Die Aussenminister europäischer Länder und Irans treffen sich am Freitag nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters zu neuen Verhandlungen über das iranische Atomprogramm. Demnach sollen sich in Genf zunächst die Aussenminister Deutschlands, Frankreichs und Grossbritanniens mit der EU-Aussenbeauftragten Kaja Kallas abstimmen, erfuhr Reuters am Mittwoch aus deutschen Diplomatenkreisen. Danach soll es ein gemeinsames Gespräch mit dem iranischen Aussenminister geben.

Der Vorstoss sei mit den USA abgestimmt, hiess es in den Kreisen. Fast zeitgleich erklärte US-Präsident Donald Trump in Washington, er habe die Tür für Verhandlungen mit dem Iran noch nicht geschlossen. Es könne immer noch ein Abkommen über das Atomprogramm der Islamischen Republik geben. Iran wolle ein Treffen, sagte er und ergänzte: «Könnte sein, dass ich das mache.» Er kündigte an, er werde das weitere Vorgehen im Laufe des Tages im «Situation Room» beraten.

Ziel der Gespräche ist es nach Angaben der deutschen Diplomaten, die iranische Seite zu einer Garantie zu bewegen, dass sie das Atomprogramm wirklich nur für zivile Zwecke nutzt. Dem Aussenministertreffen soll dann ein strukturierter Dialog auf Expertenebene folgen, hiess es weiter. Kanzler Friedrich Merz hatte auf dem Kurznachrichtendienst X geschrieben, dass er die Bemühungen von Aussenminister Johann Wadephul unterstütze, zusammen mit Grossbritannien und Frankreich Kontakt mit Iran zu suchen. Von Seiten der Islamischen Republik und von Israel lag zunächst keine Stellungnahme vor.

Trump: «Niemand weiss, was ich tun werde»

Die USA und der Iran haben sich zuletzt gegenseitig hochgeschaukelt. Er habe keine Geduld mehr, erklärte Trump. Fragen von Reportern, ob ein Angriff der US-Armee auf den Iran geplant sei, wich er aus: «Niemand weiss, was ich tun werde.» Zuvor hatte Irans Oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei Trumps Forderung nach einer bedingungslosen Kapitulation zurückgewiesen.

Tausende Menschen flohen am Mittwoch aus Teheran, nachdem israelische Kampfflugzeuge die iranische Hauptstadt über Nacht bombardiert hatten. Das israelische Militär teilte mit, dass 50 Jets rund 20 Ziele in Teheran angegriffen hätten. Darunter seien Anlagen zur Herstellung von Rohmaterialien, Komponenten und Fertigungssystemen für Raketen gewesen. In der gesamten Hauptstadt waren Explosionen zu hören. Das israelische Militär meldete am frühen Morgen zudem, der Iran habe zwei Raketensalven auf Israel abgefeuert. Über Tel Aviv waren Explosionen zu hören. Berichte über Opfer lagen zunächst nicht vor.

Bislang haben die US-Streitkräfte nur indirekt in die Kämpfe eingegriffen und etwa Raketen abgeschossen, die auf Israel abgefeuert wurden. Erwogen wird aber nach Angaben von Insidern, sich Israel bei Angriffen auf iranische Atomanlagen anzuschliessen. US-Unterstützung mit bunkerbrechenden Raketen ist nach Meinung von Experten vor allem erforderlich, um die teils tief unter der Erde liegenden Atomanlagen treffen zu können.

Iranische Behörden haben seit Beginn des Kriegs am vergangenen Freitag 224 Todesopfer gemeldet, meist Zivilisten. Israel gab an, 24 Zivilisten seien getötet worden. Die Eskalation folgt auf monatelange zunehmende Spannungen zwischen Iran und Israel. Israel begründet seinen Angriff damit, dass die Islamische Republik kurz vor der Entwicklung einer Atomwaffe stehe. Die Führung in Teheran bestreitet, nach Atomwaffen zu streben. Sie beharrt auf ihrem Recht auf Nukleartechnologie für friedliche Zwecke, einschliesslich der Anreicherung von Uran. 

(Reuters)