Das dürfte den russischen Milliardär Viktor Vekselberg und Ankeraktionär (Stimmenanteil: 25,5 Prozent) so gar nicht freuen: Nur wenige Wochen nach der Gewinnwarnung von Mitte Juli sieht sich Schmolz+Bickenbach (S+B) zu einer weiteren Reduktion seiner diesjährigen Gewinnvorgaben genötigt. Der Zentralschweizer Edelstahlhersteller rechnet neuerdings gerade mal noch mit einem operativen Gewinn (EBITDA) zwischen 70 und 100 (zuvor 130 bis 170) Millionen Euro. Ursprünglich war sogar von 190 bis 230 Millionen Euro die Rede.

Die neue Zielspanne sei auf Basis der vorläufigen Geschäftszahlen für die ersten acht Monate getroffen worden. Gleichzeitig habe sich die Stahlnachfrage im bisherigen dritten Quartal nochmals abgeschwächt, schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung an die Medien.

Analysten bleibt nichts anderes übrig, als ihre Gewinnschätzungen erneut kräftig zu kürzen. Für gewöhnlich bleibt das nicht ohne Folgen für die Aktienkursentwicklung. An der Schweizer Börse SIX verliert die S+B-Aktie zur Stunde denn auch 8,6 Prozent auf 0,2485 Franken.

Mit einem satten Minus von mehr als 50 Prozent steht die Aktie an der Schweizer Börse weit oben auf der diesjährigen Verliererliste. Die Aktie ist so günstig zu haben wie letztmals vor 16 Jahren, als sich das Unternehmen finanziell in eine ungemütliche Lage hineinmanövriert hatte.

UBS mit ihrer Kaufempfehlung in Erklärungsnot

Für die Zürcher Kantonalbank kommt die erneute Gewinnwarnung nicht völlig überraschend. Dennoch muss die Zürcher Bank ihre diesjährigen Schätzungen für den operativen Gewinn (EBITDA) von 148 Millionen Euro kürzen. ihres Erachtens erscheinen die Bewertungsrelationen der S+B-Aktie schon seit Längerem günstig. In Anbetracht der ausgesprochen schwierigen Marktbedingungen sowie vor dem Hintergrund der laufenden Restrukturierung des US-Geschäfts hält sie das Kurspotenzial kurzfristig dennoch für beschränkt. Das Anlageurteil lautet daher weiterhin nur "Marktgewichten".

Die erneute Reduktion der diesjährigen Gewinnvorgaben kommt vor allem der UBS höchst ungelegen. Von vier Banken riet bisweilen nur die Grossbank zum Kauf der S+B-Aktie. Als der Edelstahlhersteller Mitte Juli mit der ersten Gewinnwarnung aufwartete, versuchte der UBS-Analyst die Wogen noch zu glätten. Er strich damals die erfolgreiche Bewirtschaftung des Umlaufvermögens sowie die Fortschritte bei der Reduktion der Nettoverschuldung hervor. Nun setzt der Analyst die Kaufempfehlung sowie das 0,65 Franken lautende 12-Monats-Kursziel in negative Revision.

Bewegten sich die Markterwartungen Mitte Juli mit einem operativen Gewinn (EBITDA) von 155 Millionen Euro inmitten der Zielbandbreite, lassen die neuen Vorgaben von 70 bis 100 Millionen Euro einschneidende Schätzungsreduktionen aus der Analystengemeinde erahnen. Wie es im hiesigen Berufshandel heisst, wird auch der UBS-Analyst nicht darum herum kommen, seine Schätzungen kräftig zu senken.