Die Aktien von Tesla scheinen kein Halten zu kennen. Seit Anfang Jahr steht ein Plus von knapp 600 Prozent. Der Elektroautopionier wird an der Börse derzeit mit rund 550 Milliarden Dollar bewertet - und holt damit damit mittlerweile auch Warren Buffetts Berkshire Hathaway punkto Marktkapitalisierung ein.

Der Höhenflug der Tesla-Aktie lässt das Vermögen von Firmenchef Elon Musk immer weiter steigen. Im Milliardärs-Ranking "Bloomberg Billionaires Index" hat der 49-jährige Starunternehmer den Microsoft-Mitgründer Bill Gates überholt und gilt nun als zweitreichster Mensch der Welt.

Kursentwicklung der Tesla-Aktie in den letzten zwölf Monaten (Quelle: cash.ch). 

Trotz – oder gerade wegen des nicht enden wollenden Höhenflugs – gehört Tesla noch immer zu den meist geshorteten Aktien der Welt. Das heisst, viele Spekulanten setzen bei dem Elektroautobauer noch immer eisern auf sinkende Kurse. Laut dem US-Datenanalysehaus S3 Partners verloren Tesla-Shortseller dieses Jahr bereits knapp 30 Milliarden Dollar mit ihren Wetten gegen Tesla.

«Kursentwicklung ist grotesk»

Einer der Tesla-Shortseller ist Count Bradford Cornell, Senior Advisor beim US-Investmenthaus Cornell Capital Group. "Die Geschwindigkeit der Tesla-Aktie ist geradezu grotesk", zitiert die US-Finanzplattform marketwatch.ch eine Mitteilung von Cornell an seine Kunden. Es habe, so Cornell weiter, nie eine Aktie gegeben, die anhand ihrer fundamentalen Daten so überbewertet sei wie Tesla.

Die Titel von Tesla erhielten zuletzt zusätzlichen Schub durch die Aufnahme in den US-Index S+P 500. Aktien profitieren in der Regel von Indexaufnahmen, weil dadurch viele Fonds, die sich nach dem entsprechenden Index richten, quasi "gezwungen" sind, sich deren Aktien ins Depot zu legen. Auch der im August durchgeführte Aktien-Split führte zu steigenden Kursen bei der Tesla-Aktie (cash berichtete hier). Für Cornell ist die jüngste Tesla-Rally trügerisch. "Tesla hat allein durch zwei Ereignisse, die nichts mit der Profitabilität des Unternehmens zu tun haben, rund 250 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung gewonnen".

Cornell stellt drei Szenarien für die zukünftige Entwicklung des Aktienkurses von Tesla auf. Es zeigt sich: Jedes Szenario sieht tiefere Kurse vor. Das Basisszenario geht von einem weiterhin schnellen Wachstum sowie weiter stetig steigenden Margen aus. Allerdings: Cornell sieht den fairen Preis der Tesla-Aktie hier bei gerade mal 144 Dollar. Im vorbörslichen Handel vom Dienstag wird der Titel bei etwa 592 Dollar gehandelt.

Aktie höchstens 300 Dollar wert?

Etwas - aber nicht viel - besser sieht es im bullishen Szenario aus. Sollte Tesla schneller als erwartet wachsen und einen "beispiellosen" Anstieg der Marge erreichen, setzt Cornell ein Kursziel von 300 Dollar – noch immer nur halb so viel wie der derzeitige Kurs. Im "Bär-Szenario", welches ein überraschend geringes Wachstum von Tesla annimmt, sieht Cornell einen fairen Kurs der Tesla-Aktie von gerade mal 72 Milliarden Dollar. "Zusammenfassend kann man sagen, die Tesla-Aktie ist nicht nur zu hoch bewertet, die Bewertung ist schlicht verrückt." Skurril: Sollte das Worst Case Szenario von Cornell eintreten, wäre Tesla noch immer höher bewertet als der US-Autoriese General Motors.

Die Aktie von Tesla spaltet seit jeher die Investorengemeinde: Tesla ist ein Wachstums-Titel, in dem eine geballte Ladung an Erwartung steckt. Der Aktienkurs lässt sich trotz steigender Umsatzahlen laut Kritikern wie Cornell noch immer nicht ansatzweise mit der realwirtschaftlichen Realität erklären. Allerdings muss das nichts heissen. Aktienkurse bilden bekanntermassen immer die Erwartungen für die Zukunft ab. Die Amazon-Aktie schoss bereits Jahre bevor das Unternehmen seine jetzige Marktstellung erreichte in die Höhe. Nichtsdestotrotz sollen Anleger die Fallhöhe der Tesla-Aktie nicht ausser Acht lassen.