Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 4,3 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Dies ist der grösste Rückgang seit März 2022 - also dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Minus von 1,0 Prozent gerechnet, nach einem Anstieg von 1,3 Prozent im Juli.
«Das ist ein erneuter heftiger Schlag für die deutsche Konjunktur», sagte LBBW-Analyst Jens-Oliver Niklasch. «Für das dritte Quartal wird damit ein erneuter Rückgang der Wirtschaftsleistung wahrscheinlicher.» Statt eines «Herbstes der Reformen» drohe jetzt ein «Winter unseres Missvergnügens», warnte der Ökonom. «Derzeit fällt es zunehmend schwerer, unseren nach wie vor positiven Ausblick für 2026 zu begründen.»
Auch das Bundeswirtschaftsministerium erklärte: «Insgesamt deuten die Frühindikatoren am aktuellen Rand auf eine noch schwache Konjunkturentwicklung im dritten Quartal 2025 hin.»
Die deutsche Industrie allein stellte im August 5,6 Prozent weniger her als im Vormonat. Zudem macht ihr das Neugeschäft zu schaffen: Die Bestellungen sanken im August um 0,8 Prozent und damit das vierte Mal in Folge. Eine ähnlich lange Durststrecke hatte es zuletzt Anfang 2022 gegeben - zu Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine. Die Energieerzeugung nahm im August um 0,5 Prozent ab und die Baubranche steigerte ihre Produktion um 0,6 Prozent.
Führende Institute haben zuletzt ihre Wachstumsprognosen für Europas grösste Volkswirtschaft gesenkt. Sie trauen Deutschland 2025 nur noch ein Mini-Wachstum von 0,2 Prozent zu. In den nächsten beiden Jahren dürfte es stärker nach oben gehen - aber auch nur dank der massiven staatlichen Mehrausgaben für Infrastruktur und Verteidigung.
(Reuters)