KGV, KBV oder "Return on Equity": Investoren bietet sich eine grosse Palette von Kennzahlen zur Bewertung einer Aktie. Hier die wichtigsten:

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)

Manche Aktien gelten als «billig». Der Marktjargon nimmt in diesen Fällen Bezug auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis oder kurz: KGV. Das KGV ergibt sich aus dem Verhältnis des Aktienkurses eines Unternehmens zu dessen Gewinn.

Beträgt der Kurs einer Aktie beispielsweise 30 Franken und das Unternehmen macht pro Aktie 2 Franken Gewinn, beträgt das KGV 15. Aktien mit tiefem KGV gelten als billig, solche mit hohem KGV als teuer. Man spricht auch von der Bewertung einer Aktie. Wenn eine Bewertung zu hoch wird, heisst dies, dass eine Korrektur wahrscheinlicher geworden ist. Angesichts der tiefen Zinsen der letzten Jahre und der Attraktivität von Aktien haben sich Investoren von hohen Bewertungen, vor allem von Technologie-Firmen, nicht abschrecken lassen.

Einen Richtwert für eine «angemessene» Bewertung zu nennen, ist allerdings schwierig. Das hängt auch von der jeweiligen Industrie ab. Ein KGV über 20 oder 30 gilt aber in den meisten Fällen als mittelhoch oder hoch. Versicherungsgesellschaften haben traditionell tiefe KGV.

Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)

Der Buchwert errechnet sich in einem ersten Schritt aus den materiellen Vermögen eines Unternehmens, wie sie in der Bilanz aufgeführt sind: Eigenkapital plus Immobilien oder Maschinen. Davon abgezogen werden Schulden.

In einem zweiten Schritt wird dieser Wert in Relation zur Anzahl Aktien gesetzt. Eine Firma mit einem Buchwert von beispielsweise 4000 Millionen Franken und 250 Millionen Aktien hat einen Buchwert pro Aktie von 16. Wenn der Kurs der Aktie nun 20 Franken ist, dann liegt das KBV bei 0,8.

Damit ist die Aktie im Verhältnis zum Buchwert unterbewertet, denn idealerweise müsste der Wert 1 betragen. Was das nun bedeutet, ist umstritten. Value-Investoren wie Warren Buffett würden sagen, dass man eine solche Aktie kaufen soll, weil sich ihr Wert wahrscheinlich steigert.

Kritiker weisen darauf hin, dass der Buchwert von einem Unternehmen leicht beeinflusst werden kann. Industrieunternehmen besitzen viele Anlagen und damit schnell einen höheren Buchwert als andere Firmen.

Dividendenrendite

Ein Unternehmen kann selbst entscheiden, welchen Teil des Gewinns an die Aktionäre als Dividende ausgeschüttet wird. Die Dividendenrendite ergibt sich nun aus der Höhe der Dividende, geteilt durch den Aktienkurs, multipliziert mit 100.

Beispiel: Beträgt die Dividende pro Aktie 75 Rappen und der Kurs ist 18 Franken, ergibt sich eine Rendite von 4,2 Prozent. Eine Dividendenrendite über 3 Prozent gilt schon einmal als gut, wobei die so genannten Dividendenperlen auch 5 Prozent oder gar mehr entrichten. Eine konstant hohe Dividendenrendite gilt auch als Zeichen, dass sich eine Firma stabil entwickelt.

Indes kann mit einer hohen Dividende von einem schlechten Verlauf des Aktienkurses abgelenkt werden. Problematisch ist es auch, wenn ein Unternehmen eine Dividende bezahlt, die zulasten der Substanz geht. Oder wenn Familien oder Einzelpersonen, die grosse Beteiligungen an Firmen halten, die Auszahlung von überhöhten Dividenden durchsetzen und sich so dem Verdacht aussetzen, übermässig in die eigene Tasche zu wirtschaften.

Erfolgsrechnung

Umsatz und Gewinn eines Unternehmens sind immer wichtige Informationen für Aktienanleger. Der Reingewinn kann allerdings von Sonderfaktoren wie Abschreibungen, Wertberichtigungen oder Steuern sowie in manchen Fällen vom Anlageergebnis beeinflusst sein.

Quartal für Quartal kommt es vor, dass ein Unternehmen eine Gewinnsteigerung vermeldet, der Aktienkurs aber dennoch sinkt. Der Grund: Die Märkte erkennen schnell, wenn eine Gewinnzahl nicht nachhaltig ist. Daher bietet die operative Leistung eines Unternehmens mehr Vergleichsmöglichkeiten.

Hierzu wichtig ist der EBIT («Earnings before Interests and Taxes»), also der Gewinn vor Zinsen und Steuern. Vergleiche sollten aber immer nur innerhalb von Branchen oder ähnlich gelagerten Unternehmen gezogen werden. Die Erfolgsrechnungen von Banken, Versicherern oder Industrieunternehmen haben ihre spezifischen Eigenheiten, die ein Anleger unterscheiden können muss.

Eigenkapitalrendite

Der Gewinn eines Unternehmens ist genau genommen der Zins, den ein Unternehmen auf sein Kapital erhält. Man spricht daher von der Eigenkapitalrendite. Errechnet wird sie, indem der Gewinn durch das Eigenkapital geteilt und dann mit 100 multipliziert wird.

Wenn ein Konzern 8 Milliarden Franken Eigenkapital aufweist und 700 Millionen Franken Jahresgewinn erzielt, erreicht er eine Eigenkapitalrendite von 9,4 Prozent. Die Eigenkapitalrendite – oder «Return on Equity» (ROE) – wird höher, wenn der Gewinn steigt. Für Anleger sind vor allem diese Veränderungen interessant, denn sie geben einen Hinweis darauf, wie erfolgreich das Management ein Unternehmen steuert.

Die Eigenkapitalrendite ist als Vergleichswert zwischen Unternehmen unterschiedlicher Branchen unbrauchbar. Dazu kommt, dass die Aufnahme von Fremdkapital die Kennzahl beeinflusst. Durch den Rückkauf eigener Aktien können Firmen zudem die Eigenkapitalrendite erhöhen.

Streitpunk auch: Die Renditen können im Erfolgsfall umso höher ausfallen, je tiefer das Eigenkapital sind. Das ist vor allem bei Banken nicht im Sinn der Anleger und der Aufsicht. Axel Lehmann, der damalige Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse, verkündete vor knapp zwei Jahren ein Ziel von 10 Prozent Eigenkapitalrendite bis 2024, obwohl die Bank latent zu wenig Eigenmittel hatte. Wir wissen, was aus dem Ziel geworden ist.

(cash.ch)

Dieser ist eine aktualisierte Version eines cash-Artikels, der zuerst im Februar 2017 erschien.