Wenn es um globale Bestenlisten geht, sind Norwegen und die Schweiz meist nahe beieinander an der Spitze. So landete die Schweiz 2017 bezüglich Wirtschaftsleistung pro Kopf auf Rang 2, Norwegen auf Rang 4. Hingegen führt Norwegen beim Lebensstandard-Index (Human Development Index) von den Vereinten Nationen, die Schweiz folgt auf Rang 2.
Anders das derzeitige Bild an den Aktienmärkten der beiden Länder. Hier ist die Börse der Schweiz chancenlos. Der Swiss Market Index (SMI) liegt seit Jahresbeginn 10 Prozent im Minus, der Osloer Leitindex OBX aber 10 Prozent im Plus. Damit stellen die Norweger nicht nur die Schweiz, sondern sämtliche anderen Börsen Europas in den Schatten. Mit Blick auf die letzten 52 Wochen hat die norwegische Börse sogar 29 Prozent zulegen können:
Performance des OBX-Index in den letzten 12 Monaten, Quelle: cash.ch
Diese deutliche Überperformance des OBX-Index hat mit der seit Anfang 2016 anhaltenden Ölpreis-Rally von 27 auf 80 Dollar pro Barrel zu tun. Norwegen gehört zu den global wichtigsten Förderern von Erdöl und Erdgas. Entsprechend kommt dem Energie-Sektor im 25 Titel umfassenden Leitindex mit ungefähr 30 Prozent Gewichtung auch die bedeutendste Rolle zu.
Die beste Aktie des laufenden Jahres ist mit einer Performance von plus 120 Prozent Petroleum Geo-Services. Die Firma bietet geophysikalische Dienste zur Entdeckung von Erdölfeldern weltweit an. Danach folgt das Mineralölunternehmen DNO (+50 Prozent), gefolgt vom Bohrtechniker Aker Solutions (+48 Prozent). An siebter Stelle liegt der mit 19 Prozent Gewichtung "schwerste" Titel im Osloer Leitindex, der Öl- und Gaskonzern Equinor. Dieser hat mit plus 23 Prozent in diesem Jahr aber noch immer mehr als die bestperformende SMI-Aktie (Swatch, +19 Prozent) zugelegt.
Lachspreis auf Rekordstand
Doch hinter dem OBX-Anstieg steckt mehr als nur ein höherer Ölpreis: Salmar etwa, einer der weltweit führenden Produzenten von Lachs, hat seit Jahresstart 45 Prozent zugelegt und befindet sich auf neuen Höchstständen. Ein Analyst der norwegischen Sparebank 1 lobt in einer Analyse die gute Kostenkontrolle der Firma und die vorteilhaften Langfristverträge für die Fischverkäufe.
Auch die anderen auf Lachs spezialisierten Firmen aus dem Leitindex Oslos haben einen auffällig guten Lauf: Bakkafrost (Aktie +33 Prozent seit Jahresbeginn), Leroy Seafood (+24 Prozent), Grieg Seafood sowie Marine Harvest (beide je +23 Prozent) gewannen deutlich an Wert. Sie alle profitieren von neuen Rekordpreisen für Lachs.
Entwicklung der Preise für norwegischen Lachs seit 2000, Quellen: Bloomberg und Statistics Norway
Dieser Preis hat sich seit 2015 nahezu verdoppelt, seit dem Tief im Jahr 2003 sogar vervierfacht. Die Gründe sind sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite zu finden: Einerseits litt die Lachsproduktion in den letzten Jahren unter parasitischen Seeläusen, was das Angebot verknappte und verteuerte.
Gleichzeitig profitiert die Branche von einer steigenden Lachs-Nachfrage in Ländern wie Brasilien, Russland und China. Analysten erwarten für diesen Sommer aufgrund der Grillsaison in Europa und Nordamerika eine weiter steigende Lachs-Nachfrage.
Damit die Hausse des norwegischen Aktienmarktes nicht ein jähes Ende findet, müssen der Rohöl- und Lachspreis ihr jetziges Niveau zumindest halten können. Was für die nächsten Wochen durchaus realistisch scheint. Wer sich für ein Norwegen-Investment entscheidet, tut dies am besten mittels eines kostengünstigen, passiven Fonds (ETF), welcher den Markt breit abdeckt. Dazu eignen sich etwa der "Global X MSCI Norway ETF" oder der "DNB OBX ETF".