Viele Anleger dürften es kennen: Sobald eine Aktie gekauft ist, schaut man regelmässig ins Depot und geht mit der Erwartungshaltung heran: Jetzt, da man sich die Aktie ins Depot geholt hat, soll sie gefälligst auch steigen. Tut sie es nicht oder fällt sie gar, tendiert man dazu, nervös und ungeduldig zu werden. Was folgt, sind emotionsgetriebene und meist wenig rationale Entscheidungen. 

Aktien kaufen ist leicht - und verkaufen?

Das Grundproblem: Eine Aktie kaufen ist in der Regel relativ leicht. Sich von ihr zu trennen, ist oft überraschend schwierig. Und wenn doch, tappt man oft in die klassische Falle und neigt zu hastigen Zu- und Verkäufen.

Warum? Weil der Markt einem heute einen neuen Aufwärtstrend und morgen wieder einen Abwärtstrend vortäuscht. Hier gilt die alte Börsenweisheit: Hin und Her macht Taschen leer.

Gier und Angst der Feind jedes Anlegers

Warum tun sich Anleger schwer damit, rational zu handeln? Für den deutschen Psychologen Arnold Kitzmann sind zwei Eigenschaften des Menschen dafür hauptverantwortlich: Gier und Angst. Die Gier verhindere, dass Anleger während einer Hausse den richtigen Zeitpunkt zum Ausstieg finden. Die Angst wiederum führe während einer Baisse zu einem übermässigen Ausverkauf an den Börsen.

Zudem liegt das Zaudern mit Entscheidungen in der Natur des Menschen. Joachim Goldberg, ein profilierter deutscher Finanzmarktanalyst, sagte mal in einem Interview mit cash.ch: "Der grösste Feind unserer Entscheidungen ist das Bedauern". Heisst: In dem Moment, in dem wir eine (Kauf-)Entscheidung getroffen haben, fangen wir sofort an, die Entscheidung zu hinterfragen.

Diese Punkte helfen, die Nerven zu bewahren

Dabei gilt an der Börse das Gleiche, was im Privat- oder auch Berufsleben gilt: Oft lohnt es sich, einmal durchzuatmen, bevor man hastig eine falsche Entscheidung trifft – etwa eine Kaufentscheidung zu schnell wieder rückgängig zu machen.

Wie verhindert man also als Anleger, ein Opfer seiner eigenen Emotionalität zu werden? Die Punkte können dabei helfen:

1) Machen Sie sich ein mentales Setup

Es ist wichtig, sich vor einer Krise darüber klar zu werden, welche Ziele man verfolgen will – und welche Risiken man dafür eingehen möchte. Wer sich von Beginn an eine klare Strategie zurecht legt, dem fällt es leichter, bei Börsen-Turbulenzen nicht zu überreagieren.

2) Legen Sie einen Anlagehorizont fest

Werden Sie sich im Klaren darüber, was Ihr Anlagehorizont ist. Wer einen Anlagehorizont von zehn oder 15 Jahren hat, braucht sich in der Regel keinen Sorgen darüber machen, dass zwischenzeitliche Verluste wieder aufgeholt werden. Konkretes Beispiel: Laut dem deutschen DAX-Rendite-Dreieck hat sich eine breit gestreute Investition in den DAX spätestens nach 13 Jahren immer ausgezahlt, auch wenn zum allerunglücklisten Zeitpunkt investiert wurde – etwa auf dem Peak kurz vor dem Crash 2008.

3) Legen Sie sich eine Exit-Strategie zurecht

Denken Sie nicht nur an die guten Zeiten an der Börse. Überlegen Sie sich, wie Sie vorgehen, wenn es zu Verwerfungen an den Börsen kommt. Dabei hilft es, sich vorher klare Vorgaben zu setzen. Bleib ich trotz Börsen-Gewitters eisern investiert oder steige ich aus, wenn es unruhig wird? Bei letzterem sollten Sie vorher festlegen, ab wann Sie aussteigen. Bei Verlusten von zehn Prozent? Oder 15 Prozent? Wer sich das vor der Krise überlegt, handelt weniger im Affekt.

4) Sehen Sie den Wert einer Aktie, nicht nur den Preis

Seien Sie sich stets bewusst, dass es völlig normal ist, dass es zwischen dem Preis eine Aktie und deren Wert massive Unterschiede geben kann. Der Preis spiegelt sich im Aktienkurs wider. Dabei handelt es sich um nichts anderes als die aktuelle Konsensmeinung aller Marktteilnehmer. Der Wert eine Aktie hingegen ist der tatsächliche, zu erwartende Nutzen des Investments. Dieser ergibt sich aus zukünftigen Kursgewinnen und Dividendenausschüttungen. Dies zu verinnerlichen hilft, um bei fallenden Kursen die Ruhe zu bewahren. Zudem können tiefe Kurse als Chance gesehen werden, Aktien zu einem günstigen Preis zu erwerben.

5) Bewahren Sie Ruhe

Die wohl grösste Herausforderung: Behalten Sie bei Marktverwerfungen die Nerven und halten Sie an Ihrer Strategie fest. Erinnern Sie sich, warum Sie die Aktie damals gekauft haben. Während Anleger in guten Zeiten dazu neigen, negative Punkte bei einer Aktie zu ignorieren, werden positive Punkte bei Krisen oft gänzlich weggewischt.