Die Industrietätigkeit rund um den Globus schwächelt, und die Konsumenten halten sich zurück. Das spiegelt sich auch in den Halbjahreszahlen der Ems-Chemie. So sank der Umsatz von Januar bis Juni um 7,9 Prozent auf 1,18 Milliarden Franken. Um Franken bereinigt, wären die Verkäufe allerdings nur um 1,9 Prozent gesunken, betonte das Unternehmen am Freitag.
Auch die für die Ems-Chemie wichtigen Autobauer müssen sich schon wieder auf schlechtere Zeiten einstellen. "Die Konjunkturlage ist sehr düster, die Stimmung ist sehr schlecht bei den Konsumenten und den Firmen", sagt Ems-Chefin Magdalena Martullo-Blocher im Video-Interview mit AWP. Dies habe mit der Inflation zu tun, alles werde teurer.
Als Folge der Inflation und der höheren Zinsen nehmen die verfügbaren Einkommen ab. "Wir haben einen Rückgang der Konjunktur. Diese erholt sich nicht so, wie ich das eigentlich gedacht habe. Es sieht eher danach aus, dass es schlechter wird", sagt Martullo Blocher weiter.
Daher erwarte Ems-Chemie für 2023 neu einen Nettoumsatz und ein Betriebsergebnis (EBIT) unter Vorjahr. Bisher hatte die Gesellschaft Werte in Aussicht gestellt, die nur "leicht" zurückgehen. Ems-Chemie hatte den Ausblick für 2023 gerade erst im April ein erstes Mal gesenkt. 2022 hatte Ems einen Umsatz von Umsatz von 2,44 Milliarden Franken und einen EBIT von 611 Millionen erwirtschaftet.
"Die Mengen sind weniger, weil weniger gekauft wird und Firmen weniger investieren", so die Ems-Chefin. Die Kunden machten bei den Preisen Druck, sodass man bei leicht nachgeben müsse. Der schwierigen Geschäftslage will Konzernchefin Magdalena Martullo mit einem stärkeren Verkaufsteam in China entgegenwirken und schneller wachsen. Denn dort boomt der E-Auto-Markt.
Die Aktie von Ems-Chemie sinkt Freitag 1 Prozent auf 685 Franken, nachdem sie bei minus 3 Prozent eröffnet hatte. Seit Ende April, als Ems-Chemie den Ausblick für 2023 ein erstes Mal gesenkt hatte, hat die Aktie rund 15 Prozent an Wert verloren. Beim Jahreswechsel 2021/2022 notierte die Aktie kurzzeitig über der Marke von 1000 Franken.
(AWP/cash)
3 Kommentare
Lieber Alpenblick
in diesem Artikel hab ich nirgendwo gelesen, dass Frau Martullo-Blocher staatliche Unterstützung fordert. Für wen auch immer.
"Mit Blick auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung schwant der Ems-Chefin vor allem für Europa und im Besonderen für
Deutschland nichts Gutes. Die nach wie vor hohen Energiepreise und das fehlende Verständnis für die Wirtschaft aufseiten der Politik würden Industriebetriebe zunehmend zu Verlagerungen bewegen. Die USA lockten investitionswillige
Unternehmen obendrein mit hohen Subventionen an, sagte Martullo-Blocher. In Europa hingegen wird, so beobachtet die
Managerin, in vielen Betrieben bereits wieder Kurzarbeit verrichtet – wie zu Zeiten des ersten Corona-Lockdowns 2020."
«Den Leuten fehlt das Geld selbst für Wurstwaren» –
der Ems-Chemie-Chefin Martullo-Blocher bereitet die schwache Konjunktur Kopfzerbrechen
Das Chemieunternehmen Ems spürt die schwache Konsumsituation auf breiter Front. Besonders für Deutschland ist die Firmenchefin Magdalena Martullo-Blocher pessimistisch gesinnt.
Dominik Feldges, Domat/Ems
14.07.2023, 16.43 Uhr
Interessant, dass ein Unternehmen, an dessen Spitze eine SVP Politikerin steht, die Swissness und weniger Staat ganz zu oberst auf ihrer politischen Agenda hat, implizit staatliche Unterstützung fordert. Das ist die gleiche Partei, die Fördergelder in fast allen anderen Bereichen ablehnt.