Die weltweit führende Reservewährung befindet sich nahe einem Zwei-Monats-Hoch, obwohl der Regierungsstillstand in den USA andauert. Händler in Asien und Europa berichten, dass Hedgefonds vermehrt Optionswetten eingehen, die auf eine anhaltende Aufwertung des Dollars gegenüber den wichtigsten anderen Währungen bis zum Jahresende setzen.

Entscheidend waren zuletzt Entwicklungen im Ausland: Der Euro und der Yen haben in diesem Monat deutlich nachgegeben. Gleichzeitig haben Äusserungen von Vertretern der US-Notenbank Fed, die vor weiteren Zinssenkungen warnen, die Attraktivität des Dollars gestärkt. Je länger die Dollar-Stärke anhält, desto schmerzhafter wird sie für diejenigen, die weiterhin auf eine Abschwächung der US-Währung setzen. Zu diesen «Bären» zählen unter anderem Goldman Sachs, JPMorgan Chase und Morgan Stanley.

Setzt sich der Trend fort, könnte er weltweit spürbare Folgen haben – etwa indem er anderen Zentralbanken geldpolitische Lockerungen erschwert, die Kosten für Rohstoffe erhöht und die Schuldenlast in Fremdwährungen ansteigen lässt. Ein rascher Dollar-Anstieg könnte zudem einige der beliebtesten Investmentstrategien des Jahres durchkreuzen, darunter optimistische Wetten auf Aktien und Anleihen aus Schwellenländern, und die Aktienkurse amerikanischer Exporteure belasten.

Zu den früheren Dollar-Pessimisten, die ihre Meinung geändert haben, zählt Ed Al-Hussainy von Columbia Threadneedle. Der Portfoliomanager hatte Ende 2024 auf fallende Kurse gesetzt, als der Dollar im Zuge des sogenannten «Trump-Trades» nach der US-Wahl noch stieg. In den vergangenen sechs Wochen hat er diese Position jedoch reduziert, indem er seine Engagements in Schwellenländern zurückgefahren hat.

Für ihn steht fest, dass die Märkte zu stark auf Zinssenkungen der Fed spekulieren – angesichts der Robustheit der US-Wirtschaft. «Wir sind deutlich positiver gegenüber dem Dollar geworden», sagte er. «Die Märkte haben eine sehr aggressive Serie von Zinssenkungen eingepreist, und es wird schwierig sein, diese umzusetzen, ohne dass der Arbeitsmarkt deutlich schwächer wird.»

Dollar-Stärke bis zum Jahresende

Der Bloomberg Dollar Spot Index ist seit Mitte des Jahres um rund 2 Prozent gestiegen – nach seinem stärksten Einbruch im ersten Halbjahr seit Jahrzehnten. Anfang 2025, nachdem Präsident Donald Trump auf umfassende Zollerhöhungen zunächst verzichtet hatte, fiel der Dollar, weil man annahm, die Inflation würde niedrig genug bleiben, damit die Fed ihre Zinssenkungen fortsetzen könne.

Die Schwächephase verschärfte sich im April mit der Einführung weitreichender Handelszölle, die Sorgen auslösten, ausländische Investoren könnten den US-Markt meiden. Zudem gab es Spekulationen, der Präsident befürworte einen schwächeren Dollar, um US-Exporte zu fördern – zusätzlich zu seinem Druck auf die Fed, die Zinsen zu senken. All dies verstärkte die Dollar-Schwäche.

Wie sich herausstellte, haben internationale Investoren den US-Markt jedoch nicht gemieden, auch wenn einige sich offenbar mit Derivaten gegen Dollar-Verluste abgesichert haben. Die Attraktivität der US-Aktienmärkte – angeführt von grossen Technologiekonzernen – blieb ungebrochen, und die Nachfrage bei US-Staatsanleihenauktionen war weitgehend stabil.

Daten der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) zeigen, dass Hedgefonds, Vermögensverwalter und Rohstoffhändler Ende September weiterhin Netto-Short-Positionen im Dollar hielten. Auch wenn diese inzwischen deutlich unter den Höchstständen zur Jahresmitte liegen, besteht nach wie vor erhebliches Risiko, sollten die Dollar-Kurse weiter steigen.

Laut Mukund Daga, dem weltweiten Leiter des Währungsoptionsgeschäfts bei Barclays Bank, setzen Hedgefonds mit zunehmenden Optionskäufen auf eine Fortsetzung der Dollar-Stärke bis zum Jahresende – und zwar gegenüber den meisten Währungen der G10-Staaten. Es gibt ausserdem Anzeichen dafür, dass Optionshändler bereit sind, mehr für den Schutz vor einem Dollar-Anstieg als vor einem Rückgang zu zahlen.

Ein Mass für die Nachfrageunterschiede zwischen bullischen und bärischen Wetten zeigt, dass die Marktteilnehmer so optimistisch gegenüber dem Greenback sind wie seit April nicht mehr. Laut Daten der Depository Trust & Clearing übertraf das Interesse an Dollar-bullischen Strukturen in dieser Woche an jedem Tag das an bärischen. 

Wohin der Dollar von hier aus steuert, ist allerdings ungewiss. Die nächsten Schritte der Fed werden entscheidend sein. Die Märkte preisen derzeit etwa zwei Zinssenkungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte bis Jahresende ein – und weitere im kommenden Jahr. Doch jüngste Kommentare, darunter das Protokoll der Fed-Sitzung im September und Äusserungen von Entscheidungsträgern, deuten darauf hin, dass dieser Pfad alles andere als sicher ist.

(Bloomberg)