Eine Studie der britischen Barclays zu den europäischen Investmentbanken hat es in sich. Denn darin warnen die Autoren am frühen Dienstagmorgen, dass die Credit Suisse (CS) deutlich grössere Risiken im Kreditgeschäft fährt als andere Anbieter. Deshalb könnten die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken auch deutlich mehr zusetzen. Die Studienautoren zögern nicht lange und stufen die CS-Aktie von "Equal weight" auf "Underweight" herunter, was einer Verkaufsempfehlung gleichkommt.

Nach einer Reduktion der Gewinnerwartungen für die kommenden Jahre um bis zu 44 Prozent lautet das Kursziel neuerdings nur noch 8 (zuvor 13) Franken. Zur Erinnerung: Zuletzt kostete die Aktie etwas mehr als 8,60 Franken. Ende Dezember waren es sogar noch gut 13 Franken.

Sollte es bei der CS zu Kreditausfällen kommen, hätte das vermutlich auch Auswirkungen auf die Dividendenpolitik. Die Studienautoren streichen vorsorglich sämtliche Aktienrückkäufe aus ihrem Bewertungsmodell für die Aktie. Auch bei den Dividendenschätzungen nehmen sie Anpassungen vor. Neuerdings geht sie auf Jahre hinaus von einer Dividendenrendite von weniger als zwei Prozent aus.

Eine andere Bank teilt die Ängste nicht

Erst am Freitag kündigte die CS zwar an, an der Jahresdividende in Höhe von 0,2776 Franken je Aktie festhalten zu wollen. Allerdings müssen sich die Aktionäre in Geduld üben. In Absprache mit der Finanzmarktaufsicht Finma soll nur die Hälfte der Dividendensumme zum ursprünglich geplanten Termin ausgeschüttet werden. Die andere Hälfte wird einer speziellen Dividendenreserve zugeführt. Nur wenn die Aktionäre selber grünes Licht geben, kommt die zweite Tranche zur Auszahlung. Bei der CS soll im Herbst anlässlich einer ausserordentlichen Generalversammlung darüber befunden werden.

Mit der Verkaufsempfehlung für die CS-Aktie stemmt sich Barclays gegen Morgan Stanley. Die US-Investmentbank hatte ebenfalls am Freitag ihr Anlageurteil von "Equal-weight" auf "Overweight" erhöht. Sie veranschlagt seither ein Kursziel von 10 (zuvor 14) Franken (cash berichtete).

Mit einem Minus von gut 34 Prozent zählt die CS-Aktie im bisherigen Jahresverlauf zu den Schlusslichtern aus dem Swiss Market Index (SMI). Die Titel der Erzrivalin UBS (-21 Prozent) hielt sich um einiges besser.