Die Aktien des Schaffhauser Industriekonzerns Georg Fischer haben dank eines stetigen Anstiegs bereits im Oktober 2020 das Vor-Corona-Niveau erreicht. Auch danach kletterte der Titel bis Anfang März beharrlich weiter nach oben.

Zwar tendierte die Aktie bis Ende Mai kurzzeitig seitwärts, doch im Anschluss ging es weiter aufwärts, sodass der bisherige Rekord vom Januar 2018 eingestellt wurde. Alles in allem hat sich die Aktie seit dem Coronatief im März 2020 beinahe verdreifacht. Verglichen mit Anfang 2021 notiert sie um 34 Prozent höher.

Kursverlauf der Georg-Fischer-Aktien seit Januar 2020 (Quelle: cash.ch).

Die starke Aktienkursentwicklung korrespondiert mit dem Geschäftsverlauf bei Georg Fischer. Sowohl Umsatz als auch Bestellungseingang erholten sich im ersten Halbjahr markant, ebenso der Gewinn. Der Bestellungseingang liegt sogar über dem Vor-Pandemie-Level, der Umsatz nur leicht darunter.

Von den drei Divisionen legte insbesondere die Division Casting Solutions beim Umsatz stark zu - plus 40 Prozent. Diese bedient weltweit die Fahrzeugindustrie, die Luft- und Raumfahrtbranche sowie den Energiesektor und liefert Komponenten für industrielle Anwendungen. Der stark zyklische Geschäftsbereich hat im Coronajahr insbesondere wegen der Werkschliessungen vieler Automobilhersteller stark gelitten.

Ebenso stark zeigt sich die grösste und rentabelste Division Piping Systems mit plus 16 Prozent. Die produzierten Rohrleitungssysteme aus Kunststoff und Metall werden in Wachstumsmärkten wie Mikroelektronik, Wasser- und Gasinfrastruktur verwendet. Doch aus bei der Kühlung von Datenzentren oder der Abwasseraufbereitung finden diese Produkte Einsatz.

Abgeschlagen aber mit plus 10 Prozent im zweistelligen Wachstumsbereich lag die dritte Division Machining Solutions.  Der Auftragseingang habe sich im ersten Halbjahr wieder auf ein "vielversprechendes Niveau" erholt, hiess es Mitte Juli bei der Präsentation der Halbjahreszahlen. Georg Fischer bietet in diesem Bereich Komplettlösungen für den Werkzeug- und Formenbau sowie für die Herstellung von Präzisionsteilen an.

Steigende Input-Preise als Problem?

Beim Ausblick gibt sich das Georg-Fischer-Management mit den Halbjahreszahlen optimistischer als noch im März. Es wird neu ein zweistelliges Umsatzwachstum sowie eine "substanzielle" Steigerung des Ergebnisses erwartet. 

Als Folge ist auch das prognostizierte Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2022 mit 24 im Branchenvergleich eher attraktiv und lädt zum Kauf ein. Dies sieht auch Mirabaud-Analyst Daniel König so, der die Aktien mit einem "Buy"-Rating versehen hat. Auf 12 Monate sieht Koenig ein Kurs von 1600 Franken als realistisch an - dies entspricht einem Kurspotenzial von 5 Prozent.

Der Mirabaud-Analyst sieht vor allem in der Division Piping Systems grosses Potenzial. "Nachhaltigkeit wird immer wichtiger. Piping passt ausgezeichnet in dieses Thema," sagt König gegenüber cash.ch. Doch auch in den zwei anderen Divisionen werde die wirtschaftliche Erholung die Margen verbessern.

Zwar bestätigt König gegenüber cash.ch, dass der mit der Rohstoffknappheit verbundene Anstieg der Input-Preise ein Problem darstellen könnte. Doch solange die Wirtschaft auf Expansionskurs sei, sollten die beiden zyklischeren Divisionen, Casting und Machining, gut performen. Und bei der Division Piping Systems hat Georg Fischer eine Preissetzungsmacht.

Für Anlegerinnen und Anleger mit einem langfristigen Horizont ist Georg Fischer auch auf dem heutigen Kursniveau ein attraktives Investment.

ManuelBoeck
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