Die Telekommunikationsanbieterin Swisscom gibt am Donnerstag, 3. August die Ergebnisse zum ersten Semester 2023 bekannt. Dabei dürfte der Schweizer Telekomkonzern einen stabilen Umsatz erzielt haben, dafür den operativen Gewinn und den Reingewinn klar verbessert haben. Allerdings spielen hier Sonderfaktoren eine Rolle: Im ersten Halbjahr 2022 wurde das Ergebnis durch Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten in Höhe von 82 Millionen Franken belastet. Den Löwenanteil machte dabei eine Busse von knapp 72 Millionen Franken der Eidgenössischen Wettbewerbskommission Weko wegen Marktmissbrauchs beim Bezahl-Sport-TV aus (s. Pro Memoria). Diese Faktoren fallen nun weg, was den Gewinn nach oben treibt. Ohne Sondereffekte dürfte der Reingewinn im ersten Halbjahr 2023 stabil geblieben sein.

Im Telekomgeschäft dürfte die Erosion etwas nachgelassen haben, da der Konkurrenzkampf etwas weniger aggressiv geworden ist. Gegenwind kommt aber von der Euro-Schwäche, die das Resultat der italienischen Breitbandtochter Fastweb in Schweizer Franken drückt.

Zudem kann man gespannt sein, ob es beim Glasfaserstreit mit der Weko Fortschritte gegeben hat. Ende März waren noch eine halbe Million Anschlüsse durch das Veto der Wettbewerbshüter blockiert, die damit nicht in Betrieb genommen werden können. Das sind 9 Prozent aller Haushalte. Die Swisscom will diese blockierten Anschlüsse nun grösstenteils umbauen.

Im Mai bei der Vorlage der Zahlen zum 1. Quartal hatte die Swisscom die Ziele für das laufende Jahr bestätigt. Damit peilt der Konzern einen Umsatz von 11,1 bis 11,2 Milliarden Franken und einen EBITDA von 4,6 bis 4,7 Milliarden Franken an. Die Investitionen sollen sich auf rund 2,3 Milliarden Franken belaufen. Wenn diese Ziele erreicht werden, will der "blaue Riese" wieder eine Dividende von 22 Franken pro Aktie bezahlen.

Bei den Glasfaserausbauzielen, welche die Swisscom im Oktober gestutzt hatte, peilt der Konzern den oberen Rand der Spanne an. Insgesamt solle bis Ende 2025 so eine Abdeckung von etwa 55 Prozent der Bevölkerung erreicht werden. Bisher hatte der Konzern von 50 bis 55 Prozent gesprochen. Bis 2030 soll dann die Abdeckung auf 70 bis 80 Prozent vergrössert werden.

Der Bundesrat will Randregionen mit dem Ausbau von schnellem Internet unterstützen, wie er Ende Juni beschlossen hatte. Laut der Regierung braucht es in der ganzen Schweiz eine zuverlässige Hochbreitband-Infrastruktur - auch dort, wo sich der Ausbau für die Betreiber nicht lohnt. Bis Ende Jahr sollen konkrete Umsetzungsvorschläge vorliegen. Damit die ganze Bevölkerung und die Wirtschaft bestmöglich von der Digitalisierung profitieren können, soll eine möglichst flächendeckende Versorgung mit 1 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) angestrebt werden. Der Bundesrat will einen digitalen Graben vermeiden. Diese Strategie zur Erschliessung der Schweiz mit superschnellem Internet auch in abgelegenen oder dünn besiedelten Regionen kostet je nach Ausbaustandard schätzungsweise zwischen 3,7 und 6,0 Milliarden Franken.

Die Swisscom verzichtet bis Ende 2024 auf Preiserhöhungen bei Abonnements für die Privatkundschaft. "Im Verlauf des kommenden Jahres werden wir die Lage analysieren und uns festlegen, wie es nach 2024 weitergeht", hatte Swisscom-Chef Christoph Aeschlimann Anfang Juni in einem Interview gesagt. Auch die auf Anfang 2024 angehobene Mehrwertsteuer soll nicht an die Privatkunden weitergegeben werden. Das Preismoratorium gelte für die aktuellen Blue-Mobile-Angebote, Internet-, TV- und Festnetz-Abos sowie für alle Zweit- und Drittmarken und Kunden mit Grundversorgungsprodukten.

Die Teuerung habe bei der Swisscom in diesem Jahr Mehrkosten von 50 Millionen Franken verursacht, so Aeschlimann. "Treiber sind die Löhne, Energietarife und Einkaufspreise für Endgeräte und Materialien."

Die Swisscom bleibt für die Grundversorgung mit Internet und Telefonie in der Schweiz zuständig. Die Eidgenössische Kommunikationskommission (Comcom) hat dem Branchenprimus Mitte Mai eine entsprechende Konzession bis Ende 2031
erteilt.

Ende Juni hat die Swisscom ihre Position als IT-Dienstleister für Schweizer KMU ausgebaut. Das Telekomunternehmen übernahm den Anbieter für die Abacus-ERP-Software Axept Business Software. Zudem hat die Swisscom mehrere Banken für ihre Bankenplattform gewonnen. Darunter sind die Bank Avera und die MBaer Bank.

Die Swisscom-Aktien haben seit Anfang Jahr um etwa 11 Prozent zugelegt. Damit hängen sie den Gesamtmarkt (SMI: +5,5 Prozent) klar ab. Im Jahr 2022 gehörten die Titel mit einem Minus von rund 2 Prozent ebenfalls zu den stärksten Blue-Chips.

(AWP)