Mit 360 Stundenkilometern soll dereinst Italiens neuer Superzug über die Apennin-Halbinsel – und möglicherweise durch halb Europa flitzen. So schnell fährt bis dato kein anderer europäischer Hochgeschwindigkeitszug – weder Frankreichs TGV noch der ICE aus Deutschland.

Entsprechend stolz gaben sich am Mittwoch Lutz Bertling, CEO des Herstellers Bombardier Transportation, und Mauro Moretti, der Chef der Trenitalia, als der Frecciarossa 1000 - ein Modell aus der Zefiro-Modellreihe - in Vado Ligure unweit von Genua erstmals als gesamte Komposition der breiten Öffentlichkeit präsentiert wurde. Ab 2015 ist der reguläre Einsatz auf dem italienischen Hochgeschwindigkeitsnetz zwischen Mailand und Neapel geplant.

"Der Frecciarossa bringt eine neue Qualität an Langstreckenverbindungen", sagt Bertling im cash-Video-Interview. "Erstmals kann ein Zug tatsächlich mit dem Flugverkehr bis 1000 Kilometer konkurrieren." Anders als übrige europäische Hochgeschwindigkeitszüge ist das neue Modell von Bombardier darauf ausgelegt, auf sämtlichen Stromsystemen in Europa fahren zu können. Alleine auf dem Weg von Italien nach Deutschland kennt der Eisenbahnverkehr drei verschiedene Stromspannungen.

Schweizer Knowhow im Zug drin

Ob der neue Superzug dereinst die Schweiz durchfährt, ist noch offen. "Wir haben ihn für den grenzüberschreitenden Verkehr ausgerichtet", sagt Bertling, der seit einem Monat die Bombardier-Abteilung leitet. Denkbar wäre, dass die SBB und Trenitalia nach der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels im Winter 2016/2017 eine Direktverbindung zwischen Zürich und Rom einrichten.

Immerhin sorgt das so genannte Bombardier-Powerlab in Zürich-Oerlikon bereits vor der Inbetriebnahme des Frecciarossa dafür, dass ein ordentliches Stück Schweiz im schnellen Zug drin steckt. "Das Powerlab hilft uns, dass wir schon vor dem Bau des Zugs den Antriebsstrang ausgiebig erproben. Damit liessen sich sowohl die Entwicklungszeit als auch die Risiken reduzieren", sagte Bertling zu cash. Zudem ist das Zürcher Labor auf die Steigerung der Energieeffizienz ausgerichtet. Das heisst: Möglichst kleiner Energiebedarf bei höchster Leistung.

Mit dem neuen Hochgeschwindigkeitszug will Marktführer Bombardier eine neue Ära einläuten. Gemäss Prognosen des internationalen Eisenbahnverbands UIC werden sich in den nächsten zwölf Jahren die Zahl der Schienenkilometer weltweit von 20'722 Kilometern mehr als verdoppeln. 2025 sollen auf über 51'600 Kilometern ultraschnelle Züge unterwegs sein.

Wie Anleger in Eisenbahnen investieren können

Von diesem Megatrend können Anleger auf verschiedene Arten profitieren. Einerseits bieten sich Aktien von Zugbauern wie Bombardier oder dessen Konkurrenten Alstom und Siemens für Investments an. Allerdings haben diese – mit Ausnahme von Siemens – den Investoren in den letzten fünf Jahren herbe Kursverluste eingebracht. Zudem handelt es sich bei diesen Firmen um Industriekonglomerate, die weit mehr als Eisenbahnen herstellen.

Eine alternative Möglichkeit ist, in Aktien von Eisenbahnbetreibern zu investieren. Solche börsenkotierten Gesellschaften befinden sich vor allem in den USA und China. Für Anleger ist vor allem der chinesische Markt interessant, weil durch den wachsenden Mittelstand die Anforderungen an Transportverbindungen über eine längere Zeit steigen. Insbesondere im Bereich Hochgeschwindigkeitsbahn setzt China auf massiven Ausbau, da das Schienensystem im Reich der Mitte weitgehend veraltet ist. In den nächsten Jahren soll das Hochgeschwindigkeitsnetz auf 25'000 Kilometer verdoppelt werden. 

Von diesem Boom profitieren zahrleiche chinesische Unternehmen, die in der Eisenbahnindustrie tätig sind. Die grössten Player in diesem Markt sind China Railway Construction und China Railway Group. Deutlich besser fahren Anleger aber mit den Aktien der staatlich unterstützten China South Locomotive & Rolling Stock (CSR). Die Titel haben sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt, wobei zwischenzeitlich sich der Wert gar verdreifacht hatte.


Im Video sehen Sie die Bilder des neuen italienischen Superzugs. Zudem äussert sich Bertling zum Stand des Twindexx-Projekts der SBB.