Die Covid-19-Krise setzt Dufry stärker als erwartet zu. Im ersten Halbjahr setzte der Reisehandelskonzern aus Basel gut 60 Prozent weniger um als im Vorjahr. Das schlägt sich in einem operativen Verlust in Höhe von 933 Millionen Franken nieder. Analysten hatten durchschnittlich mit einem Fehlbetrag in Höhe von 875 Millionen Franken gerechnet.
Das Unternehmen setzt deshalb den Rotstift an. Eigenen Angaben zufolge will es zwischen 20 und 35 Prozent der Personalkosten einsparen. Dadurch sollen die Fixkosten schon im laufenden Jahr um eine Milliarde Franken gesenkt werden.
Ob auch Verwaltungsrat und Geschäftsleitung in den sauren Apfel beissen und bei ihren üppigen Bezügen Abstriche machen müssen, ist nicht bekannt. Allerdings werden im Aktionariat sowie an der Börse Stimmen laut, die Zugeständnisse fordern.
Dufry-Aktie eines der diesjährigen Börsenschlusslichter
Wie der Vergütungsbericht zeigt, verdiente der Verwaltungsrat 2019 gut 6,5 Millionen Franken, die Geschäftsleitung sogar 27 Millionen Franken.
Man kann den Aktionären ihren Frust nicht verübeln. Mit einem Minus von 76 Prozent seit Jahresbeginn zählt die Dufry-Aktie zu den diesjährigen Schlusslichtern an der Schweizer Börse. Der Reisehandelskonzern büsste alleine in den letzten fünf Handelstagen 13 Prozent seines Börsenwerts ein.
Hinzu gesellen sich Stimmen, die von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung angesichts der geplanten Sparrunde eine gewisse Opferkongruenz bei den Bezügen verlangen. Das sei der Belegschaft gegenüber nichts als fair, so lautet der Tenor.
Nach einem frühen Rücksetzer auf 21,30 Franken machte die Dufry-Aktie im späten Handel Boden gut. Zur Stunde gewinnt sie gar 2,2 Prozent auf 23,64 Franken.
Wie die Zürcher Kantonalbank schreibt, dürfte die Liquidität bei Dufry mit den im April getätigten Finanzierungsschritten bis mindestens Mitte 2021 reichen. Bis dahin könnte sich der internationale Flugbetrieb wieder etwas normalisiert haben, so ergänzt sie. Die Zürcher Bank verharrt an der Seitenlinie und stuft die Aktie wie bis anhin nur mit "Marktgewichten" ein.
Vorsichtiger äussert man sich bei Baader-Helvea. Ob das Vorkrisen-Niveau jemals wieder erreicht werde, bleibe offen, so heisst es. Das Anlageurteil lautet weiterhin "Sell" mit einem Kursziel von 20 Franken.