Die grundlegende Neuaufstellung des Schweizer Geldhauses gerät in Sichtweite. So hat die Bank kürzlich einen Verkaufsprozess für das US-Geschäft der Credit Suisse Asset Management (CSAM) eingeleitet, berichten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Unterdessen erwägen Abu Dhabi und Saudi-Arabien unabhängig voneinander, ob sie Geld in die Investmentbank oder andere Sparten stecken sollen. In allen diesen Fällen sind freilich noch keine Entscheidungen getroffen worden. 

Doch mit wenig mehr als einer Woche bis zur Verkündung ihrer neuen Strategie arbeitet die Credit Suisse an der Finanzierung des Umbaus, der mit einem starken Stellenabbau und erheblichen Einschnitten verbunden sein dürfte. Die Investmentbank steht im Zentrum der Pläne und könnte sogar aufgespalten werden.

Seit Jahresanfang um Hälfte gefallen

Die Credit Suisse hat zwar Vorbereitungen getroffen, um bei Bedarf die Aktionäre anzuzapfen. Vorziehen würde man es am Zürcher Paradeplatz allerdings, Geld durch Verkäufe einzuspielen und Investoren zur Finanzierung einzelner Bereiche zu gewinnen, die man ausgliedern will.

In Zürich legten die Aktien des Instituts erneut um bis zu 3,9 Prozent zu. Seit dem untertägigen Allzeittief vom 3. Oktober haben die Papiere rund 30 Prozent zugelegt, seit Jahresanfang aber immer noch um die Hälfte gefallen.

“Wir haben angekündigt, dass wir bei der Bekanntgabe des Ergebnisses für das dritte Quartal über die Fortschritte bei unserer umfassenden Strategieüberprüfung informieren werden”, so die Credit Suisse in einer Mitteilung. “Es wäre verfrüht, sich vor diesem Zeitpunkt zu möglichen Ergebnissen zu äussern.”

Ein Verkauf des US Asset Managements, zu dem auch eine Plattform für Collateralized Loan Obligations gehört, könnte dem Vernehmen nach das Interesse von Private-Equity-Firmen oder anderen Vermögensverwaltern wecken. Nach Angaben der Bank entfallen 146 Milliarden Franken des verwalteten Vermögens auf den amerikanischen Markt.

Die Sparte ist eine von zwei grossen Geschäftsbereichen, die die Bank verkaufen will. Die Credit Suisse ist auch auf der Suche nach Investoren für ihre Gruppe für verbriefte Produkte, für die sich unter anderem Mizuho Financial und Apollo Global Management interessieren.

Potenzielle Investoren vorsichtig

Die Bank bemüht sich auch um einen Investor von Aussen, der Geld in eine Abspaltung des Kernbereichs ihres Investmentbanking einbringen soll. Die Ausgliederung im Stil einer Boutique-Bank könnte die Beratung bei Übernahmen und Fusionen, Kapitalmarkt-Emissionen sowie Leveraged Finance umfassen. Der dritte Bereich der Investmentbank, eine geschrumpfte Handelsabteilung, wird die Bank wahrscheninlich behalten.

Die Überlegungen in Abu Dhabi und Saudi-Arabien gehen dahin, Geld in die Investmentbank-Ausgliederung oder auch andere Geschäftsbereiche zu stecken, um von den gefallenen Aktienkursen zu profitieren. Die Investitionen könnten über die Staatsfonds Mubadala Investment bzw. Public Investment Fund getätigt werden, aber auch über andere Vehikel.

Potenzielle Investoren seien bei der Bank allerdings generell vorsichtig geworden; sie fürchten weitere Verluste oder Rechtsrisiken. Das Medienbüro von Abu Dhabi und PIF konnten sich nicht sofort dazu äussern. Mubadala lehnte eine Stellungnahme ab.

Investiert in Zeiten der Not

Die Credit Suisse zählt Investoren aus dem Nahen Osten zu ihren Hauptaktionären, darunter den Staatsfonds von Katar und die saudische Olayan Group. Sie haben oft in Zeiten der Not investiert, zuletzt etwa als die Kataris im April 2021 bei Wandelanleihen im Wert von rund 2 Milliarden Dollar einstiegen, mit denen die Credit Suisse ihre Bilanz stützte.

Die Credit Suisse hat beim Staatsfonds von Katar dem Vernehmen nach erneut vorgefühlt, ob Interesse bestehe, sich an einer Kapitalspritze oder dem Einstieg bei einer Sparte zu beteiligen. Ein Vertreter des Fonds lehnte eine Stellungnahme ab.

Angesichts der Umbaupläne wird Investmentbankchef Christian Meissner wohl das Geldhaus verlassen, wie Bloomberg ebenfalls erfuhr. Wie zu hören ist, wird der Rücktritt voraussichtlich am 27. Oktober bekannt gegeben, wenn die Bank ihre neue Strategie vorstellen will. 

Meissner war im Oktober 2020 zur Credit Suisse gestossen und wurde Co-Chef eines neu geschaffenen Bereichs an der Schnittstelle von Wealth Management und Investmentbanking. Angesichts des Skandals um den Kollaps von Archegos Capital Management, der die Bank 5 Milliarden Dollar kostete, wurde Meissner 2021 Chef der Investmentbank. 

(Bloomberg/cash)