Die Schweizerische Nationalbank (SNB) soll mit weiteren Zinserhöhungen zuwarten. Das fordert der Ökonom und Ex-Presiüberwacher Rudolf Strahm in einem Gastbeitrag in der "Handelszeitung". Die bisherigen Zinserhöhungen der SNB seien zwar gerechtfertigt gewesen. Doch "vorläufig reichts", schreibt Strahm.

Der alt SP-Nationalrat begründet seine Haltung mit dem landesweiten Anstieg der Mieten, welche durch die Zinserhöhungen der SNB in Gang gesetzt worden sei. "Die mehrfache Rückkoppelung über die Dynamik bei den Mieten bremst nicht, sondern erhöht die Teuerung", so Strahm.

Um diese Rückkoppelung auf den Landesindex der Konsumentenpreis (LIK) zu verstehen, müsse man sich den "Meccano des Mietrechts" vor Augen halten: Der Anstieg des Zinsniveaus habe nun erstmals, nach geglätteter Verzögerung, zur landesweiten Anhebung des mietrechtlichen Referenzzinssatzes auf 1,5 Prozent geführt. "Das löst nun einen multiplen Erhöhungsschub der Mieten aus", meint Strahm.

Das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) beliess den hypothekarischen Referenzzinssatz Woche bei einer Neubeurteilung zwar bei 1,5 Prozent. Viele Experten rechnen aber mit weiteren Erhöhungen ab Ende 2023 oder Anfang 2024. Bei der vorherigen Entscheidung im Juni war er erstmals seit langem 0,25 Prozentpunkte angehoben worden. 

Nach einer Erhöhung des Referenzzinssatzes um 0,25 Prozent dürfen Vermieter den Mietzins um 3 Prozent anheben. In welchem Umfang und wie schnell diese Anpassungen sich auf den Mietpreisindex auswirkten, liesse sich allerdings erst in den Quartalen ab November beurteilen, schrieb das Bundesamt für Statistik letzte Woche.

Per saldo führt dieser erste Schub beim Referenzzinssatz laut Strahm im Herbst aber bei mindestens der Hälfte aller Mietverhältnisse in der Schweiz zu Mieterhöhungen von oft 4 bis 6 Prozent oder mehr. "Wenn nun die SNB ihren Leitzins nochmals erhöhen sollte, wird der erneute Referenzzinsanstieg nach Bankschätzung im Jahr 2024 sogar bei zwei Dritteln aller Mietverhältnisse durchschlagen", schreibt Strahm. Die SNB werde daher mit ihrer Inflationsbekämpfung "zum zahlenmässig wirksamsten Inflationstreiber." Auch andere Faktoren wie ein sinkender Importpreisindex oder Zeichen einer Abschwächung der Wirtschaft sprechen laut Strahm für einen Stillstand bei den Zinsen.

Viele Ökonomen erwarten aufgrund der anhaltenden Inflationsrisiken eine Erhöhung der SNB-Leitzinsen im September um nochmals 25 Basispunkte auf dann 2 Prozent. Die Jahresteuerung in der Schweiz hat sich im August allerdings stabil gezeigt. Sie verharrte im August 2023 bei 1,6 Prozent. In den ersten beiden Monaten 2023 war die Teuerung in der Schweiz noch wegen höherer Strom- und Flugpreise bis auf 3,4 Prozent angestiegen, seither ging es wieder kontinuierlich abwärts.

(cash)