Das Ziel vieler Anlegerinnen und Anleger an der Börse ist es, langfristig ein regelmässiges, passives Einkommen zu erhalten. Eines der bekanntesten Anlagekonzepte, das den Fokus auf Ausschüttungen richtet, ist dabei die Dogs-of-the-Dow-Strategie. Es ist eine Investmentstrategie, die in den letzten zehn Jahren den Referenzindex Dow Jones in 70 Prozent der Fälle geschlagen hat.

1991 machte der Wirtschaftswissenschaftler Michael B. O'Higgins, der Urvater der Dividendenstrategie, diese einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Die Bezeichnung "Dogs" in "Dogs of the Dow" stammt aus der amerikanischen Umgangssprache. Dort steht der Begriff dog für eine "wertlose Sache". Damit ist also eine Investition in die am meisten unterbewerteten Aktien gemeint.

Mit der Strategie werden zu Beginn eines neuen Jahres die zehn Aktien aus dem Dow Jones mit der höchsten Dividendenrendite zu gleichen Dollarbeträgen gekauft. Diese werden zwölf Monate gehalten. Danach wird das Portfolio erneut überprüft und, falls notwendig, neu ausgerichtet und ausbalanciert.

Antizyklisches Investieren in Dividendenaktien

Die Dogs-of-the-Dow-Strategie funktioniert dann am besten, wenn sich der Markt an Value-Investment-Prinzipien orientiert. Da die meisten Aktien des Dow Jones stabile Dividenden aufweisen, kommen meist diejenigen Titel in die Auswahl, die einen Rückgang des Aktienkurses verbucht haben. Wenn dies nur eine kurzfristige Korrektur ist, steigt die Aktie im Laufe des Jahres oft, übertrifft den breiteren Durchschnitt und macht dann unter Umständen Platz für eine neue, zurückgekommene und unterbewertete Aktie.

Die Strategie ist demnach auch eine Contrarian-Strategie: Es geht um antizyklisches Investieren konträr zu den bisher erfolgreichen Trends. Gegenüber 2022 hat sich aber nur geringfügig etwas an der Zusammensetzung der "Dogs of the Dow" geändert. Für Coca-Cola und Merck sind JPMorgan und Cisco in die Gruppe aufgestiegen. Dies sind die US-Dividendenaktien für 2023:

Verizon - Höchste Dividende im Dow Jones

Verizon ist der grösste Mobilfunkanbieter in den USA und bietet auch Festnetz- und Breitbanddienste an. Der Telekommunikationskonzern war in seit 2020 von der Kursperformance her eine enttäuschende Investition, zahlt jedoch mittlerweile eine Dividende von 6,3 Prozent - kein anderer der 30 Werte des Dow Jones kann da mithalten.

Kursentwicklung der Aktien von Verizon (Quelle: cash.ch).

Anlegerinnen und Anleger sollten angesichts der Risiken im Zusammenhang mit Marktanteilsverlusten, der hohen Schuldenlast und zuletzt enttäuschenden Ergebnissen keine allzu grossen Kursfantasien haben. Laut Morgan Stanley besteht aber wegen der weiterhin guten Marktposition auf dem US-Markt eine Chance auf eine bessere operative Leistung im laufenden Jahr. Dies könnte auch die im Branchenvergleich tief bewerte Aktie wieder tendenziell ansteigen lassen.

Dow - Gesunde Bilanz sichert langfristige Dividendenfähigkeit

Dow ist ein globales Chemieunternehmen, das Polyolefine, Chlor-Alkali-Produkte, Beschichtungen und andere Produkte herstellt. Der Konzern ist kurzfristig mit Preis- und Margenunsicherheiten bei seinen Rohstoffprodukten konfrontiert, langfristig stellen aber die starke Nachfrage nach Produktverpackungen und die steigenden Infrastrukturausgaben positive Trends dar. 

Trotz eines am Markt erwarteten Umsatzrückgangs im laufenden Jahr hat die Aktie seit Jahresbeginn um 18 Prozent angezogen. Dow verfügt über eine gesunde Bilanz und generiert einen robusten freien Cashflow, der finanzielle Flexibilität ermöglicht und langfristig die Dividendenfähigkeit sichert. Die Ausschüttungsrendite beträgt aktuell 4,7 Prozent.

