Das Vorgehen bei Carl C. Icahn hat seit Jahrzehnten Programm: Er sucht sich unterbewertete Aktien und versucht Einfluss auf die Geschäftspolitik zu nehmen, um später die Beteiligung gewinnbringend wieder abzustossen. Jüngstes Opfer des US-Milliardärs ist Transocean.

Seit Anfang Januar kauft der amerikanische Milliardär im grossen Stil Aktien des texanischen Erdölböhrplattformbetreibers mit offiziellem Sitz in Steinhausen ZG. Der Einstiegszeitpunkt war geschickt gewählt. Kurz zuvor hatte sich Transocean im Zusammenhang mit der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko auf eine Zahlung von 1,4 Milliarden Franken geeinigt.

Transocean beste SMI-Aktie im Januar

Mitte Januar besass Icahn eine 3-Prozent-Beteiligung an Transocean, am letzten Samstag wurde nun bekannt, dass seine Beteiligung die Meldeschwelle von 5 Prozent überschritt. Entsprechend heftig fiel die Reaktion an der Börse aus: Am Montagmorgen notierte der Titel bis zu fünf Prozent höher und erreichte mit 54,70 Franken den höchsten Stand seit eineinhalb Jahren.

Damit baut die Transocean-Aktie seine Position im SMI weiter aus: Alleine im Januar legte sie 33 Prozent zu – so viel wie keine anderer Schweizer Blue Chips. Und ein Ende ist noch nicht in Sicht. "Mittelfristig könnte der Kurs aus charttechnischer Sicht noch bis gegen 60 Franken steigen", sagt Philipp Jäggle von der Zürcher Kantonalbank.

Zusätzlich befeuert wurde der Kursanstieg Anstieg mit der Forderung Icahns, 2013 wieder eine Dividende von 4 Dollar pro Aktie einzuführen. Zuletzt hatte Transocean 2011 eine Dividende ausgerichtet. Damals wurden pro Aktie 3,16 Dollar ausgeschüttet. Die Dividendenzahlung wurde danach aber wieder eingestellt, um die hohe Verschuldung abzubauen. Gelingt dies nicht, droht der Firma der Verlust des "Investment-Grade-Ratings".

"Mit dem Auftreten des berühmten aktivistischen Investors werden die Karten wahrscheinlich neu gemischt", sagte Sarasin-Analyst Michael Romer gegenüber Bloomberg. Er rechne damit, dass Icahn das Management unter Druck setzen werde.

Knallharter Sanierer

Der 77-jährige Icahn ist bekannt dafür, ein knallharter Sanierer zu sein. Im Vordergrund steht dabei stets, eine aktionärsfreundliche Politik auf Führungsstufe durchzusetzen. Erstmals für Aufsehen sorgte Icahn 1986, als er mit 250‘000 Dollar bei der Muttergesellschaft von US-Steel und des Energiekonzerns Marathon einstieg. Er setzte sich für eine Spaltung der Holding ein und verkaufte danach seine Aktien für eine Milliarde Dollar.

Dieses Vorgehen spielte Icahn immer wieder durch. So auch beim Ölkonzern Texaco, wo er einzelne Ländergesellschaften abspaltete und verkaufte. Oder bei RJR Nabisco, wo Icahn jahrelang auf eine Spaltung von Tabak und Lebensmittelwaren hinarbeitete. 1999 setzte sich Icahn durch und das internationale Tabakgeschäft wurde an Japan Tobacco verkauft. Auch hier vervielfachte er seinen Einsatz.

Auch in den letzten Jahren hat Icahn an Aggressivität kaum eingebüsst – auch wenn es sich nicht immer finanziell auszahlte. 2006 griff er als bedeutender Einzelaktionär den weltgrössten Medienkonzern Time Warner an und verlangte, das Unternehmen in vier Sparten aufzuteilen. Erst als sich Time Warner bereit erklärte, das Volumen eines Aktienrückkaufprogramms zu erhöhen, rückte er von dieser Forderung ab.

Unklare Ziele bei Transocean

Im gleichen Jahr drängte Icahn Verwaltungsratsmitglieder der Biotechfirma Imclone zum Rücktritt, weil er mit deren Unternehmensleitung nicht einverstanden war. Beim Technologiekonzern Motorola strebte Icahn vier Verwaltungsratssitze sowie die Abspaltung der Handysparte an. Motorola gab nach, verkaufte die Handysparte und sicherte Icahn zwei Sitze zu. 2012 erwarb er grössere Anteile an den US-Energieunternehmen Chesapeake Energy und CVR Energy - und drängte dann auf neue Verwaltungsratsmitglieder.

Offen ist derzeit noch, was Icahn mit seinem Engagement bei Transocean erreichen will. Bislang hat er sich dazu noch nicht geäussert, wenn man von seiner Forderung nach einer Dividendenausschüttung absieht. Die Frage ist deshalb, wo der selbsternannte Aktionärsschützer für die Investoren einen Mehrwert generieren kann. Derzeit bietet sich hier wohl nur eine Möglichkeit an: Der Verkauf des hochprofitablen Ultratiefwasserbereichs.