Noch vor etwas mehr als einem Jahr galt Evolva an der Schweizer Börse als die Zocker-Aktie schlechthin. Tagesschwankungen von 10 Prozent oder mehr waren keine Seltenheit. Und noch etwas zog das Interesse der Spekulanten auf sich: Für einen "Penny Stock" - so werden Titel mit einem Kurs von weniger als einem Franken bezeichnet - war die Handelbarkeit stets gegeben. Das wiederum sorgte dafür, dass auch der eine oder andere Grossanleger auf die Aktie setzte.

Allerdings ist es ruhig um den Hersteller von Ergänzungsstoffen für die Nahrungsmittelindustrie geworden. Die letzten Neuigkeiten reichen in den November zurück. Damals ergriff das Unternehmen die Flucht nach vorn und gab überraschend einen Zwischenbericht für das dritte Quartal ab. In einer Mitteilung an die Medien liess es durchblicken, dass für 2018 ein deutliches Plus beim Produktumsatz zu erwarten sei. Zudem stellte Evolva für das vierte Quartal erstmals Lizenzeinnahmen für den auf Stevia basierenden Süssstoff EverSweet in Aussicht. Der Aktie half das herzlich wenig. Sie ging an diesem Tag bei knapp 25 Rappen und damit in etwa auf dem Schlussstand vom Vortag aus dem Handel.

Grösster Einzelaktionär kein unbeschriebenes Blatt

Mittlerweile kostet die Aktie sogar nur noch gut 20 Rappen. Das ist so wenig wie noch nie. Auch wer im November 2017 die Kapitalerhöhung nutzte und zu 22 Rappen Titel zeichnete, hat rückblickend nicht das erhoffte Schnäppchen erworben.

Das gilt auch für die Genfer Privatbank Pictet sowie für die britische Investmentfirma Cologny. Beide zeichneten kurz zuvor gesamthaft 68 Millionen Aktien. Wie aktuelle Offenlegungsmeldungen belegen, sind die beiden Grossaktionäre noch immer mit mindestens 5 Prozent der Stimmen mit an Bord. Grösster Aktionär ist aber Mark Angelo. Er hält gar 15,24 Prozent der Stimmen. Der US-Hedgefonds-Manager ist kein unbeschriebenes Blatt. 2012 warf ihm die US-Börsenaufsicht SEC vor, den Wert der Beteiligungen seines Hedgefonds absichtlich beschönigt zu haben.

Kursentwicklung der Evolva-Aktie in den vergangenen 12 Monaten (Quelle: www.cash.ch)

Die Evolva-Aktie ist vor allem eines: Eine Wette auf einen kommerziellen Erfolg mit dem Süssstoff EverSweet. Letzterer wird von einem Gemeinschaftsunternehmen des langjährigen Partners Cargill und der niederländischen DSM vertrieben. Evolva erhält Lizenzeinnahmen, abhängig von der abgesetzten Menge.

Schwarze Zahlen vorerst kein Thema

Neben EverSweet hat Evolva mit dem Nahrungsergänzungsmittel Resveratrol und dem in der Schädlingsbekämpfung eingesetzten Nootkaton zwei weitere Pfeile im Köcher. Wie Research Partners schreibt, verläuft die Registrierung von Nootkaton durch die US-Umweltschutzbehörde EPA planmässig. Die Registrierung sei für Anfang 2019 zu erwarten. Ab dann darf mit ersten Umsätzen gerechnet werden.

In Erwartung steigender Produktumsätze empfiehlt Research Partners die Aktie von Evolva mit einem 12-Monats-Kursziel von 40 Rappen zum Kauf. Sogar auf ein Kursziel von 58 Rappen kommen die Analysten von Edison. Allerdings sei gesagt, dass Edison von Evolva Geld für die Mitverfolgung der Aktie erhält.

Wann der Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln endlich schwarze Zahlen schreibt, steht vorerst in den Sternen. Zumindest für die nächsten zwei Jahre rechnen weder Edison noch Research Partners mit dem Erreichen der Gewinnschwelle. Gut möglich also, dass die Aktionäre vom Unternehmen ein weiteres Mal um Geld gebeten werden. Damit Spekulanten die Aktie wiederentdecken, muss an den Aktienmärkten erst einmal der Risikoappetit zurückkehren. Und selbst dann eignet sich Evolva nur für sehr wagemutige Anleger.