Das Vertrauen in Micron ist zurück. Am Dienstag legte das amerikanische Speicherchip-Unternehmen Zahlen zum ersten Geschäftsquartal für die Rechnungsperiode 2021/22 vor. Umsatz, Gewinne und der Ausblick lagen über den Prognosen. Letztere lagen mit erwarteten 7,5 Milliarden Dollar für das zweite Quartal um etwa 3 Prozent über dem Analystenkonsens. Das überraschende dabei ist, dass Micron hohe Umsätze für einen Zeitraum voraussagte, in dem sich immer noch die Folgen der Halbleiter-Knappheit auf dem Weltmarkt auswirken werden.
Zu den wieder von Micron Begeisterten gehört Vivek Arya von der Bank of America (BofA). Der Analyst hat das Rating von "Hold" auf "Buy" heraufgesetzt. Unsicherheiten wegen der Nachfrage seien eine Sorge bei der bisherigen Performance der Aktie gewesen. Dies habe sich mit dem Ausblick geändert.
Während die Halbleiterbranche 2021 an der Börse boomte - auch unter dem Eindruck von Nachfrage-Engpässen - hat sich der Kurs von Micron nur mässig entwickelt. Vor der Ergebnisvorlage am Montag hatte das Jahres-Plus nur 9 Prozent betragen, während der Philadelphia Stock Exchange Semiconductor Index PHLX um 35 Prozent zugelegt hatte.
Die Good News schoben den Kurs am Dienstag um fast 11 Prozent nach oben. Die Jahresperformance der Aktie beträgt somit jetzt 20 Prozent. Der Kurs liegt aber immer noch unter dem Peak vom April, als die Aktie für knapp 97 Dollar gehandelt wurde. Das schlechte Image von Micron und der mässige Kursverlauf 2021 haben dazu geführt, dass die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 9 im Branchenvergleich billig ist. Der Schnitt der übrigen Halbleiterindustrie liegt bei 24.
Die Micron-Aktie seit Anfang 2018: Bis Anfang 2021 lief alles gut, dann kamen die Turbulenzen (Grafik: cash).
"Alles in allem sehen wir Micron dank Wachstumsaussichten zu günstigen Preisen als überzeugende Gewinnerin bei Datencentern, 5G, dem Metaverse und automobilen Trends", schreibt BofA-Analyst Arya. Micron habe das Zeug, nach der Unterperformance 2021 an der Börse aufzuholen. Das Kursziel setzte der Anlayst von 76 auf 100 Dollar hoch. Raymond James von Summit Insight Group setzt das Kursziel auf 115 Dollar und erwartet, dass eine Stabilisierung von Micron nun "glaubwürdiger" sei und sich in der zweiten Jahreshälfte 2022 auszahlen werde. Das durchschnittliche Kursziel laut Bloomberg liegt derzeit bei 90,68 Dollar, wobei 30 von 36 aufgelisteten Experten den Kauf empfehlen.
Etwas skeptischer äussert sich Morgan Stanley, wo immer noch vorsichtig zum Markt Für DRAM-Chips gesprochen wird. Ein Problem für Micron ist stets gewesen, dass der Markt für Memory-Chips zyklisch ist. Aber die historisch hohe Abhängigkeit der Branche von Smartphones und Computern wird geringer. Neue Einsatzgebiete für Speicherchips bieten nicht nur Rechenzentren und die Autoindustrie, sondern auch die Entwicklungen mit künstlicher Intelligenz.
Laut dem Tech-Analysten John Pitzer von der Credit Suisse kann der komplexeste Server für künstliche Intelligenz derzeit etwa die Hälfte der Rechenleistung des menschlichen Gehirns aufbringen, aber nur ein Drittel der Speicherkapazität. Die Märkte für Rechenzentren und Autos werden für die Speicherchip-Branche in den nächsten zehn Jahren rund 70 Prozent des Marktes ausmachen. 2015 machten Smartphones und Computer etwa diesen Anteil am Geschäft aus. Für Micron bedeute dies: "Die Volatilität wird weitergehen, aber in Hochphasen wird es noch höher gehen, und bei Tiefs nicht mehr so weit nach unten."