(Ergänzt um die Kommentare von Baader Helvea sowie den aktuellen Aktienkurs)

Nach dem Kauf der Nuance Group legt Dufry nach und baut mit der Übernahme von World Duty Free die Stellung als Weltmarktführer weiter aus. Es gibt zwar durchaus Argumente für die 3,5 Milliarden Euro teure Firmentransaktion. Im Berufshandel werden allerdings Befürchtungen wach, der in Basel beheimatete Betreiber von Zollfreiverkaufsstellen an Flughäfen übernehme sich damit. Das Unternehmen sei dem Grössenwahn verfallen, so lautet der Vorwurf.

Finanziert werden soll die Grossübernahme mit einer Kapitalerhöhung im Umfang von mindestens 2,1 Milliarden Euro. Mit den Staatsfonds aus Singapur und Katar sowie Temasek kann Dufry auf die Hilfe von nicht weniger als drei finanzkräftigen Grossinvestoren zählen. Sie alle haben sich dazu verpflichtet, Aktien im Umfang von je 450 Millionen Franken zu zeichnen.

Dank diesem Bekenntnis haussiert die Aktie von Dufry zur Stunde um 4,3 Prozent auf 141,20 Franken. Händler berichten von auffälligen Deckungskäufen aus dem Ausland, nachdem die Aktie am Freitag aufgrund von Spekulationen rund um die Grossübernahme im Angebot gelegen hatte.

Risiken bei der Integration

Bislang machte die Bank Vontobel vor allem mit ihrer positiven Einschätzung der Aussichten von Dufry von sich reden. Für die Übernahme von World Duty Free findet der für die Zürcher Traditionsbank tätige Analyst allerdings keine guten Worte. Es gebe zweifelsfrei eine langfristige industrielle Logik für eine Firmentransaktion dieser Grösse, so schreibt er. Dennoch würden die Risiken auf kurze Sicht überwiegen. Dufry sei inmitten der Integration der Nuance Group und World Duty Free sei an der Umsetzung der neuen Organisationsstruktur sowie einer neuen IT-Plattform.

Positiv hebt der Analyst einzig die Bereitschaft der drei Grossaktionäre hervor, an der geplanten Kapitalerhöhung teilzunehmen. Bei der Bank Vontobel wird sowohl die Kaufempfehlung als auch das 150 Franken lautende Kursziel für die Aktie von Dufry in negative Revision genommen.

In dieselbe Kerbe schlägt sein für die Zürcher Kantonalbank tätiger Berufskollege. Da Dufry momentan noch voll mit der Übernahme der Nuance Group beschäftigt ist, hält er den Zeitpunkt für eine weitere Grossübernahme für ungünstig. Offensichtlich handle es sich bei World Duty Free aber um eine einmalige Gelegenheit, für welche man sogar gewillt sei, einen überdurchschnittlich hohen Preis zu bezahlen.

Verschuldung steigt weiter an

Kurzfristig werde die Akquisition für die Aktionäre von Dufry gewinnverwässernd sein. Mittel- bis langfristig werde sie sich allerdings bezahlt machen, so der Analyst. Er stuft die Aktie wie bis anhin mit "Marktgewichten" ein.

Bei J. Safra Sarasin stösst man sich hingegen an der stolzen Verschuldung. Trotz der geplanten Kapitalerhöhung steige das Verhältnis von Nettoverschuldung zum operativen Gewinn (EBITDA) bei Dufry auf über 4. Obschon das Unternehmen über einen guten Leistungsausweis bei der Integration von Übernahmen verfüge, müsse es erklären, wie es zwei Grossübernahmen zur selben Zeit verdauen wolle. Das Anlageurteil für die Aktie lautet unverändert "Neutral".

Ein Lob erhält Dufry hingegen vom Analysten von Baader Helvea. Er begrüsst die Übernahme des Rivalen und rechnet mit einer signifikanten Verstärkung der wirtschaftlichen Macht und mit besseren zukünftigen Wachstumsmöglichkeiten. Allerdings erkaufe sich das Unternehmen die Möglichkeiten mit weiteren Restrukturierungskosten, einer Kapitalerhöhung und einer höheren Verschuldung. Dennoch wird die Aktie weiterhin mit "Buy" und einem Kursziel von 160 Franken zum Kauf empfohlen.