Insgesamt verzeichneten die sechs grossen US-Banken JPMorgan, Citigroup, Bank of America, Wells Fargo, Goldman Sachs und Morgan Stanley fast 2 Milliarden US-Dollar mehr Einnahmen aus dem Handel von Finanzinstrument wie Aktien oder Obligationen als von den Analysten erwartet. 

"Das Interesse an Investitionen in Aktien ist gestiegen“, sagte Jim DeMare, Leiter der globalen Märkte bei der Bank of America, in einem Interview am Dienstag. Im Grossen und Ganzen haben geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Unsicherheit "die Anleger dazu veranlasst, ihre Strategie zu überdenken und haben Umschichtungen vorgenommen, um von den zukünftigen Möglichkeiten zu profitieren.“

Die höheren Handelserträge trug dazu bei, den Schock des enttäuschenden Nettozinsertrags zu mildern. Die US-Banken stehen unter zunehmenden Druck, höhere Zinsen auf den Spareinlagen zu vergüten. JPMorgan beendete im ersten Quartal 2024 mit tieferen Nettozinseinnahmen eine vorhergehende Serie von sieben aufeinanderfolgenden Rekordquartalen.

Die Kreditgeber hatten sich auf ein Ende der Rekordeinnahmen im Zinsgeschäft vorbereitet, die sie mit der Anhebung der Leitzinsen durch die Federal Reserve eingefahren hatten – was Glenn Schorr, Analyst bei Evercore ISI, zu der Aussage veranlasste: "Die Beat-and-Raise-Party musste irgendwann enden.“ Das heisst, für den Moment ist es vorbei mit Gewinnsteigerungen, die über den Markterwartungen liegen. 

Als die Krediteinnahmen zurückgingen, verliessen sich die Banken wieder auf ihr Kerngeschäft an der Wall Street. Die Händler der Bank of America verzeichneten eines ihrer besten ersten Quartale seit Beginn der Aufzeichnungen, angetrieben durch einen überraschenden Ertragsanstieg im Aktienhandel von 15 Prozent auf 1,87 Milliarden Dollar.

Das Rentenhandelsgeschäft von Morgan Stanley erzielte einen Umsatz von 2,49 Milliarden Dollar, verglichen mit Schätzungen von 2,33 Milliarden Dollar, während der Aktienumsatz 2,84 Milliarden Dollar betrug. Die Händler der Goldman Sachs erzielten einen Umsatz von 7,63 Milliarden Dollar und übertrafen damit die Schätzungen der Analysten. Bei JPMorgan übertrafen sowohl der Anleihen- als auch der Aktienhandel die Prognosen.

"Das Gesamtniveau der Markteinnahmen hat sich deutlich über dem Niveau stabilisiert, das in der Zeit vor der Pandemie normal war“, sagte Jeremy Barnum, Finanzvorstand von JPMorgan, am vergangenen Freitag und nannte als Treiber Volatilität und Unsicherheit hinsichtlich der Zinserwartungen sowie "natürliches Hintergrundwachstum. Im Moment scheint das die neue Normalität zu sein.“

Verbesserungen im Investmentbanking

Während die Banken-CEOs zögerten, Prognosen zu den Handelsergebnissen abzugeben, betonten sie einen Aufschwung in einem anderen Wall-Street-Geschäft: dem Investmentbanking. Die sechs Banken legten einheitliche Schätzungen für die Schulden- und Eigenkapitalunterzeichnung vor und prognostizierten, dass weitere Steigerungen folgen werden.

"Wir sehen uns im Anfangsstadium einer Wiedereröffnung bei den Kapitalmarkttransaktionen“, sagte David Solomon, Vorstandsvorsitzender von Goldman Sachs, am Montag. "Ich habe bereits gesagt, dass das historisch niedrige Aktivitätsniveau nicht ewig anhalten wird."

Dies ist eine willkommene Atempause nach der massiven Abschwächung in den letzten zwei Jahren. Die wirtschaftliche Unsicherheit aufgrund steigender Zinssätze und geopolitischer Spannungen beeinträchtigte die Ergebnisse des Investmentbankings nach dem Boom aus der Pandemie-Ära im Jahr 2021.

"Wir gehen davon aus, dass sich der stetige Aufbau dieses Geschäfts fortsetzen wird“, sagte Sharon Yeshaya, Finanzchefin von Morgan Stanley, am Dienstag in einer Telefonkonferenz. "Die zugrunde liegenden Trends deuten darauf hin, dass das Vertrauen zunimmt.“

(Bloomberg/cash)