Die UBS plant, die meisten Kundenbetreuer der Credit Suisse in der Region Asien zu behalten und gleichzeitig mehr als die Hälfte der anderen, weltweit 45'000 Arbeitsplätze der Credit Suisse abzubauen. Privatbankiers mit wachsenden Kundenbüchern werden dagegen mit Sonderboni bedacht. Der in Singapur ansässige Jin Yee Young, ein langjähriger Starbanker der Credit Suisse, der Anfang des Jahres zur Deutschen Bank gewechselt war, wurde zurückgeholt, um Co-Leiter des Asien-Vermögensgeschäfts der UBS zu werden.

Die Rückkehr von Young war ein gutes Zeichen, ein Signal dafür, dass die UBS zumindest in Asien im Wealth Management eine gleichberechtigte Partnerschaft mit den ehemaligen CS-Bankern anstrebt. Angesichts der "Macht der beiden“ unterstreicht die Entscheidung von UBS-Global-Wealth-Chef Iqbal Khan seinen Willen, die Mitarbeiter der Credit Suisse zu behalten und in Asien weiterhin lukrative Kunden an Land zu ziehen. Durch den Zusammenschluss erhält die neue UBS mehr Kundenbetreuer als ihre engsten Konkurrenten DBS Group und HSBC zusammen.

Mittlerweile gibt es in diesem Geschäftsbereich einige Synergien

Der solide Kundenstamm der Credit Suisse in Südostasien, den Khan mit Youngs Beförderung zu halten hofft, kann die Kernstärke von UBS in Hongkong und auf dem chinesischen Festland ergänzen. Über die Credit Suisse wird UBS zudem auch in Indien und Australien verstärkt präsent sein.

Aber wie führt man die unterschiedlichen Kulturen von UBS und Credit Suisse zusammen? Drastisch unterschiedliche Kulturen gepaart mit einer sich schnell verändernden Branchenlandschaft bedeuten, dass die Integration der beiden Schweizer Banken unmöglich reibungslos oder angenehm verlaufen kann. So war die Credit Suisse im Gegensatz zur UBS bereit, ihre eigene Bilanz zu nutzen, um Firmengründern beim Wachstum ihrer Geschäfte zu helfen, damit sie Investmentbanking-Deals wie Börsengänge für sich gewinnen und später Privatvermögen verwalten kann. Dieser Ansatz erfreut sich bei südostasiatischen Tycoons und chinesischen Technologieunternehmern entsprechend grosser Beliebtheit. Vor dem Zusammenbruch unterstützte die Credit Suisse unter anderem den ehrgeizigen Turnaround-Plan des Einkaufszentrumbetreibers Dalian Wanda Group und den Traum des vietnamesischen Immobilienriesen Vingroup von der Herstellung von Elektrofahrzeugen.

Die Schweizer Universalbank ist das genaue Gegenteil

Nachdem die UBS während der globalen Finanzkrise enorme Verluste erlitten hatte, wurde es zu einem sichereren, konservativeren Institut mit geringer Risikobereitschaft. Vorstandsvorsitzender Colm Kelleher spricht offen von "kultureller Kontamination“ und befürchtet, dass einige Geschäftsmodelle der Credit Suisse zu riskant seien. Die UBS will deshalb milliardenschwere Kredite der Credit Suisse in Asien veräussern. Diese Entscheidung verschliesst im Wesentlichen die Tür zum Aufbau des Privatvermögensgeschäfts der kleineren Schweizer Bank. Denn es gibt keine Garantie dafür, dass ein Starbanker bei der UBS glänzen kann.

Wohl deshalb konzentriert sich Khan vorerst darauf, "Netto-Neugeld“ zu bekommen, um die massive Einlagenflucht auszugleichen, die Credit Suisse während ihres Niedergangs erlitten hat. Irgendwann werden jedoch die Gebühren, die das Private Banking generiert, für das Geschäftsergebnis der neuen UBS ausschlaggebend sein und nicht die Höhe der Einlagenbasis. Problematisch ist dabei, dass Asiens Millionäre heutzutage nicht mehr viel Börsenhandel betreiben. Warum sollten sie Risiken eingehen, wenn sie sich zurücklehnen und bis zu 6 Prozent auf Einjahres-Dollar-Sparkonten erhalten können?

In Singapur zum Beispiel, der Hochburg der Credit Suisse, sind die Banken derart überfüllt mit Einlagen, dass sie nicht wissen, was sie damit machen sollen. Im Juni entschied sich deshalb Singapurs grösster Kreditgeber DBS dazu, der Zentralbank des Landes einen Kredit in Höhe von 30 Milliarden US-Dollar zu gewähren. Kein Wunder, senkte letzte Woche die United Overseas Bank ihre Prognose für das Gebührenwachstum für das Jahr und signalisierte damit einen herausfordernden Ausblick.

Offen ist auch die Frage, was mit den 1'200 Kundenbetreuern passiert, wenn sich der Fokus der UBS vom Netto-Neugeld auf die Gebühren verlagert. Zeigt UBS gegenüber den Bankiers der Credit Suisse ein ebenso grosses Engagement wie Nomura gegenüber den alten Mitarbeitern von Lehman Brothers Holdings im Jahr 2008 und überschüttet sie mit hohen garantierten Barprämien und Beschäftigung?

In der Zwischenzeit wird es unweigerlich zu Überschneidungen bei einigen Privatvermögensgeschäften von UBS und Credit Suisse kommen. Solange Beschäftigungsunsicherheit besteht, dürfte die schnelle Personalfluktuation anhalten.

Private Banking ist eine kleine Welt

Ein Sprichwort besagt, dass sich ehemalige Kollegen zufällig in einer Schrotflintenehe befinden, die keine der beiden Seiten wollte. In der neuen Führungsriege wird beispielsweise Adeline Chien von der UBS "Leiterin Hongkong und Südostasien“ sein, während Rickie Chan von der Credit Suisse "Leiterin des Greater-China-Geschäfts in Hongkong“ sein wird. Sie waren vor einem Jahrzehnt Kollegen bei Barclays. In der Zwischenzeit wird Young wieder mit Benjamin Cavalli zusammenarbeiten – sie war seine Stellvertreterin bei Credit Suisse.

Es geht nun darum, einen Weg der Zusammenarbeit zu finden und herauszufinden, wie sich die alten Mitarbeiter der Credit Suisse an die UBS-Kultur anpassen und gleichzeitig das Vermögensgeschäft der Bank ausbauen können. Dieses steht vor einem zunehmend härteren und wettbewerbsintensiveren Umfeld. Nur die Zeit wird es zeigen, doch bislang scheinen sich diese Erwartungen nicht zu erfüllen.

(Shuli Ren, Bloomberg Opinion)