Die arabische Fluggesellschaft Emirates bestellte beim US-Konzern Boeing 95 Grossraumjets - und brüskierte den europäischen Hersteller mit öffentlicher Kritik an den Antrieben des derzeit grössten Airbus-Modells A350-1000. Letztlich orderte Emirates am Donnerstag 15 Maschinen in der kürzeren Version A350-900. Auch insgesamt holte Airbus in Dubai weitaus weniger Bestellungen herein als Boeing. Ein erwarteter Riesenauftrag von Turkish Airlines wurde noch nicht spruchreif.
Insgesamt meldete Boeing von Montag bis Donnerstagnachmittag sieben Bestellungen über insgesamt 214 Flugzeuge. Airbus kam lediglich auf vier Aufträge über zusammen 66 Maschinen, davon 36 Exemplare der A350-900. Neben Emirates entschieden sich auch die Fluggesellschaften Ethiopian Airlines aus Äthiopien und Egyptair aus Ägypten für dieses Modell. Die restlichen 30 entfielen auf das kleinste Airbus-Modell A220. Damit will die lettische Fluggesellschaft Air Baltic ihre Flotte weiter ausbauen.
Bei Boeing zeichnete Emirates auf der Messe für fast die Hälfte der Bestellungen verantwortlich. Auch sonst konnte der US-Konzern mit seinen Grossraumjets punkten: Die Billigfluggesellschaft Flydubai orderte 30 Boeing 787 «Dreamliner» und will sich mit den Maschinen erstmals auf die Langstrecke wagen. Ethiopian Airlines, Royal Jordanian und Air Maroc entschieden sich ebenfalls für dieses Modell.
Zudem orderte der deutsch-türkische Ferienflieger Sunexpress 45 weitere Mittelstreckenjets vom Typ Boeing 737 Max. Das Gemeinschaftsunternehmen von Lufthansa und Turkish Airlines will seine Flotte damit bis zum Jahr 2033 mehr als verdoppeln und dann bis zu 150 Flugzeuge einsetzen.
Ein erwarteter Grossauftrag von Turkish Airlines für Airbus wurde in Dubai noch nicht spruchreif. Dem Hersteller zufolge sind sich beide Seiten über eine «bedeutende Flugzeugbestellung» im Prinzip einig. Laut Turkish Airlines geht es um den Kauf von 355 Airbus-Flugzeugen, davon 240 als Festbestellung und 115 als Optionen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg hat die türkische Staatsfluglinie insgesamt 90 Airbus A350, 250 Maschinen vom Typ A321neo und einige Exemplare des neuen A350-Frachters im Auge.
Harte Kritik von Emirates
Unterdessen mussten Airbus und der britische Triebwerkshersteller Rolls-Royce in Dubai harte Kritik von Emirates einstecken. So zeigte deren Präsident Tim Clark zwar Interesse am Kauf von bis zu 50 Exemplaren des derzeit grössten Airbus-Modells A350-1000. Allerdings seien dessen Triebwerke «fehlerhaft». Er werde keine A350-1000 bestellen, bevor Rolls-Royce den Missstand behoben habe. Der Hersteller liefert die einzigen Triebwerkstypen für die A350-Reihe, darunter die stärkere Version für die A350-1000.
Nach Clarks Ansicht sind deren Wartungszyklen deutlich zu kurz. Zudem verziehen das heisse Klima im Nahen Osten und die intensive Nutzung den Triebwerken weniger Schwächen. Ein Flugzeug zu kaufen, das ständig in Reparatur sei, würde die Airline umbringen, sagte Clark vor Journalisten. Airbus-Verkaufschef Christian Scherer nannte die Triebwerke hingegen «vollkommen in Ordnung» und verwies auf die zahlreichen Bestellungen. Allein in den ersten zehn Monaten des Jahres holte Airbus Aufträge über 78 Exemplare der A350-1000 herein.
Bereits im Jahr 2017 hatte Emirates Airbus in Dubai öffentlich vorgeführt. Damals war von den Arabern eine Order über 36 Exemplare des A380 erwartet worden. Stattdessen unterschrieb Emirates vor der internationalen Presse einen Vorvertrag mit Boeing über 40 Langstreckenjets - während sich die bereits erschienenen Airbus-Manager aus dem Saal verzogen.
Emirates war die grösste Abnehmerin des Airbus A380, des grössten Passagierjets der Welt. Derzeit hat sie 116 Maschinen des Typs in ihrer Flotte. Der Hersteller hat die Produktion der doppelstöckigen A380 mangels Nachfrage eingestellt und die Entwicklung einer von Emirates gewünschten sparsameren Neuauflage abgelehnt.
(AWP)