Das dritte Quartal dürfte für alle Grossbanken kein einfaches gewesen sein, auch für die UBS nicht. Die US-Grossbanken, die zumeist schon über ihr Ergebnis in der Periode von Juli bis September berichtet haben, lassen jedenfalls keine allzu guten Zahlen erwarten. Berichten wird die UBS am morgigen Dienstag vor dem Beginn des Börsenhandels.

Die Inflations- und Rezessionssorgen bremsten dort das Kapitalmarktgeschäft merklich, zudem mussten auch die Rückstellungen für Kreditausfälle zum Teil erhöht werden. Bei JP Morgan ging etwa der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent zurück, bei der Citigroup um 25 Prozent und bei Morgan Stanley gar um 30 Prozent.

Die UBS lässt sich mit den US-Grossbanken zwar bekanntlich nur bedingt vergleichen. Trotzdem ist davon auszugehen, dass auch die UBS mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt hat, zumal die schwache Börsenkursentwicklung auf die Vermögen der Kunden und damit zum Teil auch auf die Einnahmen der UBS gedrückt haben.

Die UBS-Aktie kostete zuletzt gut 15 Franken und notierte damit rund 10,5 Prozent unter dem Stand von Ende 2021. Damit halten sich die Titel im Vergleich zum Gesamtmarkt gut (SMI: -19 Prozent), im Vergleich zu CS (-49 Prozent) sehr gut. Das Jahreshoch stammt vom 10. Februar und liegt bei 19,90 Franken, das Jahrestief von 13,10 Franken wurde kürzlich im Rahmen der allgemeinen Börsenbaisse erreicht.

Analysten erwarten gemäss der Nachrichtenagentur AWP im Schnitt einen Gewinn von 1,466 Milliarden Dollar. Dies wäre ein deutlicher Gewinnrückgang von den 2,279 Milliarden Dollar Quartalsgewinn vom Vorjahr. Es sei zu erwarten, dass die UBS sich vor den Marktverwerfungen im dritten Quartal nicht verstecken konnte und einen weiteren Einbruch der Erträge und des Gewinns verzeichnen musste, heisst es etwa in einer Vorschau der ZKB. Der jüngste Zinsanstieg sei zwar positiv für die Zinsmarge, insbesondere in der globalen Vermögensverwaltung (GWM). Allerdings habe die Schwäche der Märkte im Investment Banking zu einer markant tieferen M&A- und Emissionstätigkeit geführt und sich negativ auf die Verwalteten Vermögen ausgewirkt.

Ähnlich sehen das die Analysten der Bank Vontobel. Der signifikante und gleichzeitige Rückgang der Aktien- und Obligationenmärkte seit Jahresbeginn sowie die verhaltene Kundenaktivität würden das Ergebnis von UBS im dritten Quartals 2022 prägen, heisst es dort. Nach acht aufeinanderfolgenden Quartalen mit einem bereinigten Vorsteuergewinn von mehr als 2 Milliarden US-Dollar sei dieses Quartal erstmals wieder ein Ergebnis darunter zu erwarten.

Auch erwartete Ergebnisse noch «solide»

Sollten die Ergebnisse gemäss den Schätzungen ausfallen, könnten sie in Anbetracht des schwierigen Marktumfelds dennoch als solide bezeichnet werden, heisst es weiter. Was in Bezug auf den Aktienkurs passieren kann, wenn die Ergebnisse nicht den Erwartungen entsprechen, hat sich bei den Ergebnissen zum zweiten Quartal gezeigt. Am Tag der Ergebnisveröffentlichung Ende Juli büsste das UBS-Papier fast 10 Prozent ein. Dabei muss aber auch erwähnt werden, dass die UBS in den Quartalen davor mehrheitlich positiv überrascht hat.

Die UBS selber hat zuletzt versucht, allzu negativen Erwartungen den Boden zu entziehen. Sie hat nämlich bereits Mitte September vermeldet, dass sie die Dividende für das gesamte Geschäftsjahr 2022 um 10 Prozent erhöhen will. Angaben zum Geschäftsgang im dritten Quartal machte sie dabei allerdings nicht.

Wealthfront-Kauf ist abgeblasen

Die UBS hat den Anfang Jahr gross angekündigten Kauf des amerikanischen Online-Vermögensverwalters Wealthfront für 1,4 Milliarden Dollar jüngst wieder abgeblasen. Damit wollte die Grossbank junge Reiche der Generationen Y und Z als Kunden gewinnen. Über die Gründe wird seither spekuliert. Man halte an den Wachstumsplänen in den USA fest und werde das digitale Wealth-Management-Angebot weiter ausbauen, hiess es von der UBS lediglich.

Marktbeobachter vermuteten hingegen den hohen Preis als Grund dafür, dies angesichts der jüngst stark rückläufigen Bewertungen an den Aktienmärkten vor allem bei Fintech-Unternehmen. Gemäss Presseberichten gab es auch aufsichtsrechtliche Bedenken, die eine Rolle gespielt hätten.

Kein Ende der Rechtsfälle

Die UBS hat es immer wieder mit Rechtsstreitigkeiten zu tun. Im Steuerstreit mit Frankreich steht ein endgültiges Urteil noch aus. Nach einer Niederlage vor Gericht im Februar 2019 wurde die Bank im Dezember 2021 auch in zweiter Instanz vom Berufungsgericht in Paris wegen unerlaubter Geldgeschäfte und der Beihilfe zur Geldwäsche schuldig gesprochen worden. Das Gericht verlangt eine Zahlung von insgesamt 1,8 Milliarden Euro, wogegen die UBS erneut Berufung eingelegt hat.

Neben dem Fall in Frankreich wartet die Bank zudem noch auf ein Urteil in den USA im Fall der sogenannten Ramsch-Hypotheken aus der Zeit der Finanzkrise (RMBS-Papiere). Es ist einer der letzten anhängigen Fälle dieser Art. Zahlreiche andere grosse Banken in den USA und Europa - unter anderem die CS - haben ähnliche Verfahren bereits beigelegt. Analysten rechnen mit möglichen Kosten für die UBS von mehreren Milliarden Dollar.

Insgesamt waren bei der Bank Ende Juni rund 2,8 Milliarden Dollar für Rechtsfälle, regulatorische Angelegenheiten und ähnliches zurückgestellt. Neben den grösseren Fällen gibt es auch immer wieder kleinere Fälle, die abgeschlossen werden können bzw. bei denen die UBS eine Busse bezahlen muss. Zuletzt etwa wurden Ende September diverse international tätige Grossbanken (darunter auch die UBS und die CS) von der US-Börsenaufsicht SEC im Zusammenhang mit der Verwendung von privaten Messengerdiensten zu einer Strafzahlung verurteilt. Die UBS und die CS mussten da je 125 Millionen US- Dollar bezahlen.

Höhere Dividende

Die UBS hat Mitte September überraschend ein Update zu ihrer Dividendenpolitik veröffentlicht. Für das Geschäftsjahr 2022 soll demnach (im nächsten Frühling) eine Dividende von 0,55 US-Dollar pro Aktie vorgeschlagen werden, dies nach 0,50 Dollar im Jahr davor. Die Rückstellung hierfür sei entsprechend angepasst worden.

Gleichzeitig gab die Bank bekannt, dass die Aktienrückkäufe das für das laufende Jahr gesetzte Ziel von 5 Milliarden Dollar übersteigen dürften. Per 9. September habe die UBS eigene Aktien im Umfang von 4,1 Milliarden zurückgekauft, hiess es damals. Seither sind nochmals etwa 400 Millionen dazugekommen.

(AWP/cash)