Als der Schreibende Hermann Strittmatter vor über 15 Jahren anfragte, ob er Lust hätte, für das damalige «cash daily» Kolumnen zu schreiben, wurden wir uns schnell handelseinig. Strittmatter - oder «Stritti», wie er überall genannt wurde - setzte diese Tätigkeit auch online bei cash.ch fort, als die Zeitung 2009 eingestellt wurde. Etwas widerwillig zwar, denn zwei Sachen waren ihm wichtig: Die Sprache. Und das Papier, auf dem diese abgebildet wurde.

Zu dieser Zeit war Stritti längst zur Schweizer Werbe-Ikone geworden. Die Medien verpassten ihm den Titel «Doyen der Schweizer Werbeindustrie». Victor Giaccobo nannte ihn bei einem Auftritt in seiner TV-Sendung das «älteste enfant terrible der Werbeszene». Bezeichnungen, gegen die er sich nicht wehrte.

Strittmatter begann als Juniortexter bei GGK in Basel, später gründete er den Zürcher Ableger der legendären Werbeagentur. Er entwarf etwa das goldene Edelweiss, mit dem Schweiz Tourismus über 30 Jahre lang warb, oder den Leoparden für das Filmfestival Locarno. Jahrelang prägte er die Imagekampagnen für die Swissair. Dazu machte er über Jahrzehnte Polit-Werbung, erst für die SP (deren Parteimitglied er lange war), später für die FDP. Stolz war er auf das Apfelbaum-Sujet, das er im Auftrag von economiesuisse für die bilateralen Abstimmungen entwarf.

Nun ist Hermann Strittmatter ist im Alter von 88 Jahren gestorben. In Erinnerung bleiben die Mittagessen in der Kronenhalle, die Diskussionen über Gott und die Polit-Welt, die gegenseitigen Sticheleien und Provokationen - und Abende, wo durchaus auch mal deftig über die Stränge geschlagen wurde. Vor allem aber war Stritti ein liebenswürdiger Mensch, mitsamt allen Ecken und Kanten.

Laut NZZ wurde Strittmatter jüngst im Familiengrab in Witikon beigesetzt.