Die Börse steckt wieder einmal im Sumpf: In den letzten fünf Handelstagen hat der Swiss Market Index (SMI) rund 2 Prozent eingebüsst. Die aktuelle Regierungsbildung in Italien sorgt für Verunsicherung, da eine höhere Staatsverschuldung und sogar ein Austritt aus der EU droht. Hinzu kommen schärfere Töne zwischen den USA und China, die den Handelsstreit wieder eskalieren lassen könnten. 

Noch schlechter als in dieser Woche sieht die SMI-Bilanz seit Jahresbeginn aus. Die Performance beträgt minus 6,1 Prozent, wie ein Blick auf die Kursgrafik verrät:

Entwicklung SMI seit Jahresbeginn, Quelle: cash.ch

Diese Negativentwicklung entmutigt Philipp Bärtschi, Anlagechef der Privatbank J. Safra Sarasin, jedoch nicht: "Wir sind weiterhin optimistisch bezüglich Ausblick für die Aktienmärkte", sagt er im cash-Börsen-Talk. In den letzten Monaten, konkret im Februar und April, habe seine Bank bei Schwächephasen sogar Aktien aufgestockt. "Wir denken, dass durchaus Chancen vorhanden sind."

Die positive Grundeinstellung fusst auf den weiterhin positiven Wirtschaftsdaten und Unternehmensergebnissen. Gemäss Bärtschi haben im ersten Quartal 75 Prozent aller US-Firmen mit ihren Geschäftszahlen positiv überrascht, was ein sehr gutes Zeichen für die Aktienmärkte sei.

"Für den SMI haben wir ein Jahresendziel von 9400 Punkten", sagt der Anlage-Experte mit Blick auf den Schweizer Leitindex. Zum aktuellen Stand bei 8800 Punkten entspricht dies einem Aufwärtspotenzial von 7 Prozent. Trotzdem: Bei 9400 Punkten war der Leitindex bereits Anfang Jahr. Somit wäre gemäss dieser Prognose das Schweizer Börsenjahr 2018 eine Nullrunde (Dividendenausschüttungen ausgeklammert).

Dufry und AMS locken zum Einstieg

Schwierig gestaltet sich für den Privatanleger die Einzeltitelwahl. Im Zuge des seit März 2009 anhaltenden Bullenmarktes sind viele Valoren inzwischen sehr teuer bewertet. Hohe Bewertungen bedeuten auch immer,  dass die Erwartungen der Anleger an die Firma sehr hoch sind und eine allfällige Ergebnisenttäuschung zu einer deutlichen Kurskorrektur führen kann.

"Wir sehen vor allem in spätzyklischen Sektoren noch Chancen", meint Bärtschi zur Frage nach den Einstiegsmöglichkeiten. Eine Empfehlung von ihm ist die in der Reisebranche tätige Dufry, die in den nächsten paar Quartalen von zunehmenden Konsumausgaben profitieren könnte. Aber auch AMS aus dem Halbleiterbereich: Die Aktie kam jüngst wegen enttäuschenden iPhone-Umsatzzahlen unter die Räder. Der Kursverlust seit Mitte März betrug zeitweise fast 30 Prozent. Die strukturellen Treiber sind aber intakt und die Aktie besitzt laut Bärtschi weiteres Potenzial.

Sowohl AMS als auch Dufry gelten mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis 2018 von 25 und 36 als eher teuer bewertet. Mit guten Gewinnzahlen in den nächsten Quartalen bietet sich den Firmen jedoch die Chance, in diese hohen Bewertungen "reinzuwachsen".

Finanzbranche bleibt spannend

Aufgrund des sich bald abzeichnenden Zinsanstiegs in Europa werden auch immer wieder Finanztitel zum Kauf empfohlen. Allerdings ist zumindest bei den Schweizer Grossbanken noch kein Aufwind spürbar: Die UBS hat seit Jahresbeginn an der Börse 12 Prozent eingebüsst, bei der Credit Suisse liegt das Minus bei 7 Prozent.

"Solange der Zyklus noch weiter läuft, haben Finanzaktien Potenzial", meint Bärtschi. Er differenziert aber zwischen US- und Europa-Banken, zu letzteren gehören auch UBS und CS. In Europa drücke die politische Lage etwas auf die Stimmung im Bankensektor. Ausserdem sind die Zinsen in Europa weiterhin tief, während diese in den USA bereits angestiegen sind. Für Bärtschi sind daher US-Banken interessanter.

Zur Zurückhaltung ruft der J. Safra Sarasin-Anlagechef bei frühzyklischen Sektoren auf, etwa bei Wachstumsaktien aus dem Schweizer Gesundheitsbereich. Dort rät er Anlegern, auf den aktuellen Niveaus keine Positionen mehr aufzubauen. Zwar nennt er keine konkreten Einzeltitel. Doch könnten in diese Kategorie Firmen wie Straumann, Ypsomed, Medartis oder Vifor Pharma fallen. 

Im cash-Börsen-Talk äussert sich Philipp Bärtschi ausserdem zum Thema Inflation und über ein mögliches Ende des aktuellen Konjunkturzyklus.