Aktien gibt es Hunderttausende auf der Welt und sie werden zu Millionen täglich gehandelt. Darunter gibt es Titel, die im Grunde genommen für mehr als nur eine Firmengruppe stehen. Es sind diese Namen, die Geschichte geschrieben haben. cash zählt einige dieser sagenumwobenen Unternehmen auf und sagt Ihnen, ob es sich lohnt, ein Stück einer Legende zu kaufen. Ein Vorsichtshinweis voraus: Geschichte ist Emotionen. Und Emotionen allein sollen den Anleger ja nicht leiten.

Jardine Matheson Holdings: Das Handelshaus in Hongkong erlangte nach seiner Gründung 1832 eine herausragende Stellung im Fernosthandel. Noch heute bestimmen die Nachfahren des Schotten William Jardine – einem Abenteurer, Opiumhändler, Piraten und erfolgreichen Firmengründer - die Geschicke der weitverzweigten Gruppe, die unter anderem Autos und Maschinen nach China liefert und zu der die Immobiliengesellschaft Hong Kong Land oder die Luxushotelkette Mandarin Oriental gehören. Die Rolle der kurz "Jardines" genannten Firma bei der Handelserschliessung Asiens bildet die Vorlage für die berühmten Romane "Tai Pan" und "Noble House" des britisch-amerikanischen Schriftstellers James Clavell, die auch verfilmt wurden. Schon Jahre vor der Übergabe Hongkongs von Grossbritannien an China 1997 verlagerten die Erben von William Jardine den Firmensitz offiziell ins britische Überseegebiet Bermuda, und die Papiere sind in London gelistet. Die Hauptverwaltung residiert aber nach wie vor im Jardine House am Connaught Place in Hongkong.

Bei der UBS stehen die Aktien von Jardine Matheson und auch der ebenfalls kotierten Tochter Jardine Strategic auf 'Buy'. Der Kurs hat sich in den letzten fünf Jahren positiv entwickelt. Der auf Asien konzentrierte Mischkonzern bietet die Möglichkeit, an den dortigen Wachstumsmärkten teilzuhaben. Dass sich diese unterschiedlich entwickeln, ist allerdings auch ein Risiko. Die Credit Suisse setzt Jardines auf Neutral: Während der Autoverkauf in China und das Immobiliengeschäft anziehen könnten, erwartet die Grossbank eine schwierige Phase beispielsweise im Supermarktgeschäft in Südostasien.

GDF Suez: Der französische Energieversorger besteht in seiner heutigen Form seit 2008 und befindet sich teilweise im Staatsbesitz. Der Mantel der Geschichte weht über dem Konzern vor allem dank des Namensteils "Suez", denn einer der Ursprünge des heutigen Konstituenten des Pariser Leitindex' CAC 40 ist die Suezkanalgesellschaft des Ingenieurs Ferdinand de Lesseps. Dieser baute im Auftrag des ägyptischen Vizekönigs Mohammed Said die 1869 eröffnete Wasserstrasse zwischen dem Mittelmeer und dem Roten Meer. Die Suezkanalgesellschaft betrieb den Kanal, bis der 1956 von Präsident Gamal Abdel Nasser verstaatlicht wurde. Nasser löste damals die Suezkrise aus, die wegen der Niederlage der Briten und Franzosen wiederum die Dekolonisierung der Welt beschleunigte. Die Suezkanalgesellschaft bestand mit ihrem Vermögen aber weiter und fusionierte 1967 mit dem Wasserversorger Lyonnaise des Eaux. Die Fusion mit GDF – Gaz de France – erfolgte durch die Vermittlung der französischen Regierung.

Als Unternehmen der Energiebranche steht GDF Suez wegen des gesunkenen Ölpreises unter Druck. In den Hauptmärkten Frankreich und Belgien drohen dem Konzern zudem Marktanteilsverluste. Der Kurs ist in den vergangenen fünf Jahren stark gesunken.

