"Es dürfte für Aktieninvestoren auch in den nächsten Wochen schwierig werden", sagt Daniel Egger im cash-Börsen-Talk. Der Chefstratege der Falcon Private Bank ist nicht davon überzeugt, dass die Talsohle der gegenwärtigen Börsen-Korrektur bereits durchschritten ist.

Aktuell herrscht am Markt noch immer eine hohe Nervosität. Viele Investoren scheinen den Kurseinbruch vom Februar noch nicht richtig verdaut zu haben. Ausserdem drücken geopolitische Unsicherheiten wie etwa der Handelskonflikt zwischen den USA und anderen grossen Wirtschaftsmächten sowie Zinsängste ausgehend aus den USA etwas auf die Stimmung.

Für Aktieninvestoren gab es in den letzten Wochen und Monaten nur sehr wenig zu holen: Der Swiss Market Index (SMI) ist derzeit mit knapp 8900 Punkten ziemlich genau dort, wo er vor einem Jahr war. Seit Jahresbeginn hat der Leitindex 5 Prozent an Performance eingebüsst.

Entwicklung des Swiss Market Index in den letzten 52 Wochen, Quelle: cash.ch

Egger betont aber auch: "Einen riesigen Knall erwarten wir kurzfristig nicht." Wie positiv der Aktienstratege gegenüber Aktien weiter gesinnt, macht folgendes Statement klar: "Bis Ende Jahr wird der Schweizer Aktienmarkt höher stehen", lautet die Prognose Eggers. Für ansteigende Kursen sprechen die noch immer guten Gewinnzahlen der Schweizer Firmen sowie auch die gute Konjunktur in ganz Europa.

Da es in den nächsten Tagen und Wochen noch volatil bleiben dürfte, empfiehlt Egger Privatanlegern, zwar eine gewisse Investitionsquote beizubehalten, aber gleichzeitig auch etwas Cash bereitzulegen. Dies um zulangen zu können, sollte es nochmals zu einer kurzfristigen Abwärtsbewegung am Aktienmarkt kommen. Die Korrekturtendenzen laden also zum Einstieg ein.

Swatch zu teuer

Mit Blick auf Einzeltitel gibt es im Schweizer Markt in diesem Jahr bisher einen grossen Überflieger: Die Swatch-Aktie hat seit Jahresbeginn schon beinahe 21 Prozent zulegen können. Gute Umsatz- und Gewinnzahlen, verbunden mit einem - dank dem etwas schwächeren Franken - positiven Ausblick haben dem Titel wieder neues Leben eingehaucht. Zahlreiche Analysten haben die Aktie in den letzten Wochen hochgestuft (cash berichtete).

Doch Egger springt nicht auf diesen Zug auf: "Auf dem jetzigen Niveau sehe ich den Titel als teuer und würde ihm nicht nachrennen", lautet seine Einschätzung. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei Swatch für das Jahr 2018 liegt derzeit bei geschätzten 27.

Dividendentitel beachten

Beim Blick auf den SMI geht laut Egger gerne vergessen, dass Dividendenausschüttungen - die bei einigen Firmen ziemlich üppig ausfallen - bei solchen Kursbetrachtungen nicht mitberücksichtigt werden. Diese einberechnet, hat der Leitindex in den letzten 52 Wochen immerhin 3 Prozent zugelegt.

Langfristig sind Dividenden ein wichtiger Faktor. Vor allem, wenn man Aktien den Obligationen gegenüberstellt: Bis zu Laufzeiten von neun Jahren sind derzeit Schweizer Staatsanleihen negativ verzinst. Im Vergleich dazu haben Dividendenaktien, die teilweise eine Rendite von 4 bis 5 Prozent aufweisen, ein gewisses Polster zu solch tiefen Renditen.

Von Interesse sind für Egger daher die drei Versicherer Zurich, Swiss Life und Swiss Re, die eine hohe Dividende versprechen und dieses Jahr beim Kurs zulegen konnten. "Ob man gerade jetzt dort stark nachkaufen soll, bezweifle ich allerdings", lautet die Einschätzung Eggers.

Mid-Caps spannend

Für Egger finden Anleger die wirklich interessanten Einstiegsmöglichkeiten im Mid-Caps-Bereich. Er setzt derzeit auf den Halbleiterhersteller AMS ("ein Wachstumstitel, wie es in der Schweiz nur sehr wenige gibt"), den Industriekonzern Oerlikon ("haben positiv beim Auftragseingang überrascht") und die Privatbank EFG ("die Zukunft ist nicht nur glänzend, aber viel Negatives ist bereits im Kurs drin").

AMS musste jüngst nach einem eher schlechteren Quartal an der Börse einen zwischenzeitlichen Rücksetzer hinnehmen.  Für das zweite Quartal erwarten die Österreicher, die an der Schweizer Börse kotiert sind, gar einen negativen Vorsteuergewinn. Schuld daran hat hauptsächlich der Grosskunde Apple, der als Klumpenrisiko gilt. Gleichzeitig wurde jedoch die Guidance von AMS für das Gesamtjahr unverändert gelassen, was gemäss Egger dafür spricht, dass das Management weiterhin an die Erreichung der eigenen Ziele glaubt.

Risiken bestehen auch bei den anderen zwei Aktien-Empfehlungen: Der russische Hauptaktionär von Oerlikon, Viktor Vekselberg, könnte etwa aufgrund von Sanktionen seine Titel abstossen, ausserdem ist der Titel bereits teuer bewertet (KGV 2018 bei 30). Bei der EFG-Aktie hingegen ist die Kursentwicklung wenig erbaulich: Minus 24 Prozent seit Jahresbeginn. Die Privatbank, die in den letzten Jahren mit einigen Problemen zu kämpfen hatte, muss nun beweisen, dass der Turnaround vollbracht ist.

Im cash-Börsen-Talk spricht Egger ausserdem über die Risiken steigender Kapitalmarktzinsen und über das Dilemma der SNB, die Bilanz abzubauen, ohne den Franken zu stärken.