Trumps Berater seien beeindruckt von Wallers Bereitschaft, geldpolitische Entscheidungen stärker auf Prognosen als auf aktuelle Daten zu stützen, sowie von seinem tiefen Verständnis des Fed Systems als Ganzes, sagten mit der Angelegenheit vertrauten Personen. Waller habe bereits mit dem Team des Präsidenten über die Rolle gesprochen, aber bislang noch nicht direkt mit Trump selbst.

Neben Waller gelten auch der ehemalige Fed-Gouverneur Kevin Warsh und Kevin Hassett, derzeit Direktor des National Economic Council, weiterhin als Kandidaten für den Posten, der im Mai 2026 frei wird, wenn Powells Amtszeit endet.

«Präsident Trump wird weiterhin die kompetentesten und erfahrensten Personen nominieren», sagte Kush Desai, Sprecher des Weissen Hauses, in einer Erklärung. «Sofern sie nicht von Präsident Trump selbst stammen, sollten alle Diskussionen über Personalentscheidungen jedoch als reine Spekulation betrachtet werden.» Ein Vertreter der Fed lehnte eine Stellungnahme ab.

Trump sagte am Mittwoch, dass die Zahl der Kandidaten für den Fed-Vorsitz auf drei reduziert worden sei. Finanzminister Scott Bessent, Vizepräsident J.D. Vance und Handelsminister Howard Lutnick seien Teil des Auswahlkomitees. Laut einem früheren Bloomberg-Bericht hat Hassett sich bereits mit Trump und seinem Team über den Posten unterhalten und dabei ebenfalls einen positiven Eindruck hinterlassen.

Warsh hatte sich 2017 um den Vorsitz beworben, wurde aber zugunsten von Powell übergangen. Im vergangenen November wurde er zudem als Finanzminister in Betracht gezogen.

Wallers abweichende Meinung

In der vergangenen Woche gehörte Waller zu den beiden Mitgliedern des Fed-Boards, die gegen die Entscheidung stimmten, den Leitzins zum fünften Mal in Folge unverändert zu lassen. Er und Kollegin Michelle Bowman, beide von Trump nominiert, befürworteten eine Senkung um 25 Basispunkte unter Verweis auf Anzeichen einer Abschwächung am Arbeitsmarkt.

Wenige Tage nach der Zinsentscheidung veröffentlichte Arbeitsmarktdaten bestätigten die Position von Waller und Bowman: Das Beschäftigungswachstum hatte sich in den vorangegangenen drei Monaten spürbar abgeschwächt.

Waller wich damit von der Einschätzung Powells und anderer Mitglieder des Boards ab, die weiterhin von einem stabilen Arbeitsmarkt ausgehen und eine abwartende Haltung bevorzugen, um die Auswirkungen von Trumps Zollpolitik auf die Wirtschaft weiter zu beobachten - ein Ansatz, der den Präsidenten zunehmend verärgert.

Trumps anhaltende Kritik an Powell hat Fragen darüber aufgeworfen, ob sein künftiger Kandidat die Unabhängigkeit der Notenbank wahren würde. Waller sagte im April, dass die Unabhängigkeit der Fed “entscheidend für das reibungslose Funktionieren der US-Wirtschaft sei. Er merkte an, dass der Fed-Chef von den Märkten, Fed- Beobachtern und Verbrauchern gleichermaßen kritisiert werde.

«Wenn man keine Kritik mag, sollte man den Job nicht annehmen», sagte Waller. «Der Präsident kann wie jeder andere auch frei sagen, was er über die Geldpolitik denkt.» 

(Bloomberg)