Es kommt knüppeldick für die Swatch Group: Recherchen der "Schweiz am Wochenende" zufolge will die Eidgenössische Wettbewerbskommission (Weko) ein Lieferverbot für mechanische Uhrwerke gegen die Konzerntochter ETA verhängen.

Während die Swatch Group den Artikel gegenüber der Nachrichtenagentur AWP grundsätzlich bestätigt, will die Weko die Öffentlichkeit erst kommenden Donnerstag informieren. Wie aus Analystenkreisen verlautet, wäre ein Lieferverbot für ETA weniger für die Swatch Group als vielmehr für viele kleinere Uhrenhersteller ein ziemlicher Schlag. 

Gemäss Berechnungen der UBS trug das Geschäft mit Uhrwerken für Dritte beim Bieler Uhrenkonzern zuletzt gerade mal ein Prozent zum operativen Jahresgewinn bei.

Analysten blicken dem Entscheid mehrheitlich gelassen entgegen

Dementsprechend gelassen reagieren am frühen Montagmorgen die Anleger. Nach einem Vorstoss bis auf 279,70 Franken gewinnt die Swatch-Inhaberaktie zur Stunde noch 0,4 Prozent auf 278 Franken.

Wie die UBS weiter schreibt, ist der Entscheid der Weko noch nicht endgültig gefallen. Da sich die ETA-Mutter Swatch Group und die Weko schon seit Jahren in den Haaren liegen, kommt der Bericht in der Wochenendpresse für die Grossbank nicht völlig unerwartet. Sie würde ein Lieferverbot allerdings als ziemlich drastische und ungewöhnliche Massnahme einstufen. Das Anlageurteil der UBS lautet denn auch weiterhin "Sell" mit einem 12-Monats-Kursziel von 217 Franken.

Die Zürcher Kantonalbank zeigt sich hingegen überrascht, dass sich die Weko für ihren Entscheid so lange Zeit genommen hat. Ihres Erachtens ist das Geschäft mit mechanischen Standarduhrwerken für Drittkunden bereits stark geschrumpft. Mit geschätzten 50 Millionen Franken dürfte es 2019 nur noch für rund 0,6 Prozent des Jahresumsatzes verantwortlich sein. Die Zürcher Kantonalbank hält bereits viel Negatives für im Aktienkurs enthalten und empfiehlt die Inhaberaktie deshalb mit "Übergewichten" und einem rechnerischen fairen Wert von 325 Franken zum Kauf.

Zurückhaltender äussert sich Julius Bär. Die Zürcher Bank erachtet die finanziellen Auswirkungen aus Sicht der Swatch Group zwar als überblickbar. Dennoch könnte ein Lieferverbot der mit "Hold" und einem Kursziel von 330 Franken eingestuften Aktie zusetzen, so schreibt sie.

Diesjähriges Schlusslicht bei den Titeln aus dem SMI

Auch andere Banken sehen in einem drohenden Lieferverbot eher einen "Sturm im Wasserglas" mit überblickbaren Konsequenzen für den Uhrenhersteller.

Mit der Inhaberaktie der Swatch Group liess sich im bisherigen Jahresverlauf unter dem Strich kein Geld verdienen. Selbst den Dividendenabgang von Ende Mai mitberücksichtigt, errechnet sich seit Jahresbeginn ein leichtes Minus. Damit wird der Aktie die undankbare Rolle des Schlusslichts sämtlicher 20 Titel aus dem Swiss Market Index (SMI) zuteil. Seit ihrem Rekordhoch vom November 2013 hat sich ihr Kurs mehr als halbiert.

Auch im Hinblick auf das kommende Jahr steht der Bieler Uhrenhersteller nicht gerade in der Favoritenrolle. Wie Erhebungen der Nachrichtenagentur AWP zeigen, haben nur gerade sechs von 21 Banken eine Kaufempfehlung für die Inhaberaktie ausstehend.

Die Proteste im Schlüsselmarkt Hongkong veranlasste in den letzten Wochen viele Banken dazu, ihre Gewinnerwartungen für die Swatch Group zurückzuschrauben. Weitere Abwärtsrevisionen dürften folgen, so sind sich Beobachter einig. Üblicherweise gehen tiefere Gewinnerwartungen mit rückläufigen Kursen einher.