Nachdem der Winter lange auf sich warten liess, ist er nun da, mit frostiger Kälte, Schneefällen und Glättewarnungen. Trotzdem ist das Panik-Thermometer der Bundesnetzagentur in Deutschland nicht im roten Bereich. Deutschland - von wo auch ein beträchlicher Teil des in der Schweiz benötigten Gases kommt -  hat weiterhin gut gefüllte Gasspeicher.

Die Deutschen sparen beim Heizen. Im Bundestag, dem deutschen Parlament, sitzen Abgeordnete sogar in Schals und Mänteln. Und noch nie kamen so viele Flüssiggas-Lieferungen an wie jetzt. Das Überangebot hat die europäischen Erdgaspreise am Montag um 9 Prozent gedrückt.

Obwohl es der Markt derzeit selbst regelt, ist die EU- Kommission weiterhin wild entschlossen, die Gaspreise politisch einzudämmen. Brüssel hat dazu zu einem ausserordentlichen Treffen der Energieminister eingeladen. Der einzige Punkt auf der Agenda: ein Gaspreisdeckel.

Deutsche LNG-Terminals bald eingeweiht

Deutschland und die Niederlande lehnen die Pläne jedoch ab. Sie fürchten, dass ein starrer Deckel dazu führen könnte, dass LNG-Lieferanten einfach einen Bogen um Europa machen. Das wäre natürlich ungünstig, ausgerechnet jetzt, wo Berlin seine LNG-Terminals an den Start bringt.

Am Samstag weiht der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz Deutschlands erstes schwimmendes FSRU in Wilhelmshaven ein. Künftig soll das Flüssiggas hier direkt - und nicht über Rotterdam oder andere Häfen - importiert und dann in Gas verwandelt werden. Umweltaktivisten ist da nicht so zum Feiern zumute. Nicht nur, weil sie einen fossilen "Lock-in" fürchten, sondern auch weil die Entspannung an der Preisfront mit einer wahren Renaissance der Kohlekraftwerke einhergeht.

Anfang Dezember emittierten die deutschen Meiler so viele Abgase, dass die Verschmutzung zeitweise jene in Indien erreichte.

(Bloomberg/cash)