Den Swiss Performance Index trennen etwa 750 Punkte vom Rekordstand im Februar. Um aufzuschliessen, braucht es noch einen Kursanstieg von knapp 6 Prozent. Das heisst, der Markt hat nach dem schweren Corona-Absturz kräftig aufgeholt.

Nicht so richtig dabei gewesen bei der Rally sind bis jetzt die Versicherer. Wenn man sich die Charts der SMI-Konstituenten Zurich, Swiss Life oder Swiss Re vor Augen führt - überall das gleiche Bild: Die Aktienpreise sind ein Viertel bis fast die Hälfte tiefer als im Februar vor dem pandemiebedingten Ausverkauf. Ausserhalb des SMI ist es etwa bei Bâloise und Helvetia nicht viel anders.

Performance von Versichereren in der Coronavirus-Krise

AktiePerformance
seit 1.1.2020
Performance 
seit 20.2.2020
Swiss Re-37,2 Prozent-41,1 Prozent
Zurich-19,2 Prozent-26,8 Prozent
Swiss Life-28,3 Prozent-32,7 Prozent
Bâloise-22,6 Prozent-25,6 Prozent
Helvetia-42,8 Prozent-47 Prozent
SPI -0,3 Prozent-5,6 Prozent

Daten Tabellen: cash.ch/Bloomberg / Stand: 5. Oktober 2020

Versicherer gelten als solide, langfristig lohnenswerte Aktien. Der Nimbus des begehrten defensiven Investments hat allerdings an Leuchtkraft verloren. Simon Fössmeier, Analyst bei der Bank Vontobel, hat die Schätzungen für die Versicherer am Montag leicht nach unten angepasst. Ein Grund dafür sind die sinkenden Zinsen am Bondmarkt, wo diese Gesellschaften stark investiert sind: "Wenn die Verzinsung nur um 0,1 Prozentpunkte tiefer ausfällt, kostet dies beispielsweise eine Zurich 100 Millionen Dollar Gewinn im Jahr", sagt der Branchenspezialist.

Die Versicherer hätten zwar angekündigt, die Preise für ihre Produkte zu erhöhen, aber dies gleiche die Zins-Verluste im besten Falle nur aus. Und: "0,1 Prozent weniger beim Zins ist zudem angesichts der aktuellen Entwicklung eher eine konservative Schätzung." Von den Schweizer Versicherern verfügten die Zurich und die Swiss Re über das stärkste Exposure gegenüber den USA. 

Ratings und Kursziele für Versicherungsaktien

AktieRatings
(Buy/Hold/Sell)
Kurs
(Franken)
Durchschnittliches
12-Monats-Kursziel
(Franken)
Swiss Re10/15/469,9084,60
Zurich17/12/2327365,60
Swiss Life9/4/2353,50430,30
Bâloise3/7/2137,40152,90
Helvetia1/5/183,60104,20

Die wirtschaftliche und politische Situation jenseits des Atlantiks ist auch ein Grund, weswegen die Unsicherheit noch etwas anhalten dürfte. Vor einer Entscheidung in den Präsidentschaftwahlen wird kaum Ruhe einkehren. 

Bei den Ratings sind es derzeit nur die Zurich und die Swiss Life, wo der grösste Teil der Empfehlungen "Kaufen" lautet. Generell ist die Stimmung gegenüber diesen beiden Aktien gut. Swiss Re hinkt hinterher - ein Muster, dass sich seit Jahren zeigt: Der Rückversicherer läuft oft langsamer nach oben als die übrigen Titel der Branche. Bei der Helvetia spezifisch sorgt der Kauf der spanischen Gesellschaft Caser für etwas grössere Skepsis bei dem Titel gegenüber den übrigen Versicherungsaktien. Laut einem Kommentar der Zürcher Kantonalbank notiert die Aktie aber ungerechtfertigerweise um 30 Prozent unter Buchwert. 

«Dividenden sichern Aktien ein Stück weit gegen unten ab»

Nach der Kursrally seit März lässt sich sagen: Die Versicherer haben nicht im gleichen Masse von der Krise profitiert wie Impfstoffentwickler, Onlinehändler oder technologische Home-Office-Ausrüstern. Ein weiteres Gewicht an den Füssen der Versicherungsaktien ist die fortlaufende Unsicherheit wegen der Coronavirus-Entwicklung. Noch immer lastet die Angst vor einer zweiten Welle und neuen Lockdowns auf der Branche. Anders als bei anderen Sektoren will der Markt hier die Erholung nicht richtig einpreisen. Die Kosten der Pandemie, wie sie für die Versicherer anfallen, lassen sich nach wie vor nicht leicht abschätzen.  

Unsicherheiten bestehen auch bezüglich des so genannten Pandemieausschlusses. In Deutschland ist soeben eine bayerische Versicherungsgesellschaft im Rahmen einer "Betriebsschliessungsversicherung" gerichtlich zur Zahlung von einer Million Euro an einen Münchner Bierkeller verpflichtet worden. Auch in der Schweiz hat es solche Diskussionen zwischen Gastrogewerbe und Versicherern geben. Die Helvetia etwa hat im Mai in diesem Streit eine Vergleichslösung angeboten. 

 

 

Bei der Beurteilung der Branche – spezifisch bei Versicherungsaktien – weit weniger umstritten als die Gewinnaussichten ist die Dividenden-Situation. Gemessen an den derzeitigen Aktienkursen bietet die Ausschüttung bei den meisten Versicherern eine ansehnliche Rendite, wie die Übersicht zeigt:

Dividendenrenditen bei Schweizer Versicherern

AktieDividenden-
rendite
Swiss Re8,6 Prozent
Zurich6,2 Prozent
Swiss Life5,6 Prozent
Bâloise4,7 Prozent
Helvetia6,1 Prozent

Ausländische Versicherer sind im Kurs zum Teil noch stärker gefallen als Schweizer Anbieter, was deren Dividendenrendite zu Gute kommt. Internationale Investoren könnten sie dann bevorzugen. Wie Anlageexperte Mojimir Hlinka im cash-Börsen-Talk von vergangener Woche sagte, kommen Anleger mit mittelfristiger Perspektive trotzdem nicht um die Schweizer Versicherer herum: "Es wird in Zukunft keine andere Möglichkeit geben, ausser mit diesen Titeln Einkommen und Stabilität zu erzielen." 

So bleibt die Dividende einer der zentralen Pluspunkte für Versicherungsaktien. Mitten im Lockdown hatte es Befürchtungen gegeben, dass die Versicherer ähnlich wie die Banken zur Dividendenreduktion gedrängt werden könnten. Diese Progose hat sich für den Moment weitgehend verflüchtigt. Besonders die Dividenden-Spitzenreiter Zurich und Swiss Re dürften an ihren grosszügigen Ausschüttungen festhalten. 

Eine Positionierung bei Versicherern mit Blick auf die Dividende ist nicht verkehrt, wenn man den Analysten zuhört. Die Dividendenrenditen der kotierten Schweizer Versicherer lägen teils deutlich über dem Durchschnitt, wie Analyst Fössmeier in Erinnerung ruft. Die Dividendenaussichten der Versicherer, insbesondere bei der Zurich, blieben stabil: "Dies sichert die Dividendenaktien auch ein Stück weit gegen unten ab."

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