Noch im Januar war die Welt der Aktionäre bei DKSH in bester Ordnung. Damals stieg der Kurs der Aktie des Dienstleistungs- und Handelskonzerns in der Spitze bis auf 92,65 Franken und damit auf den höchsten Stand in der Firmengeschichte.

Doch das war einmal. Seit wenigen Tagen ist die Aktie des einstigen Börsenüberfliegers kaum mehr wieder zu erkennen. Alleine seit Mitte Juni beläuft sich das Minus auf fast 15 (!) Prozent. Begleitet wurde der Kurszerfall von auffällig hohen Handelsaktivitäten. Zeitweise gingen fünfmal mehr Titel um als an einem durchschnittlichen Tag. Auch ausserbörslich wechselten einige ausserbörsliche Aktienpakete die Hand, was auf Verschiebungen im Aktionariat hindeutet.

Titelverkäufe aus dem Grossaktionariat und dem Verwaltungsrat

Als naheliegendster Verkäufer von Aktien gilt Rainer-Marc Frey. Der Hedgefonds-Pionier und frühere UBS-Verwaltungsrat ist seit September 2013 Grossaktionär bei DKSH. Einer Beteiligungsmeldung zufolge fiel sein Stimmenanteil anfangs Juni im Zuge von Titelverkäufen auf 2,88 (zuvor 3,09) Prozent. Gut möglich, dass sich Frey seither von weiteren Aktien trennte, eventuell sogar ganz ausgestiegen ist.

Frey dürfte nicht der einzige Verkäufer gewesen sein. So trennten sich ein oder mehrere Verwaltungsräte von DKSH in der Zeit zwischen dem 28. Mai und dem 14. Juni insgesamt von 342'000 Titeln im Gegenwert von fast 27 Millionen Franken. Die letzte vergleichbare Häufung von Aktienverkäufen aus dem Verwaltungsrat oder der Geschäftsleitung gehen ins Jahr 2016 zurück.

Geheimnisvoller Kurszerfall der DKSH-Aktie über die letzten Wochen (Quelle: www.cash.ch)

Das wiederum lässt tief blicken, kürzten vergangene Woche doch gleich zwei Banken ihre Prognosen für DKSH. Aufgrund schwacher Detailhandelsumsätze und fehlender Preisgestaltungsmacht in den Schlüsselmärkten strich die britische HSBC die Gewinnschätzungen für die kommenden Jahre um bis zu 10 Prozent zusammen. Dadurch fiel das Kursziel für die mit "Reduce" eingestufte Aktie auf 68 (zuvor 73) Franken.

Anstehende Halbjahreszahlen sorgen für Nervosität

Im Hinblick auf die Halbjahresergebnispräsentation von Mitte Juli kürzte tags zuvor schon Kepler Cheuvreux die Gewinnschätzungen im um bis zu 8 Prozent und das Kursziel auf 74,30 (zuvor 82) Franken. Um das Wachstum im Geschäft mit Konsumgütern anzukurbeln bedürfe es höher Vorausinvestitionen. Eine Gewinnerholung könnte deshalb länger als erwartet dauern und einmal mehr die Geduld der Investoren auf die Probe stellen, so die Begründung. Wie bei HSBC lautet das Anlageurteil für die DKSH-Aktie auch bei Kepler Cheuvreux "Reduce".

Die bisweilen optimistisch gestimmte MainFirst Bank stuft die Aktie am Dienstagmorgen von "Outperform" auf "Neutral" herunter. Nach einer Reduktion der Gewinnschätzungen um bis zu 13 Prozent wird das Kursziel neu mit 73 (zuvor 88) Franken angegeben.

Händlern zufolge lässt diese Häufung von Schätzungsreduktionen im Hinblick auf die Halbjahresergebnisveröffentlichung nichts Gutes erahnen. Die Angst vor einer Ergebnisenttäuschung geht um, und diese erweist sich wiederum als Gift für den Aktienkurs. Ob begründet oder nicht, wird sich am 12. Juli zeigen.