Das mit den Superlativen und Überhöhungen ist so eine Sache. Mit den mannigfaltigen Bezeichnungen aus dem Adelsbereich sowieso. So ist man auch in der Finanzwelt schnell mal ein Kaiser, ein Prinz oder sonst ein Mitglied einer Monarchen-Familie. Aktien eines Unternehmens mit einer hohen Ausschüttung sind zum Beispiel flott einmal "Dividenden-Aristokraten" der gar "Dividenden-Könige". Bloss weil sie sich bei ihrer Dividendenrendite nur schmal vom Durchschnitt abheben. 

Dabei gibt es im angelsächsischen Bereich genaue Definitionen für die Adelstitel im Dividendenbereich. Dividendenaristrokraten sind beispielsweise Aktien von Firmen, welche ihre Ausschüttung in den letzten 25 Jahren ununterbrochen erhöht haben. In der Schweiz kann sich zum Beispiel Roche zu diesem erlauchten Klub zählen. Dividenden-Könige haben gar in den letzten mindestens 50 Jahren ununterbrochen ihre Dividenden erhöht. Es ist der wahre Elite-Klub der Dividendenzahler. In den USA gibt es etwa 45 Dividenden-Könige im breit gefassten S&P 500. Aus Europa sind keine Dividenden-Könige bekannt. 

Mit den sinkenden Zinsen nach der Finanzkrise waren Dividenden immer beliebter geworden. Das hat sich mit dem Zinserhöhungszyklus nicht geändert. Die Investionen dürften sich auch in nächster Zeit auszahlen: "In den USA schneiden Unternehmen, die Dividenden zahlen, in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen in der Regel besser ab als Unternehmen, die keine Dividenden zahlen", schreibt Mark Peden, Portfoliomanager des "Aegon Global Equity Income Fund" bei Aegon Asset Management. Ausserdem seien die Aktien in der Regel defensiver ausgerichtet, das heisst: Sie fallen in schlechten Zeiten weniger stark als der Markt.  

Investorinnen und Investoren müssen aber wissen: Viele Königs-Aktien sind keine Kursraketen. Der US-Anleger-Website "The Motley Fool" zufolge sind dreiviertel der US-Dividenden-Könige in den zehn Jahren kursmässig hinter dem S&P 500 zurückgeblieben. Grund: Die Firmen weisen oft tiefe Wachstumsraten auf, weil sie in traditionellen und wenig dynamischen Bereichen tätig sind, zum Beispiel Gesundheitswesen, Basiskonsumgüter oder Versorgungsunternehmen. Die Trümpfe der Königs-Aktien sind daher eher: Zuverlässigkeit, Beständigkeit und stete, sichere Einkünfte. Ideal also auch für Portfolios von Pensionierten, wie The Motley Fool etwas süffisant anmerkt.

Hier eine Auswahl von Dividenden-Königen aus den USA:

Johnson & Johnson

Im April hob der US-Pharma- und Konsumgüterkonzern seine Dividende um 6 Prozent an. Damit hat Johnson & Johnson die Ausschüttungen seit 60 Jahren erhöht. Die letzte Dividendenzahlung, die in den USA wie gewohnt quartalsweise erfolgt, fand am Dienstag dieser Woche statt. Die Dividendenrendite beträgt rund 3 Prozent. 

Johnson & Johnson ist seit 1944 börsenkotiert und zahlt seither eine Dividende. Die Erhöhung der Dividendenausschüttung hat sich in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt. Die Aktie steht in diesem Jahr 4 Prozent im Minus gegenüber einem Rückgang von 14 Prozent des Dow Jones, dessen Mitglied Johnson & Johnson ist.

Aktienkurs von Johnson & Johnson in den letzten drei Jahren (Quelle: cash.ch).

PepsiCo und Coca Cola

Die letzte Erhöhung der Dividende, die PepsiCo nun seit 50 Jahren konstant vornimmt, betrug 7 Prozent. Abschreibungen wegen des Ukraine-Kriegs liessen den Nettogewinn des Getränkekonzerns im zweiten Quartal zwar um fast 40 Prozent auf 1,43 Milliarden Dollar einbrechen. PepsiCo behielt dennoch seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr von acht Prozent bei. Und trotz steigender Preise wird die robuste Nachfrage nach Limonaden und Snacks bestehen bleiben, wie PepsiCo im Juli bekannt gab. 

