Kunden zogen beim Vermögensverwalter GAM auch im November Gelder in Milliardenhöhe ab. Das zumindest ist am frühen Donnerstagmorgen einer Medienmitteilung zu entnehmen.

Für 2018 rechnet das Unternehmen mit einem zugrundeliegenden Vorsteuergewinn von 125 Millionen Franken. Das sind zwar knapp 28 Prozent weniger als im letzten Jahr, deckt sich aber in etwa mit den Erwartungen von Analysten.

Unter dem Strich dürfte GAM eigenen Angaben zufolge einen Jahresverlust von 925 Millionen Franken einfahren. Schuld sind ausserordentliche Goodwill-Abschreibungen und Wertminderungen sowie einmalige Restrukturierungskosten.

Deshalb müssen die Aktionäre auf eine Dividende verzichten. Sie wird vorderhand ausgesetzt. Das hatten so nicht alle Analysten auf dem Radar. Ab dem kommenden Jahr will das Unternehmen dann wieder mindestens 50 Prozent des zugrundeliegenden Reingewinns an die Aktionäre ausschütten.

Eine unschöne Weihnachts-Bescherung

An der Schweizer Börse SIX taucht die GAM-Aktie zur Stunde noch um 23,5 Prozent auf 3,50 Franken. Die Tagestiefstkurse liegen gar bei 3,15 Franken. Mit einem Minus von fast 80 Prozent seit Jahresbeginn zählt die Aktie zu den Verlierern an der Schweizer Börse SIX.

Von einer "nächsten schönen Bescherung, rechtzeitig zur Weihnachtszeit" ist in einem Kommentar der Zürcher Kantonalbank die Rede. Wie der Autor weiter schreibt, ist es beinahe schon unheimlich, wie sich GAM dieses Jahr mit negativen Meldungen noch einmal selbst überbieten kann. Er schliesst nicht aus, dass der Vermögensverwalter wichtige Fondsmanager verlieren könnte. Seines Erachtens gibt es weiterhin keinen Grund, die mit "Marktgewichten" eingestufte Aktie anzufassen.

Der für Vontobel tätige Bankenanalyst stösst sich hingegen an der Beschleunigung der Vermögensabflüsse in den Monaten Oktober und November sowie am enttäuschenden zugrundeliegenden Vorsteuergewinn. Trotz unerwartet hohen Einsparungen auf der Kostenseite nimmt er das Kursziel von 6 Franken in negative Revision. Das Anlageurteil für die GAM-Aktie lautet weiterhin "Hold".

Leerverkäufer sind am Ziel angelangt

Der Berufskollege bei der UBS Investmentbank begrüsst hingegen den Dividendenverzicht und die damit verbundene Stärkung der Eigenkapitalbasis. Dennoch lässt er zwischen den Zeilen durchblicken, dass er seine Schätzungen für den Vermögensverwalter mit dem dicken Rotstift überarbeiten wird. Der UBS-Analyst stuft die GAM-Aktie wie bis anhin mit "Neutral" ein. Das 12-Monats-Kursziel von 6,20 Franken dürfte ebenfalls Abwärtsanpassungen zum Opfer fallen.

Anders als die Aktionäre dürften sich die Leerverkäufer über den Schwund an Kundenvermögen und den millionenschweren Jahresverlust freuen. Gemäss Schätzungen aus dem Handel wurde zuletzt mit rund 8 Prozent der ausstehenden GAM-Aktien auf rückläufige Kurse spekuliert. Noch vor wenigen Wochen waren es sogar etliche mehr.

Beobachtern zufolge dürften die Leerverkäufer am Ziel angelangt sein. Die Aktie notiert auf dem tiefsten Stand in der Firmengeschichte. Geld liesse sich für die Leerverkäufer nur dann noch verdienen, sollten Kunden des Vermögensverwalters weitere Milliarden abziehen oder langjährige Grossaktionäre die Reissleine ziehen.

Denn noch ist unklar, ob der Grossaktionär Silchester International Investors die Restrukturierung und den Dividendenverzicht mitträgt. Der Vermögensverwalter - eigentlich ein Konkurrent von GAM - hält den letzten verfügbaren Informationen zufolge gut 15 Prozent der Stimmen.