Intel - Gelingt dem Tech-Dinosaurier der Neustart?

Intel ist einer der grössten Halbleiterhersteller der Welt. Die Aktien des Tech-Dinosauriers sind im Vergleich zu anderen Chipherstellern mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 15 attraktiv bewertet und bieten eine Dividendenrendite von 5 Prozent.

Kursentwicklung der Aktien von Intel (Quelle: cash.ch).

Intel ist jedoch mit anhaltenden Sorgen über den Wettbewerbsdruck und Expansionsplänen der Auftragsfertiger wie TSMC konfrontiert. Immerhin haben sich die Zukunftsaussichten dank der Verpflichtung der Biden-Administration, die Abhängigkeit von Chip-Lieferanten aus Asien zu verringern, stark aufgehellt. 

Walgreens Boots Alliance - Gesundheitskonzern im Angebot

Ebenfalls ein "Dogs of the Dow" ist Walgreens Boots Alliance - ein führender Einzelhändler für Gesundheitspflege, Apotheken und Drogerien in den USA, Europa und Lateinamerika. Investoren können, da der Titel auf Jahressicht einen Viertel seines Werts verloren hat, derzeit mit einer Dividendenrendite von 5,3 Prozent rechnen.

Der Gesundheitskonzern gilt als Dividendenaristokrat und gehört damit zum Nonplusultra unter den Qualitätsaktien. Zudem sind Marktbeobachter der Meinung, dass sich die Aktie angesichts der langfristig positiven Aussichten für das konsumorientierte Gesundheitssegment unterdurchschnittlich entwickelt hat. 

3M - Keine Kursfantasie, aber beständige Ausschüttungen

3M ist ein diversifiziertes globales Produktionsunternehmen, das Produkte für eine Reihe verschiedener Endmärkte herstellt, darunter Industrie, Fertigung und Gesundheitswesen. Auch der US-Mischkonzern gilt als Dividendenaristokrat und hat damit seit mindestens 25 Jahren eine Dividende gezahlt und die Ausschüttung jedes Jahr erhöht - derzeit wird eine Ausschüttungsrendite von 5,1 Prozent geboten.

Kursentwicklung der Aktien von 3M (Quelle: cash.ch).

Die meisten Märkte von 3M sind ausgereift und wettbewerbsintensiv, so dass es für das Unternehmen schwierig ist, ein signifikantes Volumenwachstum oder einen Preishebel zu erzielen. Trotz einer tiefen Bewertung dürfen Anlegerinnen und Anleger hier nicht mit grossen Kursfantasien rechnen.

IBM - Wachstum und Dividende

IBM ist ein globales Technologieunternehmen, das Unternehmenssoftware, Infrastruktur und Dienstleistungen anbietet. Die Umsatzzahlen von IBM waren in den letzten Quartalen dank dem florierenden Geschäft mit Cloud-Diensten ermutigend und für 2023 wurde ein Wachstum im mittleren einstelligen Bereich in Aussicht gestellt.

Das IT-Urgestein gilt als Dividendenaristokrat und bietet eine Ausschüttungsrendite von 4,9 Prozent - was aber zuletzt aus der Substanz bezahlt wurde. Investoren trauen den New Yorkern aber zukünftig noch einiges zu, da IBM in den Zukunftstechnologien Künstliche Intelligenz und Quantencomputing zu den führenden Unternehmen gehört.

Amgen - Pipeline mit Qualität

Amgen ist eines der grössten Biotechnologieunternehmen der Welt. Laut Analysten bieten dessen Produkte in der späten Entwicklungsphase, darunter das Krebsmedikament Sotorasib und das Asthmamedikament Tezepelumab, vielversprechende Wachstumschancen. Amgen hat bereits die US-Zulassung für Sotorasib zur Behandlung von Lungenkrebs erhalten.

Kursentwicklung der Aktien von Amgen (Quelle: cash.ch).

Amgen rechnet trotzdem bis 2030 nur mit einem mittleren einstelligen Wachstum. Und wegen des Absatz-Rückgangs von Covid-Antikörpern wuchs die Biotech-Grösse zuletzt gar nicht. Beim Gewinn wurde gar ein Rückgang verzeichnet. Allerdings wird wegen des Kursrückgangs der letzten Wochen eine Dividende von 3,5 Prozent ausbezahlt. Und für neue Kursimpulse könnte der Abschluss der Übernahme von Horizon Therapeutics sorgen. Dieser bisher grösste Zukauf dürfte Amgen jährlich einen Umsatz von 2 Milliarden Dollar einbringen.

