Ende Februar wurden vorübergehend bis zu 1264 Dollar für eine Unze Gold bezahlt. Das war soviel wie seit der überraschenden Wahl des Republikaners Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten vom November nicht mehr.

In den letzten Handelstagen ist das Edelmetall aber etwas zurückgefallen und notiert aktuell noch 1224 Dollar. Dieser Rückschlag weckt bei einigen Anlegern die Angst, dass es sich beim zuvor beobachteten Anstieg bloss um ein Strohfeuer handelte.

Dem widerspricht die für Abn Amro tätige Währungs- und Edelmetallstrategin jedoch vehement. Erst kürzlich sorgte sie mit ihrer negativen Haltung für den Dollar für Schlagzeilen. Nun stemmt sich die Expertin mit einer Erhöhung ihrer Prognosen für den Goldpreis gegen die gängige Meinung vieler ihrer Berufskollegen.

Wechselwirkung zwischen Gold und Dollar

Die Strategin rechnet im weiteren Jahresverlauf nicht mehr länger mit einer rückläufigen Preisentwicklung und traut der Gold-Unze bis Ende Jahr sogar einen Vorstoss bis auf 1300 (bisher: 1100) Dollar zu. Obwohl das Edelmetall noch immer 6 Prozent über dem Stand von Ende Dezember liegt, entspricht das aus heutiger Sicht noch einmal einem Anstieg ähnlichen Ausmasses. Ende 2018 soll die Gold-Unze sogar bis auf 1400 Dollar steigen.

Argumentiert wird einerseits mit den zuletzt wieder rückläufigen Realzinsen sowie mit der hohen politischen Unsicherheit beidseits des Atlantiks. Faktoren wie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen oder die im weiteren Jahresverlauf zu erwartenden Leitzinserhöhungen durch die US-Notenbank seien weitestgehend eingepreist, so heisst es bei der niederländischen Grossbank weiter.

Damit decken sich die Argumente pro Gold mit denjenigen der Währungs- und Devisenstrategin contra den Dollar. Das wiederum lässt sich mit der schon seit Jahren zu beobachtenden Wechselwirkung zwischen dem Greenback und dem Edelmetall erklären: Steigt der Dollar, fällt der Goldpreis und umgekehrt.

Goldpreis im Bann der US-Geldpolitik

Doch längst nicht alle Banken teilen die Einschätzung von Abn Amro. Die französische Investmentbank Natixis erwartet über die nächsten Jahre eine kontinuierlich rückläufige Preisentwicklung beim "gelben Metall". Für 2017 geht sie von einem durchschnittlichen Unzen-Preis von 1150 Dollar, für 2018 sogar nur von einem Durchschnittspreis von 1070 Dollar aus.

Für die Natixis-Strategen steht fest: Die US-Notenbank wird schon anlässlich des geldpolitischen Entscheids vom März die Leitzinsen um 25 Basispunkte anheben und im weiteren Jahresverlauf zwei weitere Zinsschritte vollziehen. Sie gehen deshalb von einer nachlassenden Goldnachfrage seitens der Anleger aus.

Bremsend dürfte sich den Franzosen zufolge auch der Kampf Chinas gegen die um sich greifende Kapitalflucht erweisen, verhängte die Regierung in Peking in diesem Zusammenhang jüngst doch sogar Importrestriktionen auf Edelmetallen. Wie Statistiken verraten, sind die Gold-Importe von Hongkong nach China deshalb auf den tiefsten Stand seit 2012 gefallen.

Als wichtigster Einflussfaktor für die Entwicklung des Goldpreises gilt aber immer noch die Geldpolitik der US-Notenbank. Dies eben gerade wegen der Wechselwirkung des Edelmetalls zum Dollar. Ob sich die Vertreter der US-Notenbank am 15. März zu einer weiteren Leitzinserhöhung durchringen können und mit wie vielen Zinsschritten sie im weiteren Jahresverlauf rechnen, dürfte deshalb von zentraler Bedeutung für den Goldpreis sein.