauses" veröffentlicht hat, in einem Interview. Die Habsburger hätten die Familie respektiert und sie in den Adel gebracht, da sie von ihrem Finanzwissen profitierten. Die katholischen Habsburger hätten jedoch immer einen gewissen Abstand zur jüdischen Familie Rothschild gehalten.

Prinzhorns Pläne

Der Käufer der zweiten Rothschild-Liegenschaft, Cord Prinzhorn, wird die beiden Teile des Waldes aus dem Familienbesitz wieder zusammenführen. Im vergangenen Jahr hatte er bereits das kleinere, 5400 Hektar grosse, Waldstück, für 92 Millionen Euro gekauft. Der Preis für den zweiten Teil der Ländereien ist etwas höher als der erste, sagten zwei der mit dem Vorgang vertrauten Personen.

Die Prinzhorn Holding lehnte einen Kommentar ab. Bemühungen, Bettina Burr über die im Telefonverzeichnis aufgeführten Telefonnummern zu erreichen, waren nicht erfolgreich.

Prinzhorn startete 1853 mit einer kleinen Papierfabrik in Pitten, etwa eine Stunde südlich von Wien. Der Vater von Cord Prinzhorn baute das Unternehmen, nachdem er es in den 70er Jahren übernommen hatte, zu einem europäischen Player aus. Cord Prinzhorn investiert stark in Deutschland und anderen europäischen Ländern oder der Türkei.

Der Wald, den Prinzhorn kauft, ist voll von historischen Jagdütten, die vor etwa 120 Jahren erbaut wurden, und liegt in einem der beliebtesten Wander-, Angel- und Naturgebiete in Niederösterreich. Während Prinzhorn die Wälder als langfristigen Vermögenswert und als erneuerbare Rohstoffquelle betrachtet, möchte er auch die historischen Gebäude und das Land als Räume für Tiere und für Menschen zum Wandern, Fischen oder einfach nur Natur-Geniessen erhalten.

(Bloomberg)