"Das Schiff hat das Ufer erreicht", sagte die Präsidentin der UN-Konferenz, Rena Lee, am Samstagabend in New York. Unterhändler aus mehr als 100 Ländern hatten zuvor in einer 36-stündigen Marathonsitzung nach eintägiger Verlängerung zum Abschluss der Verhandlungen dem Text für das UN-Hochseeschutzabkommen zugestimmt. Bundesumweltministerin Steffi Lemke sprach von einem geschichtsträchtigen Durchbruch.

"Das ist ein historischer und überwältigender Erfolg für den internationalen Meeresschutz", erklärte die Grünen-Politikerin am Sonntag. Erstmals würden nun verbindliche Regeln für die Hohe See möglich. Meeresschutzgebiete, Umweltverträglichkeitsprüfungen und andere Massnahmen sollen bedrohte Arten und Lebensräume künftig besser schützen. Umweltschützer sprachen von einem "Tag zum Jubeln".

Lemke dringt auf rasche Ratifizierung

Über das Abkommen wurde bereits seit 15 Jahren verhandelt. Es muss nun von 60 Staaten ratifiziert werden, um in Kraft zu treten. Der Pakt gilt als entscheidend bei den globalen Bemühungen, bis zum Jahr 2030 insgesamt 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresfläche unter Schutz zu stellen. Dieses Ziel hatte die Weltnaturkonferenz im Dezember in Montreal vereinbart. Bisher ist nur ein kleiner Teil der Hochsee geschützt. Verschmutzung, Überfischung und eine wachsende Schifffahrt belasten die Weltmeere immer mehr. Wirtschaftliche Interessen waren ein Knackpunkt in der jüngsten Verhandlungsrunde, die am 20. Februar begonnen hatte. Zudem forderten Entwicklungsländer eine grössere Unterstützung.

Das Abkommen soll nun Umweltgruppen zufolge dazu beitragen, den Verlust der biologischen Vielfalt im Meer aufzuhalten und eine nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten. Laut Greenpeace müssen bis 2030 jedes Jahr elf Millionen Quadratkilometer Meeresfläche unter Schutz gestellt werden, um das Ziel zu erreichen. "Die Uhr tickt noch immer", sagte Greenpeace-Vertreterin Laura Meller. "Uns bleibt noch ein halbes Jahrzehnt, und wir dürfen nicht selbstgefällig sein." Für den WWF ist es "ein Tag zum Jubeln". Die Staatengemeinschaft habe erhebliche Meinungsverschiedenheiten zugunsten der Natur und der Zukunft auf diesem Planeten überwunden. Der grösste Lebensraum der Erde könne jetzt besser geschützt werden.

Umweltministerin Lemke forderte eine rasche Ratifizierung. "Deutschland wird die Umsetzung dieses wichtigen Abkommens vorantreiben", kündigte sie an. "Denn der Ozean ist unser mächtiger Verbündeter in der Klima- und Biodiversitätskrise. Wenn wir ihn schützen, schützen wir auch uns Menschen."

(Reuters)