Neben dem fast gleichnamigen Getränk Pepsi ist der Konzern Pepsico auch für Produkte wie Lay's Chips, Haferflocken von Quaker Oats oder den Energydrink Rockstar bekannt. Die PespiCo-Aktie hat in diesem Jahr 2 Prozent verloren. Die Rendite beträgt rund 3 Prozent.

Auch Coca Cola ist ein Dividendenkönig. Der Getränkehersteller hat die Dividende jüngst zum 59. Mal erhöht.

Procter & Gamble und Colgate Palmolive

Wer Gilette-Rasierer, Ariel-Waschmittel, Zahnpflege-Produkte von Oral B oder Pampers Windeln kauft, trägt zum Umsatz des weltgrössten Konsumgüterkonzerns bei. Die Verkäufe im Fiskaljahr 2022 überstiegen erstmals die Marke von 80 Milliarden Dollar. Der stete Cash Flow erlaubt es der Firma, die Dividende seit 66 Jahren zu erhöhen. Ausschüttungen werden seit dem Jahr 1890 vorgenommen.

Die Aktie hat in diesem Jahr 17 Prozent nachgegeben. Die letzten Quartalsergebnisse waren zwar stark, aber ein zurückhaltender Ausblick liess die Aktien Ende Juli an einem Tag 7 Prozent einbrechen, so heftig wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. Das wird die Firma kaum davon abhalten, die Dividenden weiter zu steigern. Der letzte Jahresgewinn betrug 3,37 Milliarden Dollar.

In den gleichen Bereich wie Procter & Gamble gehört auch der Dividenden-König Colgate Palmolive.

Genuine Parts Company 

Der Autoteile-Hersteller mag hierzulande recht unbekannt sein, er erwirtschaftet mit rund 50’000 Mitarbeitern aber einen Umsatz von rund 20 Milliarden Dollar. Und: Mit 65 Jahren ununterbrochen erhöhten Ausschüttungen ist das Unternehmen auch so etwas wie ein stiller König unter den “Dividenden-Königen”. Die Aktie, die rund 2,5 Prozent rentiert, hat in diesem Jahr 13 Prozent zugelegt. 

Aktienkurs von Genuine Parts Company in den letzten drei Jahren (Quelle: cash.ch).

Cincinnati Financial 

Dem Schaden- und Unfallversicherer läuft es in diesem Jahr nicht so gut. Die Aktie ist 14 Prozent gefallen. Das Minus kam an einem einzigen Tag Ende Juli zustande, als das Unternehmen einen Zweitquartalsverlust von 800 Millionen Dollar vermelden musste. Trotzdem schüttet die Firma im ganzen Jahr 2,76 Dollar pro Aktie aus. Die Rendite beträgt laut Bloomberg 2,9 Prozent.  

"Das Versicherungswesen ist ein zyklischerer Markt als das Gesundheitswesen, so dass die Tatsache, dass Cincinnati Financial die Dividende 61 Jahre in Folge erhöhen konnte, vielleicht sogar noch beeindruckender ist und davon zeugt, wie gut das Unternehmen geführt wird", schreibt Portfolio-Manager Mark Peden von Aegon Asset Management.

Weitere Dividenden-Könige aus den USA sind laut suredividend.com: Stepan, H.B. Fuller, PPG Industries, Leggett & Platt, Lowe’s, Target, Hormel Foods, Kimberly-Clark, Lancaster Colony, Altria, Sysco, Tootsie Roll, Universal, National Fuel Gas, Farmers & Merchants, Commerce Bancshares, AbbVie, Abbott Laboratories, Becton, Dickinson & Company, ABM Industries, Dover Corporation, Emerson Electric, W.W. Grainger, Illinois Tool Works, 3M, MSA Safety, Nordson, Parker-Hannifin, Stanley Black & Decker, Tennant, Federal Realty Investment Trust, Computer Services, American States Water, Black Hills, California Water Service, Northwest Natural Gas, SJW Group. 

Als einzige kanadische Gesellschaft fungiert Canadian Utilities auf der Liste der US-Dividenden-Könige.