Paris-Orléans: Die Finanzholding der britischen und französischen Zweige der berühmten Bankierfamilie Rothschild trägt den Namen zweier französischer Städte. Den Namen gibt es seit 1838 und leitet sich ab von der "Compagnie du chemin de fer de Paris à Orléans" ab, also der Gesellschaft, die den Bau der Eisenbahnverbindung zwischen den beiden Städten finanzierte. Das heutige Pariser Musée d’Orsay, die ehemalige Gare d’Orléans, zeugt mit seiner prunkvollen Architektur von den Leistungen der Eisenbahnpioniere. Nachdem Frankreich die Eisenbahnen 1938 verstaatlichte und die nationale Bahngesellschaft SNCF entstand, wurde Paris-Orléans eine Vermögensverwaltung beziehungsweise eine Beteiligungsgesellschaft.

Die Mehrheit der Aktien von Paris-Orléans gehört der Familie Rothschild, der Streubesitz beträgt 37 Prozent. Die Kurs von Paris-Orléans hat ist seit mehreren Jahren kaum gestiegen. Analysten bewerten die Fundamentaldaten des Unternehmens eher kritisch.

Wells Fargo: Eine der vier grössten Banken der USA erinnert nicht zufällig an Western-Filme und die Comicbände mit Lucky Luke. Der Name besteht seit 1852, als William Fargo und Henry Wells im Westen der USA ein Postkutschenunternehmen gründeten, das später auch Bankdienstleistungen anbot. Wells Fargo kommt prominent in einer Puccini-Oper und in einer Fernsehserie aus den 50er Jahren vor. Der heute bestehende Konzern ist das Ergebnis der Übernahme von Wells Fargo durch die Norwest Corporation aus Minneapolis. Ungewöhnlicherweise führt das Fusionsprodukt, dessen Sitz sich jetzt in San Francisco befindet, den Namen der übernommenen Gesellschaft, was die Bedeutung des Namens Wells Fargo nur unterstreicht. Wells Fargo ist allerdings in der Subprimekrise enorm unter die Räder gekommen und bekam Rettungsmilliarden von der amerikanischen Regierung.

Davon hat sich Wells Fargo aber erholt. Die Credit Suisse empfiehlt den Titel als Teil eines internationalen Bankenportefeuilles. Gelobt wird die hohe Diversifizieriung: Wells Fargo bietet alle Bereiche des Bank- und Finanzierungeschäfts an und jeder dritte US-Haushalt hat eine Verbindung zu diesem Unternehmen. Risiken bestehen wegen des tiefen Ölpeises, da Wells Fargo stark die Energiebranche finanziert, sowie der starken Konkurrenz im amerikanischen Autokreditmarkt.

Monte dei Paschi di Siena: Die drittgrösste Bank Italiens entstand 1472 und ist damit die älteste noch existierende Bank der Welt. Als "monte di pietà" bezeichnete man im spätmittelalterlichen Italien Pfandleihgeschäfte, also ein Kreditsystem für Arme. Vor diesem Hintergrund entstand die Bank, die bis heute ihren Sitz im Siena hat, und zwar im prächtigen Palazzo Salimbeni. Die italienische Bank erinnert auch daran, dass das moderne Bankenwesen ab dem 13. Jahrhundert in der Toscana entstand, genaugenommen in der Handelsstadt Florenz. Damals beherrschten einige Florentiner Familien, darunter die Medici, das Finanzwesen Europas. Monte dei Paschi wurde nach der Einigung Italiens im 19. Jahrhundert zu einer Grossbank und expandierte später international. Seit 1999 ist die älteste Bank der Welt an der Börse von Mailand gelistet. 

Illustre Geschichte hin oder her: Monte dei Paschi ist ein der am schlechtesten kapitalisierten Banken der Eurozone. Die Bank hat faule Kredite in den Büchern und sucht nach einen Kapitalgeber. Innerhalb eines Jahres ist der Aktienkurs um 98 Prozent gesunken. Die UBS erinnert daran, dass die Bilanz einer Bank wie Monte dei Paschi ein Riskio darstellt und die Bank gegenüber Zinserhöhungen und Marktschwankungen verwundbar bleibt. Die Credit Suisse schreibt immerhin, dass das Aufräumen der Bilanz auf dem richtigen Weg sei, ist aber auch klar der Meinung, dass die Unsicherheiten weiterbestehen.