Bis vor wenigen Wochen war die Welt der Anleger an den Edelmetallmärkten noch in bester Ordnung. Die Gold-Unze kostete um die 1365 Dollar und damit fast 5 Prozent mehr als zu Jahresbeginn.

Ein Rückschlag radierte diese 5 Prozent zuletzt allerdings vollständig wieder aus. Ein kleiner Trost bleibt einzig den in Franken rechnenden Anlegern. Dank des erstarkten Dollars errechnet sich ihnen im bisherigen Jahresverlauf immerhin noch ein kleines Plus von 1,6 Prozent.

Wenig überrascht zeigt sich Joni Teves von der UBS Investmentbank. Die Edelmetallstrategin erklärt sich den tieferen Goldpreis einerseits mit den höheren Zinsen und andererseits mit dem festeren Dollar. Ausserdem sei die Gefahr eines Handelskriegs zwischen den USA und China zuletzt weniger geworden, so ergänzt sie.

Widerstandsfähige börsengehandelte Gold-Fonds

Teves sieht im Unzenpreis von unter 1300 Dollar eine günstige Einstiegsgelegenheit und rät Anlegern beim Gold zum "Kauf in Schwächen". Das überrascht, vertrat sie in den letzten Wochen und Monaten doch eher eine vorsichtige Haltung.

Als ermutigend erachtet die Edelmetallstrategin insbesondere die Tatsache, dass im bisherigen Monatsverlauf keine Gelder aus börsengehandelten Gold-Fonds abflossen. Ganz im Gegenteil: Unter dem Strich wurden Gelder im Gegenwert von 150000 Unzen angelegt. Seit Jahresbeginn entspricht der Zufluss gar 3,26 Millionen Unzen.

Wie Statistiken der US-Behörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) zeigen, sind die spekulativen Gold-Positionen innerhalb von gerademal zwei Wochen um 2,48 Millionen auf 10,84 Millionen Unzen geschmolzen. Das entspricht dem tiefsten Stand seit Juli letzten Jahres.

Juni-Treffen der US-Notenbank ein möglicher Preistreiber

Teves führt diesen Rückgang fast ausschliesslich auf Leerverkäufe gegen das Edelmetall zurück. Ihres Erachtens spielen diese Leerverkäufer in Zeiten geo- und wirtschaftspolitischer Spannungen mit dem Feuer. Je nach Nachrichtenlage könnten sie gezwungen sein, ihre Wetten wieder zu schliessen. Das wiederum hätte einen höheren Goldpreis zur Folge.

Als zukünftigen Preistreiber bezeichnet die Edelmetallstrategin auch den Zinsentscheid der US-Notenbank vom Juni. Da eine Leitzinserhöhung um 25 Basispunkte schon heute als so gut wie sicher gilt, erwartet sie für die darauffolgenden Wochen einen steigenden Goldpreis.

Eine Alternative zum Gold sehen ihre Berufskollegen vom Chief Investment Office des UBS Wealth Management im Silber. Denn anders als Gold findet Silber auch in der Industrie Verwendung und profitiert dadurch vom weltweiten Wirtschaftsaufschwung (cash berichtete).

Mit der Kaufempfehlung für Gold und Silber steht die Schweizer Grossbank allein auf weiter Flur. Andere Banken sind angesichts der restriktiveren Geldpolitik führender Zentralbanken und der dadurch steigenden Zinsen eher zurückhaltend für Edelmetalle.