Seit einigen Jahren geben die Volkswirtschaftsexperten von Goldman Sachs jeweils einen Ausblick für das neue Jahr ab. Dies geschah nun auch diese Woche. Die Analysten nennen zehn Anlagethemen, welche das Geschehen an den Finanzmärkten 2014 ihrer Meinung nach grundlegend beeinflussen werden.

1. Wirtschaftserholung in den USA und Europa nimmt Formen an

Während die Privathaushalte in den USA wieder gesünder da stehen, wurde die Wirtschaftsentwicklung im laufenden Jahr durch die finanzielle Situation der öffentlichen Hand gebremst. Für das kommende Jahr erwarten die Experten in Übersee eine vom Privatkonsum und den Geschäftsinvestitionen getragene Wachstumsbeschleunigung. Das Wachstum beim Bruttoinlandprodukt werde sich in den USA auf über 3 Prozent beschleunigen. Und auch für Europa prognostiziert man bei Goldman Sachs eine Belebung. Aufgrund von Überkapazitäten werde sich die Inflation in der westlichen Hemisphäre in Grenzen halten.

2. Zins- und Geldpolitik der Zentralbanken schwieriger vorherzusehen

In Erwartung einer deutlichen Wachstumsbeschleunigung in den USA und Europa wird die zukünftige Zins- und Geldpolitik der Zentralbanken führender Wirtschaftsnationen im kommenden Jahr noch schwieriger zu prognostizieren, befürchten die Experten. Die US-Notenbank werde das Rückkaufprogramm für amerikanische Staatsanleihen und verbriefte Hypothekarkredite frühestens ab März nach und nach zurückfahren. Mit Leitzinserhöhungen sei nicht vor 2016 zu rechnen. Sollte die Wachstumsbeschleunigung stärker als erhofft ausfallen, könne sich das allerdings auch ändern. Das zins- und geldpolitische Umfeld bleibe über weite Strecken des kommenden Jahres dennoch günstig für Aktien und andere Risikoanlagen.

3. Die Risikoprämie wird weiter fallen

Bei Goldman Sachs wird auch 2014 mit einer weiter fallenden Risikoprämie für Aktien und andere Risikoanlagen gerechnet. Insbesondere in den entwickelten Märkten werde die Risikoprämie von ihrem historisch betrachtet hohen Stand weiter zurückfallen. Die Experten sehen daher gute Chancen für eine weitere Neubewertung der westlichen Aktienmärkte. Die europäischen Börsen sollten davon stärker als die amerikanischen profitieren können. Grundvoraussetzung dafür sei, dass die Realzinsen nicht deutlich anziehen.

4. Gute und schlechte Gelegenheiten für Carry-Trades

Durch den Renditedruck im von historisch tiefen Zinsen geprägten Marktumfeld seien die Gelegenheiten für Carry-Trades weniger geworden, so die Experten von Goldman Sachs. Gerade auf der Zinsseite müssten die Risiken im kommenden Jahr besonders stark in die Beurteilung solcher Transaktionen miteinfliessen.

5. Kehrtwende bei der Geldpolitik erster Zentralbanken möglich

Goldman Sachs macht nicht nur in den USA, sondern auch in einigen Schwellenländern eine sich abzeichnende Kehrtwende in der Geldpolitik aus. Insbesondere in Neuseeland, Norwegen und Schweden sei ab der zweiten Hälfte nächsten Jahres eine restriktivere Geldpolitik wahrscheinlich. Australien werde die Zins- und Geldpolitik im Laufe des Jahres hingegen weiter lockern und auch in Japan sei eine geldpolitische Kehrtwende unwahrscheinlich. Die Experten rechnen deshalb mit einem schwächeren Yen, einem höheren japanischen Aktienmarkt und einem sich gegenüber dem australischen Dollar festeren neuseeländischen Dollar. Ausserdem werde die seit Wochen beobachtete Schwäche bei der norwegischen und der schwedischen Krone ein Ende finden.

6. Neubeurteilung durch die Zentralbanken

In Ländern wie Norwegen, Kanada, Neuseeland, Schweden und der Schweiz habe der Kampf der Zentralbanken gegen die starke eigene Währung zu höheren Immobilienpreisen und in einigen Fällen zu einem anziehenden Kreditwachstum geführt. Die Zentralbanken hätten diese Exzesse über zu einem gewissen Grad toleriert. Die Experten glauben, dass in einigen Ländern ab dem kommenden Jahr gegen diese Übertreibungen vorgegangen werde, was wiederum Folgen für das Zinsgefüge und die Währungsentwicklung dieser Länder habe.

7. Schwellenländer bleiben mit Problemen behaftet

Nach einem schwierigen laufenden Jahr werde sich die Situation in den Schwellenländer beruhigen, so sind sich die Experten sicher. Allerdings werden diese Länder weniger stark vom Weltwirtschaftswachstum und den tiefen Zinsen profitieren als in der Vergangenheit. In Erwartung einer restriktiveren Geldpolitik der US-Notenbank sei in einigen Ländern auch im kommenden Jahr mit Währungsturbulenzen zu rechnen. Denn die strukturell bedingten Ungleichgewichte seien noch nicht aus der Welt geschafft worden.

8. Differenzierung in den Schwellenländern erwartet

Bei den Schwellenländern wird sich die Spreu vom Weizen trennen. Länder mit hohen Handelsbilanzdefiziten, einem geringen Exportanteil in den Westen oder überhitzten Volkswirtschaften hätten auch im kommenden Jahr einen eher schweren Stand, so der Bericht. Andere Länder könnten sich hingegen fangen und sogar erholen. Solche Länder machen die Experten vor allem in Osteuropa, beispielsweise in Polen, Tschechien oder Ungarn, aber auch in Korea und Taiwan aus.

9. Abwärtsrisiken bei den Rohstoffen nehmen zu

Aufgrund der schwierigen Situation in den Schwellenländern machen die Experten bei den Rohstoffen vermehrt Abwärtsrisiken aus. Am stärksten gefährdet sind die Industriemetalle, Bohnen sowie Gold. Rohstoff herstellende Länder und Unternehmen müssten sich erst noch an die neue Realität gewöhnen, was ein schmerzhafter Prozess werde. Etwas weniger gefährdet ist das Rohöl, allerdings berge auch dieses gewisse Abwärtsrisiken. Goldman Sachs rät, Währungen von rohstofffördernden Ländern wie Australien, Südafrika oder Brasilien zu meiden.

10. Stabilisierung in China sollte ausreichen

Im bisherigen Jahresverlauf sind die Wachstumserwartungen an China auf ein realistischeres Mass zurückgenommen worden. Für die Finanzmärkte ist ein stabiles, wenn auch unbeeindruckendes Wirtschaftswachstum in der Volksrepublik ins kommende Jahr hinein ausreichend. Eine Stabilisierung in China werde 2014 den ganzen asiatischen Raum stützen. Das gelte insbesondere für die dortigen Aktienmärkte, so die Experten.