Cisco - Rückenwind durch Digitalisierung

Cisco entwickelt und produziert Netzwerk-, Sicherheits-, Anwendungs-, Kollaborations- und Cloud-Technologien. Der Technologiesektor wurde vom Marktausverkauf im Jahr 2022 besonders hart getroffen, was auch bei Cisco den Aktienkurs gedrückt hat. Obwohl seit Oktober eine Erholung stattgefunden hat, bietet das US-Technologieunternehmen eine Dividendenrendite von 3,2 Prozent. 

Und es gibt mehrere Gründe, warum Cisco als langfristige Investition interessant ist: Dazu gehören der fortschreitende Ausbau des 5G-Netzes und ein Rückenwind durch Wi-Fi 6-Upgrades. Zudem wird die Knappheit an Komponenten in den kommenden Monaten nachlassen und Cisco dürfte weiterhin vom langfristigen Wachstum des Bandbreitenverbrauchs und der Nachfrage nach Rechenzentrumslösungen weiter profitieren. 

Chevron - Lieblings-Aktie von Warren Buffett

Chevron ist einer der grössten Ölkonzerne der USA. Die russische Invasion in der Ukraine und die anhaltende Inflation bei Rohstoffen liessen die Energiepreise im Jahr 2022 in die Höhe schnellen und verhalfen den Öl- und Gasaktien zu Rekordgewinnen und hohen Renditen für die Anleger. Der Titel ist mit einem KGV von 9 trotzdem nur moderat bewertet.

Kursentwicklung der Aktien von Chevron (Quelle: cash.ch).

Chevron meldete im dritten Quartal ein beeindruckendes Umsatzwachstum von 49 Prozent und einen Anstieg des Nettogewinns um 84 Prozent. Marketbeobachter gehen davon aus, dass der Konzern mehrere Wachstumskatalysatoren vor sich hat. Als Dividenden-Aristokrat - Ausschüttungsrendite von 3,6 Prozent - ist Chevron mit einem Portfolio-Anteil von 8 Prozent auch eine Lieblings-Aktie von Warren Buffett.

JPMorgan - Grösste Bank der Welt

Gemäss der Marktkapitalisierung ist JPMorgan die grösste Bank der Welt. Steigende Nettozinsmargen haben in den letzten Monaten nicht nur den Gewinn, sondern auch den Aktienkurs nach oben getrieben. Gleichzeitig bietet die US-Grossbank eine Ausschüttungsrendite von 2,9 Prozent, während die Bewertung mit einem KGV von 12 einen gewissen Schutz vor einer Korrektur bietet.

JPMorgan wird aber 2023 in einem schwierigen Umfeld operieren, da sich die Konjunktur weiter eintrüben dürfte und die Zinsen tendenziell stagnieren oder sogar leicht rückgängig sein werden. Marktbeobachter rechnen insbesondere auf dem Markt für Haus- und Autokredite mit Bremsspuren. Banktitel sind schlussendlich Zykliker, was deren Kurse in den nächsten Monaten wohl zurückhalten wird.

ETF merzen Nachteile aus

Leider kann die kurzfristige Natur der Methode - der Verkauf von Beständen jedes Jahr, um das Gleichgewicht mit den potenziell neuen Titeln wiederherzustellen - die Performance untergraben. Ein Investment in einen ETF (Exchange Traded Funds) kann dieses Problem minimieren und gleichzeitig die Diversifikation erhöhen.

Kursentwicklung des "Invesco Dow Jones Industrial Average Dividend ETF" (Quelle: cash.ch).

Der "Invesco Dow Jones Industrial Average Dividend ETF" investiert beispielsweise in dividendenstarke Unternehmen aus dem Dow Jones. Der Fonds wird halbjährlich anhand der Dividendenrendite neu ausgerichtet. Die Kostenquote von 0,07 Prozent ist vergleichsweise sehr tief und der die Ausschüttungsrendite mit 3,2 Prozent für einen Fonds mit 28 Titeln relativ hoch.

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